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EU will einheitliche Handy-Ladekabel einführen


Technik
EU will einheitliche Handy-Ladebuchse einführen

Von dpa, jnm

Aktualisiert am 23.09.2021Lesedauer: 4 Min.
Ladebuchsen in ElektrogerätenVergrößern des BildesEin USB-C (l-r), ein Apple Lightning und ein Micro-USB Kabel liegen nebeneinander: Die EU-Kommission will dies künftig vereinheitlichen. (Quelle: Mohssen Assanimoghaddam/dpa/dpa-bilder)
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Die Debatte über einheitliche Ladekabel ist bereits sehr alt. Nun will die EU in einem weiteren Anlauf die Hersteller dazu verpflichten, sich auf einen gemeinsamen Standard zu einigen.Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Ein Ladekabel für das Handy, eins für das Tablet und eins für die Kopfhörer – der Kabelsalat in deutschen Haushalten ist kaum zu überblicken.Das liegt auch daran, dass ein Kabel häufig nicht für mehrere Geräte genutzt werden kann. Vor allem der iPhone-Konzern Apple mit seinem hauseigenen Lightning-Anschluss macht eine einheitliche Lösung bislang schwierig. Damit soll bald Schluss sein – zumindest, wenn es nach der EU-Kommission geht. Die Brüsseler Behörde will an diesem Donnerstag einen Gesetzesvorschlag für einheitliche Ladebuchsen an Elektrogeräten vorlegen. Ein Überblick:

Warum gibt es nicht längst eine einheitliche Lösung?

Die verschiedenen Ladekabel und -buchsen sind für Verbraucherinnen und Verbraucher seit langem ein Ärgernis - auch, wenn sich die Lage bereits erheblich verbessert hat. Vor mehr als zehn Jahren einigten sich 14 Handy-Hersteller – unter ihnen Apple – auf Druck der EU-Kommission in einer Selbstverpflichtung auf einen einheitlichen Standard für Netzteile.

Bei den Buchsen in Smartphones und Tablet-Computern blieben von einst mehreren Dutzend Typen noch drei übrig: das inzwischen veraltete Micro-USB, das neuere USB-C und die dünneren Lightning-Anschlüsse von Apple. Der Konzern weigert sich, auf seinen Standard komplett zu verzichten. Die Konkurrenz von Samsung über Xiaomi bis hin zu Oppo, OnePlus und Motorola verwendet inzwischen in der Regel USB-C-Buchsen an ihren Geräten.

Wie will die EU-Kommission nun vorgehen?

Wenn es nach der EU-Kommission geht, soll USB-C der allgemeine Standard für die Buchsen in den Geräten werden, wie es im Vorfeld aus der Behörde hieß. Außerdem sollen Kundinnen und Kunden nicht mehr dazu verpflichtet sein, auch ein Netzteil zu kaufen, wenn sie beispielsweise ein neues Handy kaufen. Unter anderem dies will die EU-Kommission im Entwurf einer Richtlinie vorschlagen, über den die EU-Staaten und das Europaparlament dann noch verhandeln müssen. Mit dieser Forderung hinkt die Kommission aber dem Markttrend hinterher, weil Apple, Samsung und andere Hersteller inzwischen ihre Smartphones ohne Netzteil ausliefern.

Für welche Geräte soll das Ganze gelten?

Die Vorgaben sollen für sechs Geräte-Kategorien gelten, wie es hieß. Darunter sind neben Handys auch Tablets, Kopfhörer, Lautsprecher, tragbare Konsolen und Kameras.

Warum kommt dieser Vorstoß?

Zum einen machen einheitliche Ladebuchsen es deutlich einfacher für Verbraucher, weil sie weniger unterschiedliche Kabel benötigen. Zum anderen sollen dadurch aber auch Unmengen an Elektroschrott vermieden werden. Die kommunale Abfallwirtschaft begrüßte den Vorstoß: "Kabelsalat ist weder verbraucherfreundlich, noch der Umwelt zuträglich", sagte ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen der Deutschen Presse-Agentur. "Einheitliche Ladekabel helfen dabei, unnötigen Abfall zu vermeiden."

Warum sträubt Apple sich gegen die Vereinheitlichung?

Apple will seinen Lightning-Anschluss behalten, der derzeit in allen iPhones verbaut wird, aber auch manchen Tablet-Modellen wie dem aktuellen iPad 9 oder bei den AirPod-Kopfhörern. Anfangs ging es vor allem darum, dass mit Lightning extrem flache Geräte staub- und wasserdicht gebaut werden konnten, was mit Micro-USB so nicht möglich gewesen wäre. Inzwischen gibt es mit USB-C aber eine brauchbare Alternative, die teilweise auch von Apple verwendet wird. So verfügen die teureren iPad-Modelle bereits über eine USB-C-Buchse.

Auch bei den Laptops (MacBooks) hat sich Apple vom proprietären MagSafe-Anschluss zugunsten von USB-C verabschiedet. Bei den Netzteilen - die ja von den Ladekabeln getrennt werden können – setze man ohnehin auf USB-C, argumentiert Apple. Mit einer Zwangsabschaffung der Lightning-Buchse werde eine riesige Menge Elektroschrott entstehen.

Hat Apple auch wirtschaftliche Gründe, am Lightning-Kabel festzuhalten?

Ja. Der Konzern erzielt Einnahmen mit seinem Programm "Made for iPhone/iPad" (MFI). Dritthersteller von Lightning-Kabel müssen ihre Produkte im MFI-Programm zertifizieren lassen.

Wie geht es jetzt weiter?

Zunächst einmal werden EU-Staaten und Europaparlament über den Vorschlag beraten, den die EU-Kommission vorlegt. Anschließend müssen beide Seiten eine gemeinsame Linie finden.

Vor allem das Parlament dürfte Druck machen, dringt es doch schon seit Jahren auf einheitliche Ladekabel. Nach einer Einigung zwischen EU-Parlament und EU-Staaten hätten die nationalen Regierungen noch ein Jahr Zeit, die neuen Regeln in nationales Recht umzusetzen.

Der Kommissionsvorschlag dürfte zudem eine zweijährige Übergangsfrist für die Unternehmen vorsehen, wie es aus der Behörde hieß. Frühestens 2024 wäre die einheitliche Ladebuchse also verpflichtend für die Unternehmen – und der Kabelsalat in den Haushalten würde zurückgehen.

Bis dahin spielen Ladekabel vielleicht nur noch eine untergeordnete Rolle, weil die Geräte in Zukunft immer häufiger kabellos aufgeladen werden. So arbeitet Apple laut Gerüchten etwa daran, den Kabelanschluss der iPhones in einem der nächsten Modelle komplett wegzulassen. Statt dessen soll nur noch kabellos geladen werden.

Das ist prinzipiell ein offener Standard – doch wer die Apple-Geräte möglichst schnell und effizient laden möchte, braucht dazu den im vergangenen Jahr eingeführten MagSafe-Ladeadapter. Darin stecken spezielle Magneten, die den Ladepuck optimal an der iPhone-Rückseite positionieren und ihn dort haften lassen.

Dritthersteller, die ebenfalls MagSafe-Adapter anbieten wollen, müssen Lizenzgebühren an Apple zahlen. Es ist also gut möglich, dass Apple – derzeit einer der Hauptadressaten der EU-Bemühungen – von der EU-Richtline gar nicht mehr betroffen sein wird.

Eine Herausforderung könnten die Vorgaben aber für die günstigsten Smartphones bedeuten. Bei Geräten zu Preisen von unter 150 Euro setzen Hersteller aus Preisgründen vielfach noch auf Micro-USB-Anschlüsse. Das könnte künftig dann nicht mehr möglich sein – und gegebenenfalls Mehrkosten für die Verbraucher bedeuten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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