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Das große Auto-Aussterben: Welche Modelle betroffen sind


Welche Modelle betroffen sind
Schrumpfende Modellpaletten: Das große Aussterben geht los

Von dpa, mab

Aktualisiert am 13.02.2020Lesedauer: 4 Min.
Smart: Dank seines Elektroantriebs könnte ihm eine bessere Zukunft bevorstehen als anderen Kleinstwagen.Vergrößern des BildesSmart: Dank seines Elektroantriebs könnte ihm eine bessere Zukunft bevorstehen als anderen Kleinstwagen. (Quelle: Hersteller-bilder)
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Cabrio, Coupé, Van – etliche Segmente sind vom Aussterben bedroht. Und das Ende vieler Modelle ist bereits beschlossen. Für das sinkende Angebot gibt es vor allem zwei entscheidende Gründe.

Limousine, Schrägheck, Kombi. Dazu noch ein Van und ein SUV. Und vielleicht auch noch ein Cabrio? Mit der Erfindung der Plattformarchitekturen hat die Autoindustrie ihr Angebot vervielfacht: Neue Modellvarianten konnten noch nie so schnell und so günstig entwickelt werden wie zu Zeiten von Baukästen. Mit Kürzeln wie MQB, MFA oder EMP2, sind die Baukästen mittlerweile selbst fast zu Markennamen geworden. Doch so langsam wird der Segen zum Fluch.

Nicht nur, dass sich die Wünsche der Kunden immer weiter auf SUV in allen Spielarten konzentrierten und viele andere Karosserievarianten wie etwa der Van zu Ladenhütern würden, sagt Ferdinand Dudenhöffer. Über die Jahre sind die Modellpaletten so ausgeufert, dass die Hersteller der Komplexität und der Variantenvielfalt kaum mehr Herr werden, hat der Professor an der Universität Duisburg-Essen beobachtet. "Vielfalt, die wenig nachgefragt wird, wird man sich nicht mehr leisten. Die dünnen Gewinnmargen der nächsten Jahre lassen die üppigen Produktportfolios schrumpfen."

Dabei ist die Spitze dieser Entwicklung noch gar nicht erreicht, räumt Daimler-Chef Ola Källenius ein. Mit dem Bekenntnis zur Elektromobilität und dem schnellen Hochfahren entsprechender Produktprogramme wird die Palette noch weiter wachsen.

Die Portfolios werden bereinigt

Nicht umsonst kündigt VW-Chef Herbert Diess schon für die Kernmarke 20 und für den Konzern mehr als doppelt so viele Modelle an. Sie alle werden auf der selben Plattform entstehen. Und Mercedes hat allein für die Kompaktklasse zwei Elektroautos angekündigt, hat darüber den EQC und plant eine Familie elektrischer Oberklasse-Modelle auf Basis des EQS. "Das ist eine Vielfalt, die auf Dauer nicht zu halten ist", räumt Källenius ein.

Arthur Kipferler von der Strategieberatung Berylls hat für das Sterben der Nischenmodelle mehrere Gründe: "Der Renditedruck zwingt alle Hersteller dazu, jeden Euro dreimal umzudrehen." Da sei der hohe Aufwand für Modellpflegen und Nachfolgeentwicklungen vielfach nicht mehr zu rechtfertigen.

Verschärft werde das noch durch die hohen Aufrüstkosten etwa für kommende Schadstoffnormen. "Wenn man dann noch die drohenden Strafzahlungen für verfehlte CO2-Ziele berücksichtigt, werden weniger energieeffiziente Modelle und Varianten schnell zum Verlustbringer – und kommen so ebenfalls auf die Abschussliste."

Welche Modelle trifft die Schrumpfkur als erstes?

Das große Sterben hat längst begonnen: Das gilt für Sportmodelle wie die OPC-Versionen bei Opel und für Modellvarianten. Bei der konventionellen S-Klasse zum Beispiel trifft es nach Informationen aus Mercedes-Kreisen Coupé und Cabrio, die beim Generationswechsel in diesem Jahr auf der Strecke bleiben werden. Und auch VW hat entrümpelt: Das Golf Cabrio wurde schon im vergangenen Jahr eingestellt, der Golf Sportsvan bekommt nach Angaben des Unternehmens keinen Nachfolger. Und bei der Schwestermarke Audi stehen Modelle wie der TT auf der Kippe.

"Für viele Kunden ist ein handlicher Crossover einfach besser als ein Kompaktvan, der vor zehn Jahren noch die goldene Lösung war. Also gibt es nun Ford Kuga und Puma anstelle von C-Max und B-Max", bilanziert Kipferler. Er spannt den Bogen noch weiter: "Kompakte Coupés haben einen ähnlich schweren Stand, so hat bei VW der T-Roc dem Scirocco den Rang abgelaufen."

Welche Segmente werden wohl aussterben?

  • Kleinstwagen: Sie sind bei Kunden und Herstellern gleichermaßen unbeliebt. Denn mit den günstigen Modellen um 10.000 Euro lässt sich kaum Gewinn machen. Außerdem sind Kleinstwagen weniger sauber als man vielleicht denkt – ihnen fehlt die bestmögliche Spritspartechnik (zu teuer). Das verhagelt ihren Herstellern die CO2-Bilanz und kann hohe EU-Strafgelder nach sich ziehen. Deshalb werden es Kleinstwagen künftig schwer haben.
  • Vans: Die Raumriesen waren mal immens beliebt, wurden dann aber vom SUV verdrängt. Der Trend dürfte sich fortsetzen. Denn viel Platz und Nutzwert bieten auch die SUV und Crossover – aber sie sehen meist gefälliger aus. Dass sich die Nachfrage nach Vans noch einmal erholt, ist deshalb kaum abzusehen.
  • Cabrios: In vielen wichtigen Märkten lassen sich Cabrios kaum verkaufen. Das liegt beispielsweise an der großen Hitze oder an der schlechten Luft. Deshalb sind Cabrios inzwischen weitgehend aus dem Angebot der Hersteller verschwunden – mit zwei Ausnahmen: Sportwagen und Luxusmodelle wird es auch künftig in reichlicher Auswahl mit Klappdach geben.
  • Geländewagen: Das SUV hat nicht nur den Van ins Abseits gestellt (siehe oben) – sondern den Geländewagen gleich daneben. Der große Vorteil des SUV: Es sieht zwar ein bisschen nach Offroader aus, fährt sich aber viel besser durch die Stadt und übers Land zu fahren. Das nämlich ist es, was die Käufer von ihrem SUV erwarten. Deshalb werden echte Offroader immer seltener.

Chancen für die Autokäufer

Das Aussortieren der Nischenmodelle biete auch Chancen, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigenorganisation KÜS. "Erst kann man mit solchen Auslaufmodellen ein Schnäppchen machen und beim Neuwagenkauf oft hohe Rabatte erzielen." Später können aber genau daraus Sammlermodelle werden. Marmit erinnert an gescheiterte Konzepte wie die Coupés von BMW Z3 und Z4, das VW Cabrio Eos oder dem Corsa-Ableger Opel Tigra: "Denn solche Nischenmodelle und Eintagsfliegen bieten selbst in Zeiten riesiger Produktionsziffern noch kleine Stückzahlen und erleben deshalb oft schnell einen erfreulichen Wertzuwachs."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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