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HomeSportFußballZweikampf der Woche

FC Bayern – "Uli Hoeneß beschädigt sein eigenes Denkmal"


Das Ende einer Ära
"Hoeneß ist kurz davor, sein eigenes Denkmal einzureißen"

Pro & KontraVon Robert Hiersemann und Florian Wichert

11.11.2019Lesedauer: 2 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Eine der spannendsten Fragen der Bundesliga: Wie geht es weiter, wenn Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern zurücktritt?Vergrößern des Bildes
Eine der spannendsten Fragen der Bundesliga: Wie geht es weiter, wenn Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern zurücktritt? (Quelle: t-online.de/imago-images-bilder)

Der Bayern-Präsident wird Ende der Woche seinen Posten räumen, kündigte aber an, künftig wieder die "Abteilung Attacke" auszufahren. Wäre das gut für den Verein? Der "Zweikampf der Woche" mit Robert Hiersemann und Florian Wichert.

Uli Hoeneß kam nach der Gala zu seinem Abschied gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. "Fantastisch", "traumhaft", "unglaublich" – das 4:0 (1:0) seines FC Bayern im Bundesliga-Klassiker gegen ein desaströses Borussia Dortmund werde ihm "ewig in Erinnerung bleiben", sagte der scheidende Patriarch ergriffen. Voller Dankbarkeit fügte er hinzu: "So habe ich mir meinen Abschied als Präsident vorgestellt. Das war ein wunderschöner Abschluss." Hoeneß wird seinen Posten am kommenden Freitag räumen. Als Mitglied im Aufsichtsrat bleibt er dem Verein erhalten.

Der Kampf um die Meisterschaft wird dann weitergehen. Allerdings ohne Hoeneß. Nach knapp 40 Jahren in Position an vorderster Front beim FC Bayern endet in dieser Woche seine Ära.

Hoeneß: "Wie eine Glucke"

Doch noch am Sonntagabend kündigte Hoeneß an: "Der eine oder andere Journalist wird sich jetzt schon gefallen lassen müssen, dass ich die Abteilung Attacke wieder ausfahre, jetzt wo ich dann keine offizielle Funktion mehr habe", sagte er nach dem Sieg der Münchner Basketballer gegen Alba Berlin. Und weiter: "Immer wenn ich Unsachliches höre und sehe, werde ich den Verein wie eine Glucke bewachen." Eine gute Entscheidung? Oder:

Sollte Uli Hoeneß die "Abteilung Attacke" endlich dicht machen?

Pro
Florian WichertStellvertretender Chefredakteur

Ja, er beschädigt sein eigenes Denkmal

Uli Hoeneß und die "Abteilung Attacke": Die ganze Bundesliga fürchtete einst seine spitzen Aussagen. Seit seiner Rückkehr ins Amt des Präsidenten 2016 allerdings belächelt sie die Attacken überwiegend, weil sie ihr Ziel oft kilometerweit verfehlen.

Bei seiner Wiederwahl als Präsident nannte Hoeneß Dortmund und Leipzig martialisch "Feinde" – wofür er sich zu Recht entschuldigen musste. Ein Fehler, okay. Doch schon bei seinen Aussagen zu Özil ("Er hat seit Jahren einen Dreck gespielt") oder Bernat ("Er hat Scheißdreck gespielt") kippte die Stimmung.

Als er dem DFB aufgrund angeblich fehlender Rückendeckung für Neuer mit einem Boykott drohte, winkten selbst Bayern-Fans ab. Und als Hoeneß am Sonntag im Doppelpass anrief, um seine Wut über die Kritik an Salihamidzic loszuwerden, nahm ihn niemand mehr ernst. Die Reaktionen? Irritation, Mitleid und die Hoffnung, dass der Mann am Telefon sein eigenes Denkmal nicht noch komplett selbst einreißt.

Leider passiert genau das, wenn Hoeneß wie angekündigt den Verein künftig "wie eine Glucke" bewacht. Nach seinem Abschied aus der ersten Reihe des FC Bayern sind seine Attacken dann nicht nur deplatziert – sondern auch noch irrelevant. Hoeneß sollte sich künftig lieber auf Aufgaben konzentrieren, bei denen er wirklich gebraucht wird – und zum Beispiel als Opa für seine Enkel da sein.

Kontra
Robert HiersemannBereichsleiter Entwicklung

Nein, denn einen wie ihn bekommen wir nie wieder

20 Deutsche Meisterschaften, 11 DFB-Pokal-Erfolge und zwei Endspielsiege in der Champions League: Das ist die Bilanz von Uli Hoeneß als Manager und Präsident des deutschen Rekordmeisters – Hoeneß ist der FC Bayern. Und natürlich ist er häufig angeeckt und galt Fans anderer Vereine als Feindbild. Doch wir würden erst merken, was wir an ihm hatten, wenn er nicht mehr da wäre.

Hoeneß ist selbst der größte Bayern-Fan auf diesem Planeten und einer von nur ganz wenigen in der Bundesliga, der auch mal im Affekt sagt, was er denkt. Er ist impulsiv, ungezügelt – und echt. Das müssen selbst seine ärgsten Kritiker anerkennen. Oder nennen Sie mir einen anderen Verantwortlichen, der sich so vor seinen Verein stellt? Ihn verteidigt mit Haut und Haaren.

Wer würde künftig am Sonntagvormittag per Telefonschalte in die Experten-Runde vom Doppelpass platzen, um seinen Sportdirektor in Schutz zu nehmen? Niemand. Das macht nur er.

Generationen von deutschen Fußballfans sind mit Hoeneß als Gesicht und Stimme des FC Bayern aufgewachsen. Ohne ihn und seine direkte Art können sich die meisten diesen Verein gar nicht mehr vorstellen.

Man kann Hoeneß zwar in seiner Funktion ersetzen, aber nicht als Person. Gut, dass er uns erhalten bleibt.

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Civey


Im "Zweikampf der Woche" kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Stellvertretender Chefredakteur bei t-online.de) und Robert Hiersemann (Head of Fußball und Sport) aktuelle Fußball-Themen. In dieser Woche geht es um die letzten Tage von Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern München – auch als Podcast zum Hören und kostenlosen Abonnieren bei Apple, Spotify, Google, Deezer, Podigee und in jeder Podcast-App.

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  • Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.
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