Lohnt sich der Umweg zur günstigeren Tanke?
Die günstigste Tankstelle ist häufig nicht die nächste. Spritspar-Apps und andere Tipps verleiten zu manchem Umweg, um den Tank möglichst günstig aufzufüllen. Wann sich das lohnt – und wann nicht.
Wo ist aktuell die billigste Tankstelle? Das fragen sich viele, die frischen Sprit fürs Auto brauchen. Wer dann etwa mit einer Spritspar-App eine Tankstelle gefunden hat, sollte sich die Fahrt dahin gut überlegen. "In der Regel rechnen sich Umwege fürs Tanken nicht", sagt Vincenzo Lucà vom Tüv Süd. "Extreme Preisunterschiede im Einzelfall und starke Preisgefälle etwa in Grenzgebieten einmal ausgenommen".
Lohnt das Tanken in Polen, Tschechien oder Österreich?
Das bestätigt der ADAC. Der Verkehrsclub meint: "Wer in Grenznähe wohnt, vielleicht sogar im günstigeren Nachbarland arbeitet oder dort sowieso zum Einkaufen o.ä. hinfährt, für den lohnt sich das Tanken dort ganz bestimmt." Fahrtkosten und Zeitaufwand sollten nicht vergessen werden. In Polen sind Diesel und Benzin nach Angaben des Bundesverbands mittelständischer Mineralölunternehmen 50 bis 60 Prozent billiger als in Deutschland, weil Polen seine Spritsteuern kräftig gesenkt hat.
Schon vor der Russland-Krise waren die Spritpreise im europäischen Ausland teils günstiger, teils aber auch teurer als in Deutschland. Das liegt an der unterschiedlichen Höhe von Steuern und Abgaben. Irland kündigte vor wenigen Tagen an, die Steuer bei Benzin vorübergehend um 20 Cent zu senken, bei Diesel um 15 Cent. Ähnliches ist nun auch bei uns geplant.
Wer extra dafür startet, schadet der Umwelt
Viele unterschätzen die entstehenden Kosten pro gefahrenem Kilometer, so der Tüv Süd. So kosten 20 Kilometer hin zur Billigtanke und 20 Kilometer zurück – von den derzeitigen Extrempreisen einmal abgesehen – rund vier Euro reine Spritkosten bei einem Mittelklasseauto.
Noch teurer wird es, wenn der Motor noch kalt war. Nicht nur für den Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt. Denn in der ersten Minute nach dem Kaltstart fallen die meisten Emissionen an. Ein durchschnittlicher Benziner verbraucht in der Startphase das Anderthalbfache bis Doppelte des Normverbrauchs und stößt dann einen Großteil der Kohlenwasserstoffe aus.
"Am besten ist es, entlang der üblichen Routen zu tanken und hier auf die jeweils günstige Tankstelle zu achten", rät Lucà. An derselben Station variieren die Preise pro Liter meist um mehrere Cent im Tagesverlauf. Da können auch Spritspar-Apps zum Einsatz kommen. Wer etwa auf dem Weg zur Arbeit nicht tanken muss, könnte so gegebenenfalls beim Tanken auf dem Heimweg sparen.