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Barmer: Krankenkassen-Pilotprojekt könnte Leben retten


Arzneimittelreport 2022
Barmer: Digitalisierung könnte 70.000 Leben retten

Von dpa
Aktualisiert am 23.01.2023Lesedauer: 2 Min.
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Logo der Barmer Ersatzkasse: Die Krankenkasse veröffentlicht jährlich ihren Arzneimittelreport. (Quelle: Michael Gstettenbauer / Imago Images)

Wenn Ärzte mehr über die Medikamentengabe von Patienten wissen, können Todesfälle vermieden werden. Die Digitalisierung kann dabei helfen.

Mit effizienter Digitalisierung und Datennutzung könnten nach Angaben der Barmer Krankenkasse in Hamburg jährlich etwa 1.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Arzneimitteltherapien vermieden werden.

Bundesweit könnten laut Barmer Arzneimittelreport 2022 sogar bis zu 70.000 Todesfälle von Menschen verhindert werden, die dauerhaft mehrere Medikamente gleichzeitig nehmen, sagte die Hamburger Landesgeschäftsführerin Susanne Klein.

Für den Report wurden die Arzneimitteltherapien von Barmer-Versicherten ab 40 Jahren über einen Zeitraum von zehn Jahren analysiert.

Der Durchschnitt der Versicherten in Hamburg habe in diesem Zeitraum 24 Arztpraxen besucht sowie 36 Diagnosen und Verordnungen über 19 Wirkstoffe erhalten. Bei Polypharmazie-Patienten, die dauerhaft mehrere Medikamente nehmen und etwa zehn Prozent aller gesetzlich Versicherten ausmachten, seien es fast doppelt so viele Wirkstoffe wie im Durchschnitt.

Sterblichkeit sinkt um 10 bis 20 Prozent

"Für Ärztinnen und Ärzte ist es kaum möglich, angesichts der Komplexität der Arzneimitteltherapie den Überblick zu behalten und Medikationsrisiken einzuschätzen", sagte Klein. "Um alles zu dokumentieren, ist eine digitale Unterstützung unabdingbar."

Dass bei einem digital unterstützten Therapiemanagement die Patientensicherheit steigt und die Sterblichkeit um 10 bis 20 Prozent sinkt, zeigte nach Angaben der Krankenkasse das Projekt AdAM, das die Barmer zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe von 2017 bis 2021 erprobte.

Etwa 940 Hausärzte mit zusammen 11.000 Polypharmaziepatienten hätten daran teilgenommen. Dabei seien den Ärzten mit Einverständnis der Patienten alle Routinedaten der Kasse – etwa zu Vorerkrankungen – zur Verfügung gestellt worden. Außerdem seien den Ärzten Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen von Wirkstoffen gegeben worden.

Nutzung von Routinedaten verbessern Behandlung

"Wir zeigen mit AdAM erstmals, dass die Nutzung von Routinedaten der Krankenkasse zur Behandlungsunterstützung und die elektronisch unterstützte Prüfung auf vermeidbare Risiken Ärzten eine bessere Behandlung ihrer Patienten ermöglichen", sagte Klein. "Bei flächendeckender Anwendung durch die niedergelassenen Ärzte kann AdAM jährlich 65.000 bis 70.000 Todesfälle bundesweit vermeiden." Auf Hamburg heruntergerechnet seien das etwa 1.000 Todesfälle pro Jahr.

Auch für die Aufnahme von Notfällen in Krankenhäusern könnte die Datennutzung wichtige Vorteile bringen. Klein: "Ohne vollständige Kenntnis der aktuellen Medikation wird die Arzneimitteltherapie zu einem unkalkulierbaren Risiko."

Es sei unverständlich, dass bisher nicht gewährleistet sei, dass notwendige Informationen sicher zur Verfügung stünden.

Verwendete Quellen
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