Abzocker im Netz: Die schwarze Liste der Internet-Fallen

Computer-Nutzer werden im Internet verfΓΌhrt, belogen und betrogen β wenn sie nicht aufpassen. Ob FabrikverkΓ€ufe, Software-Downloads, Wohnungsanzeigen oder Gewinnspiel-Anmeldungen: Der Einfallsreichtum der Anbieter nimmt kein Ende. Hinter scheinbar kostenlosen Seiten, lukrativen Gewinnen oder Kleinanzeigen stecken im Kleingedruckten oft teure Dienste oder Abonnements mit mehrjΓ€hriger Laufzeit.
Obwohl die deutsche Rechtsprechung versteckte Preisangaben auf Internetseiten als gewerbsmΓ€Γigen Betrug einstuft, blΓΌht die Abo-Abzocke im Internet weiter: Intelligenztests, Outlet-Store-Listen, diverse Dienste vom Routenplaner bis zu Cocktail-Rezepten, gern kombiniert mit vollmundigen Gewinnversprechen. Die Akteure dieser Webdienste sind unseriΓΆse GeschΓ€ftemacher, die mehrere Seiten unterhalten, oder Scheinfirmen, die im Ausland sitzen und dort von deutschen Gerichten nicht belangt werden kΓΆnnen. Der Trick ist immer der selbe: Ohne Registrierung geht nichts, und wer tatsΓ€chlich seine Adressdaten eingibt, bekommt schnell per Post eine saftige Rechnung prΓ€sentiert.
Zwei Jahre lang zahlen
Ein Beispiel ist profiwin.de, eine Gewinnspielseite, die den Nutzer bei ΓΌber 200 kostenlosen Gewinnspielen anmeldet. Nur im Kleingedruckten ist zu lesen, dass dieser Service fΓΌnf Euro pro Monat kostet und 12 Monate im Voraus zu bezahlen sind. Wer Cocktail-Rezepte fΓΌr seine nΓ€chste Party sucht, sollte die Finger von der Seite cocktails-rezepte.de lassen. Denn wer sich hier registriert und die geschickt verschleierten Kostenhinweise ΓΌbersieht, darf zwei Jahre lang eine jΓ€hrliche Nutzerpauschale von 96 Euro zahlen. Auch hier wird der Gesamtbetrag von 192 Euro sofort komplett fΓ€llig.
Viel Geld fΓΌr wenig Leistung
Typisch fΓΌr solche Abofallen: Was der Kunde als Gegenleistung erhΓ€lt, ist meist mehr als dΓΌrftig. Besonders dreiste Vertreter verlangen Geld fΓΌr Downloads, die auf seriΓΆsen Seiten vΓΆllig kostenlos zu bekommen sind. Als vermeintlicher Mehrwert gegenΓΌber kostenlosen Download-Datenbanken mΓΌssen dann "redaktionell aufbereitete Inhalte" herhalten, wie etwa bei top-of-software.de. Auch wer einfach nur den Adobe Flash Player 10 herunterladen will, muss zahlen. Dass er das Programm auch gratis direkt beim Hersteller Adobe bekommt, erfΓ€hrt der Nutzer aber nicht.
Eben noch da und schon wieder weg
Betreiber wie die Content Services Ltd., Paid Content GmbH oder die Internet Service AG stehen seit lΓ€ngerem im Visier der Verbraucherzentralen. Vor Gericht haben die VerbraucherschΓΌtzer mehrfach Erfolge erzielt, bis hin zur Einstellung des Angebots. Erst im Oktober 2011 entschied das Landgericht Landshut gegen den Abo-Anbieter mitfahrtentrale-24.de. Die Betreiber mΓΌssen nun viel deutlicher auf die Kosten β 132 Euro fΓΌr zwei Jahre im Voraus β hinweisen. Bislang hat sich aber nichts getan, die Kosten verstecken sich weiter tief in den AGB.
Leider zeigt sich die Branche Γ€uΓerst kreativ und umtriebig. Immer neue Abofallen sprieΓen wie Pilze aus dem Boden und werden ebenso schnell wieder eingestampft, um kurze Zeit spΓ€ter unter leicht verΓ€ndertem Namen wieder aufzuerstehen. Auf plΓΆtzliche Betreiberwechsel sind eine beliebte Masche, um die juristische Verfolgung zu erschweren β so geschehen etwa im April 2011 im Fall von top-of-software.de. Die Verbraucherzentrale Hamburg bietet dennoch eine Liste mit den wichtigsten Abofallen zum Download an. Dort ist unter anderem zu lesen, ob bereits ein Ermittlungsverfahren gegen die Betreiber lΓ€uft.
So tappen Sie nicht in die Abofalle
Gesunder Menschenverstand ist Ihr bester Schutz. Reagieren Sie vorsichtig, wenn jemand persΓΆnliche Angaben verlangt. Vergewissern Sie sich, welchem Zweck es dient und wer diese Informationen verlangt. Dazu reicht ein Blick in die AGB, die seriΓΆse Seitenbetreiber gut sichtbar direkt auf der Startseite des Angebots verlinken. Auch die Browser-Erweiterung WOT (Web of Trust) hilft zuverlΓ€ssig, dubiose Seiten zu umschiffen. Die Software ist kostenlos und steht in Versionen fΓΌr Firefox und den Internet Explorer zur VerfΓΌgung. Das Tool kennzeichnet Links und auch Google-Ergebnisse mit Ampelfarben, die signalisieren, ob eine Internetseite vertrauenswΓΌrdig ist oder nicht. Die Einstufungen basieren auf der RΓΌckmeldung einer groΓen weltweiten Nutzerschaft. Sollten Sie trotzdem mal Opfer einer Abofalle geworden sein, helfen die Beratungsstellen der Verbraucherzentralen. GrundsΓ€tzlich raten VerbraucherschΓΌtzer, sich nicht einschΓΌchtern zu lassen. Wenn der Anbieter die Kosten fΓΌr seinen Dienst tief in den AGB oder kaum lesbar in winziger Schrift versteckt, sei ein Vertrag nicht zustande gekommen und es bestehe keine Pflicht zu zahlen. Die Verbraucherzentrale NRW bietet daher einen Musterbrief zur Abwendung unberechtigter Forderungen an.