Bekennender Sozialist Ex-Labour-Chef Corbyn gründet neue Partei

In Großbritannien bekommt die regierende Labour-Partei Konkurrenz von links. Ex-Parteichef Corbyn will eine neue Partei gründen.
Der britische Politiker Jeremy Corbyn will eine neue Partei in Großbritannien gründen, die links von der Labour-Partei stehen soll. Er hat bereits eine Mitstreiterin gefunden: Zarah Sultana gab am Donnerstag ihre Labour-Mitgliedschaft auf und will die neue Partei zusammen mit Corbyn führen, schrieb sie auf X.
Einen neuen Namen gibt es noch nicht. Corbyn hatte die Labour-Partei von 2015 bis 2020 geführt und war bis 2024 Abgeordneter. Der 76-Jährige wurde im vergangenen Jahr aus der Partei ausgeschlossen. Ein interner Bericht kritisiert den Umgang mit Antisemitismus-Vorwürfen unter seiner Parteiführung, er selbst wollte die Kritik aber nicht akzeptieren und kündigte an, als unabhängiger Abgeordneter arbeiten zu wollen. Corbyn bezeichnet sich selbst als Sozialist.
Zarah Sultana sagte, dass es bereits weitere Abgeordnete gebe, die sich der neuen Bewegung anschließen wollen. Die 31-Jährige schrieb auch, dass die nächste Wahl in Großbritannien eine Entscheidung zwischen "Sozialismus und Barbarei" sei – ein Ausdruck, den 1916 die Sozialistin Rosa Luxemburg in einem Beitrag mit dem Titel "Die Krise der Sozialdemokratie" erstmals verwendet hat.
Sultana will gegen die Kürzungen im Sozialbereich kämpfen, die unter der jetzigen Regierung von Keir Starmer angekündigt wurden. Sie positionierte sich auch deutlich zum Krieg im Nahen Osten und sprach von einem "Genozid" im Gazastreifen. Der britischen Regierung warf sie vor, daran teilzuhaben.
Sultana wurde von der Labour-Partei suspendiert
Die neue Partei dürfte hauptsächlich Labour schaden. Auch Sultana hatte sich mit der Partei angelegt. "Vor einem Jahr wurde ich von der Labour-Partei suspendiert, weil ich für die Abschaffung der Obergrenze für das Kindergeld gestimmt und damit 400.000 Kinder aus der Armut geholt habe. Ich würde es wieder tun. Ich habe gegen die Abschaffung der Winterheizkostenhilfe für Rentner gestimmt. Ich würde es wieder tun", schrieb sie.
Die Politikerin attackierte aber auch die Reform UK-Partei von Nigel Farage: "Ein milliardenschwerer Trickbetrüger liegt in den Umfragen vorn, weil die Labour-Partei völlig versagt hat"
Jeremy Corbyn hat bislang noch nicht öffentlich auf Sultanas Ankündigung reagiert. Am Mittwoch hatte er laut "Telegraph" aber beim Fernsehsender ITV bekannt gegeben, dass er am Aufbau einer neuen Links-Partei arbeite. "Es wird eine alternative Sichtweise geben, und es wird eine Alternative vorgestellt werden, die sich mit einer Gesellschaft befasst, die sich mit Armut, Ungleichheit und einer Außenpolitik beschäftigt, die auf Frieden und nicht auf Krieg basiert", zitiert die Zeitung den Politiker.
- x.com: Beitrag von @zarahsultana
- telegraph.co.uk: "Jeremy Corbyn sets up new left‑wing party" (englisch) (kostenpflichtig)
- guardian.com: "Jeremy Corbyn hints at launch of new party as leftwing alternative to Labour" (englisch)
- heraldscotland.com: "Corbyn: I’m a socialist, not a unionist" (englisch)
- rosalux.de: "Regierungsbeteiligung und Hegemonie: Perspektiven und Probleme aus der Sicht der radikalen Linken"