Huawei will Android-Geräte auf HarmonyOS umstellen – vorerst nur in China

Der chinesische Smartphone-Hersteller Huawei will neben Android und iOS ein drittes mobiles Betriebssystem etablieren. HarmonyOS soll auch auf die älteren Modelle kommen, die bisher mit dem Google-System laufen. Europäische Nutzer sind davon aber nicht betroffen.

Huawei-Smartphones in China erhalten bald ein neues Betriebssystem: HarmonyOS heißt die Eigenentwicklung der Chinesen und sie soll den bisher dominierenden Systemen der US-Konzerne Apple und Google Konkurrenz machen.

Mit dieser technischen Unabhängigkeitserklärung reagierte Huawei außerdem auf den Handelsbann der früheren Trump-Regierung, der es praktisch unmöglich gemacht hat, Google-Software zu verwenden. Durch den Zwangsverzicht auf beliebte Google-Apps wurden die Huawei-Smartphones trotz guter Ausstattung für deutsche Nutzer größtenteils uninteressant.

Für deutsche Nutzer ändert sich vorerst nichts

Das neue Betriebssystem soll zunächst mit den kürzlich vorgestellten Smartwatches und Tablets von Huawei nach Deutschland kommen. Künftig soll die Android-Alternative aber natürlich auch auf Smartphones laufen. Unklar ist jedoch noch, wie Huawei die neue Software hierzulande etablieren will.

Wer sich vor wenigen Jahren ein Huawei-Smartphone gekauft hat, profitiert nämlich von dem "Zukunftsversprechen" des Konzerns. Das bedeutet, dass die Modelle, die vor Inkrafttreten des Handelsbanns auf den Markt kamen, auch weiterhin mit Google-Updates versorgt werden. Das betrifft zum Beispiel das Huawei P30 Pro. Auch alle Google-Dienste lassen sich auf diesen Modellen weiterhin uneingeschränkt nutzen.

Umstellung auf HarmonyOS: Update-Welle in China

In China hingegen soll sich das bald ändern: Wie der Huawei-Manager Richard Yu kürzlich bekannt gab, sollen dort zahlreiche Geräte in den nächsten Monaten per Update auf HarmonyOS umgestellt werden. Bei einigen neueren Modellen wie der Mate 30-Serie, dem Mate 40 und dem P40 wurde der Wechsel bereits angestoßen. Nach einem Jahr will Huawei den endgültigen Abschied von Android auf insgesamt 100 Geräten vollzogen haben.

Die Seite "Inside Digital" spricht von einer "Update-Lawine", die sogar ältere Modelle bis hin zum 2017 vorgestellten Huawei P10 "überrollen" soll. Durch die Umstellung auf HarmonyOS sind Google-Dienste endgültig Geschichte. Genau das war es, was die Huawei-Smartphones für viele deutsche Nutzer in den letzten Jahren so unattraktiv gemacht haben: Anwender wollen nur ungern auf beliebte Android-Apps und Dienste wie Google Maps verzichten.

Smartwatches und Tablets als Einstieg in HarmonyOS

Huawei steht als weiterhin vor der großen Herausforderung, europäische Nutzer von seinem hauseigenen Betriebssystem zu überzeugen. Mit einem Zwangs-Update auf HarmonyOS würde sich der Hersteller jedenfalls keinen Gefallen tun. Derzeit steht das aber auch gar nicht zur Debatte. Schließlich gilt nach wie vor das "Zukunftsversprechen", das Huawei deutschen Käufern gegeben hat.

Android-Handys der China-Marke werden also weiterhin wie gewohnt funktionieren. Mit den kommenden Smartwatches und Tablets werden Nutzer aber bald schon die Gelegenheit haben, sich mit HarmonyOS vertraut zu machen. Und vielleicht gefällt es dem ein oder anderen sogar so gut, dass er sich auch vorstellen kann, ein Smartphone mit dem Betriebssystem "Made in China" zu kaufen.