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Elon Musk und Tesla: Können deutsche Autohersteller noch aufholen?


VW, BMW und Daimler im Check
Das ist die Antwort der deutschen Autobauer auf Tesla

Von Markus Abrahamczyk

Aktualisiert am 23.07.2020Lesedauer: 4 Min.
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Trotz Corona: Tesla feiert den vierten Quartalsgewinn in Folge – und nimmt damit eine wichtige Hürde. (Quelle: Reuters)

Die Regeln des Geschäfts auf den Kopf gestellt: Seit Jahren treibt Tesla die größten Konzerne der Autoindustrie vor sich her. Was macht das junge Unternehmen so unglaublich wertvoll? Und wie stehen die Chancen für die Konkurrenz?

Das Wichtigste im Überblick


Quartalsberichte eines Industrieunternehmens sind der breiten Öffentlichkeit in der Regel nicht mal ein Achselzucken wert. Bei Tesla ist das anders. So wie bei Tesla beinahe alles anders ist. Anleger, Fans, Konkurrenten – sie alle warteten seit Tagen gespannt auf die neuesten Zahlen aus Palo Alto (Kalifornien). Denn diese Zahlen entscheiden darüber, was im nächsten Kapitel der Tesla-Erfolgsgeschichte stehen wird.

So groß die Euphorie bei Tesla ist, so klein dürfte sie bei manchem Rivalen sein. Gerade von den deutschen Herstellern heißt es immer wieder, für sie gehe es gerade ums Ganze. Wie steht es um BMW, VW und Daimler? Und was macht Tesla so stark?

Tesla

Verfügbare Elektroautos: 3 (S, 3, X)
Modelle insgesamt: 3
Anteil Elektroautos am Modellprogramm: 100 Prozent

Tesla legt ein derartiges Tempo vor, dass manchem Verfolger die Luft knapp wird. Vier Elektroautos haben die Amerikaner bereits im Angebot (das Model Y kommt 2021 nach Deutschland), hinzu kommt bald ein Pick-up ("Cybertruck"), außerdem plant Tesla den Einstieg ins Geschäft mit Lkw. Obendrein könnte im geplanten Berliner Entwicklungs- und Designzentrum ein neuer Kleinwagen entstehen.

Trotz bescheidener Stückzahlen und kurzer Geschichte ist das Unternehmen der wertvollste Autohersteller der Welt. Analysten halten diese Bewertung – gelinde gesagt – für ambitioniert. Die Anleger vertrauen aber fest darauf, dass es mit Tesla weiter aufwärtsgeht. Die Marke ist Lifestyle, ihr Boss Elon Musk ein Popstar (37 Millionen Follower auf Twitter) und Vermarktungsgenie, an dem sich die Geister scheiden.

Unbestritten ist aber der technologische Vorsprung seines Unternehmens bei Software und Digitalisierung. Er ist der eigentliche Tesla-Schatz. Die Konkurrenz arbeitet mit immensem Aufwand am Wandel hin zur Elektrotechnik – von den Köpfen der Belegschaft bis hin zum Fließband. Tesla hingegen kann sich diesen Kraftakt ersparen. Denn Tesla hat in den 17 Jahren seines Bestehens kein einziges Auto mit Verbrennungsmotor gebaut. Stattdessen fließen bei den Kaliforniern Geld und Energie komplett in die vier Säulen des Erfolgs:

  • Elektronik-Architekturen
  • Programmierung
  • drahtlose Updates (samt entsprechenden Sicherheitsanforderungen)
  • Vernetzung

Und genau das sind die großen Problemfelder der übrigen Autoindustrie.

Noch sind die Stückzahlen gering, VW etwa baut 30-mal so viele Autos wie die Kalifornier. Aber: In den USA könnte bald eine neue Fabrik entstehen. Und allein im neuen Tesla-Werk in Grünheide sollen mittelfristig 500.000 Elektroautos vom Band laufen – mehr als alle deutschen Hersteller zusammen bauen. Pausen zum Durchatmen wird es für sie allzu bald nicht geben.

BMW

Verfügbare Elektroautos: 1 (i3)
Modelle insgesamt: 80
Anteil Elektroautos am Modellprogramm: 1,25 Prozent

BMW war mal gut im Rennen: Der i3 war 2013 das erste Elektro-Serienmodell aus Deutschland. Auch der i8 bekam viel Applaus. Aber dann ging den Bayern der Saft aus. Neue E-Modelle blieben aus, lieber verkaufte man lukrative SUV, der Rückstand auf die internationale Konkurrenz wurde größer.

Nun nimmt BMW aber wieder Anlauf. Zwei neue Elektro-SUV (iX3 und iNext) und das Coupé i4 stehen bereits in den Startlöchern. In fünf Jahren soll jeder dritte BMW in Europa einen Elektro- oder Hybridantrieb haben, der Schwerpunkt liegt dabei auf reinen E-Autos. Gerade hat BMW dazu eine neue Fertigung in Dingolfing (Bayern) eröffnet. Dort soll die Technik für bis zu 500.000 E-Autos pro Jahr entstehen. So könnte der Anschluss gelingen. Aber dazu darf sich BMW nicht noch einmal verzetteln.

VW

Elektroautos: 2 (e-Golf, e-Up)
Modelle insgesamt: 23
Anteil Elektroautos am Modellprogramm: 8,69 Prozent

Auch VW hat die Aufholjagd gestartet. Und lässt sie sich einiges kosten: Der gesamte Konzern gibt bis 2024 mindestens 33 Milliarden Euro für Zukunftstechnologien aus. Das Geld fließt unter anderem in ein Batteriezellwerk und in die eigene Software-Sparte. Bis 2029 nimmt der Konzern bis zu 75 reine E-Modelle ins Programm auf.

Eines der wichtigsten ist der neue VW ID.3. Sein pünktlicher Start noch im Sommer schien lange fraglich – vor allem die Software machte immer wieder Probleme und brachte beinahe Konzernchef Herbert Diess zu Fall. Der "Golf der Zukunft" – ein Paradebeispiel für die Schwierigkeiten der deutschen Autokonzerne. Inzwischen soll aber der Knoten geplatzt und der ID.3 auf einem guten Weg sein. Es wäre immens wichtig für VW, wenn das Auto auch in dieser Hinsicht ein Paradebeispiel würde.

Mercedes

Elektroautos: 2 (EQC, EQV)
Modelle insgesamt: 35
Anteil Elektroautos am Modellprogramm: 5,71 Prozent

Der älteste Autohersteller der Welt tut sich besonders schwer mit dem Umstieg auf Elektromobilität. Und ist obendrein zum eisernen Sparen verurteilt.

So übersichtlich wie das Modellangebot sind auch die Verkaufszahlen: Von seinem ersten Elektroauto EQC dürfte Mercedes bislang gerade einmal gut 7.000 Stück verkauft haben. Und Besserung ist nicht in Sicht: Geplant war ursprünglich, dass man im kommenden Jahr 50.000 bis 60.000 Elektroautos verkauft. Diese Zahl wurde bereits auf gut 30.000 Stück halbiert.

Den Schwaben fehlt bislang das Händchen fürs E-Auto. Vielleicht auch der Wille. Gewiss aber der Weitblick. Bestes Beispiel dafür ist eine längst zurückliegende Episode. Im Jahr 2009 stieg Daimler für ein besseres Kleingeld (ein zweistelliger Millionenbetrag) bei Tesla ein. Zehn Prozent der Anteile sicherten sich die Stuttgarter damals. Bereits 2014 verkaufte Daimler seine Aktien wieder. Für 600 Millionen Euro. Der Deal sah nur kurz nach einem guten Geschäft aus. Denn heute wäre der Anteil je nach Kurs um die 20 Milliarden Euro wert. Das ist die Hälfte des aktuellen Daimler-Börsenwerts. Obendrein hätte man von Teslas Know-how profitieren können. Und stünde heute deutlich besser da.

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Stattdessen hat Daimler von Deutschlands großen Drei die schlechtesten Aussichten. Mancher Experte glaubt sogar, dass es für die Schwaben auf eine Fusion hinauslaufe.

Immerhin investieren sie derzeit massiv in den Wasserstoffantrieb – um Fehler wie beim E-Auto nicht noch einmal zu begehen.

Meistverkaufte E-Autos: Die Top Ten 2019

BMW auf Platz fünf, gleich dahinter VW – und Tesla ganz weit vorne: Elon Musk verkaufte 2019 fast dreimal so viele Elektroautos wie der beste deutsche Hersteller. Daimler taucht nicht einmal unter den größten 20 auf – dafür aber zehn Hersteller aus China.

Rang Hersteller Land Stückzahl
1 Tesla USA 367.820
2 BYD China 229.506
3 BAIC China 160.251
4 SAIC China 137.666
5 BMW Deutschland 128.883
6 VW Deutschland 84.199
7 Nissan Japan 80.545
8 Geely China 75.869
9 Hyundai Südkorea 72.959
10 Toyota Japan 55.155
Verwendete Quellen
  • Statista
  • Volkswagen
  • BMW
  • Daimler
  • handelsblatt.com
  • Eigene Recherche
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