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Künstliche Intelligenz | Wie schlau ist "Google Duplex" wirklich?


Künstliche Intelligenz
Wie schlau ist "Google Duplex" wirklich?

Von Ali Vahid Roodsari

09.05.2018Lesedauer: 3 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Google-Assistant: Google-Chef Sundar Pichai spricht 2016 über den digitalen Assistenten (Symbolbild).Vergrößern des Bildes
Google-Assistant: Google-Chef Sundar Pichai spricht 2016 über den digitalen Assistenten (Symbolbild). (Quelle: Eric Risberg/ap-bilder)

Ein Highlight auf der Entwicklerkonferenz von Google war "Google Duplex", eine künstliche Intelligenz, die per Telefon Termine ausmachen kann – und dabei so lebensecht klingt, dass die Angerufenen nicht merkten, dass sie mit einem Computer sprachen.

Stellen Sie sich folgendes Telefongespräch zwischen zwei Frauen vor:

Angerufene: "Hallo, wie kann ich Ihnen helfen?"
Anruferin: "Hi, ich würde gerne einen Termin für eine Klientin ausmachen. Für einen Frauenhaarschnitt. Irgendwann am dritten Mai."
Angerufene: "Klar, geben Sie mir eine Sekunde."
Anruferin: "Mm-hmm."
Angerufene: "An was für eine Zeit haben Sie denn gedacht?"
Anruferin: "So um 12 Uhr mittags."
Angerufene: "Da haben wir leider nichts mehr frei. Das nächste, was ich Ihnen anbieten kann, ist 13.15 Uhr.
Anruferin: "Haben Sie etwas zwischen zehn und zwölf?"

Wenige Sekunden später einigten sich die Frauen auf einen Termin um zehn Uhr vormittags. Doch einer der beiden Gesprächspartner ist kein Mensch, sondern eine Maschine: Google Duplex, eine künstliche Intelligenz (KI) des Tech-Unternehmens Google. Das System soll für Nutzer in Zukunft selbst Termine ausmachen können. Dazu müssen Anwender dem Sprachassistenten lediglich sagen, wo und wann sie einen Termin haben wollen, Google Duplex erledigt den Rest.

Überraschend natürlich

Google zeigte zwei Beispiele der Software auf seiner Entwicklerkonferenz. Im ersten Beispiel rief die KI mit weiblicher Stimme bei einem Friseursalon an. Im zweiten wollte eine KI mit männlicher Stimme einen Platz für vier Personen in einem Restaurant reservieren. Im Verlauf des Gesprächs stellte sich heraus, dass das Restaurant Reservierungen erst ab fünf Personen zulässt. Die KI fragte daraufhin nach, wie lange die Wartezeit allgemein sei, bevor sie das Gespräch beendete.

Google versichert, dass es sich bei den Beispielen um echte Telefonate gehandelt habe. Zu keiner Zeit merkten die Angerufenen, dass sie mit einer KI sprachen. Auch Experten wie Lars Schmidt-Thieme waren von der Präsentation beeindruckt: "Eine Sprachsynthese auf dem Niveau und in der Größe hat es bisher noch nicht gegeben." Schmidt-Thieme ist forscht unter anderem zu maschinellem Lernen an der Universität Hildesheim.

Um ihre Menschlichkeit zu unterstreichen, streut Google Duplex ein zustimmendes "M-hm" in Gespräche ein. Es stellt sich daher die Frage: Können wir in Zukunft noch Menschen von Maschinen unterscheiden?

Besteht die Google-KI den Turing-Test?

Der berühmte Turing-Test gilt als ultimative Messlatte für Künstliche Intelligenzen. Demnach gilt eine Software als "intelligent" wenn sie eine natürliche Unterhaltung mit einem Menschen führen kann. Der Test gilt als bestanden, wenn der menschliche Fragesteller keinen Unterschied zu einer normalen Konversation mit einem anderen Menschen ausmachen kann – mit anderen Worten: Wenn Mensch und Maschine nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind.

Die Google-KI klang in der Präsentation zwar lebensecht. Keine der angerufenen Testpersonen hat Verdacht geschöpft. Dabei ist aber zu beachten: Alle Beispielgespräche waren nicht einmal eine Minute lang. Ein echter Turing-Test sähe anders aus – und den würde die Google-Software nach Ansicht von Schmidt-Thieme nicht bestehen. "Das System hat nur einen engen Horizont", sagt Schmidt-Thieme. "Ausführliche Gedankengänge könnte es nicht diskutieren."

Hier zeigt sich auch die größte Schwäche des Turing-Tests: Maschinen können zwar menschliches Verhalten nachahmen und Menschen für einige Zeit täuschen. Doch echte Intelligenz lässt sich so nicht nachweisen.

In einem Blog-Eintrag erklärt Google ebenfalls, dass die Intelligenz nur auf bestimmte Konversationen trainiert sei: "Duplex kann nur natürliche Konversationen ausführen, wenn es dafür ausführlich trainiert wurde", schreibt das Unternehmen. "Es kann keine allgemeinen Gespräche führen."

Sollte Google Anrufer vorwarnen?

Trotzdem sind die von Google demonstrierten Fähigkeiten bemerkenswert. "Wenn ich so einen Anruf erwartet hätte, dann wäre ich sicher auch darauf hereingefallen", sagt Schmidt-Thieme.

Experten in den USA mahnen deshalb zur Vorsicht und warnen davor, Menschen gezielt in die Irre zu führen. So zitiert die Washington Post Miles Brundage, Forscher an Universität von Oxford: "Google sollte ernsthaft eine Art von Benachrichtigung in Betracht ziehen. So dass Menschen wissen, dass sie mit einer KI interagieren." Brundage forscht zu den Möglichkeiten, wie Betrüger KI-Stimmen nutzen können, um Identitäten vorzutäuschen.

Laut der Washington Post, soll Google solche Fälle von Identitätsdiebstahl sehr ernst nehmen. Bisher ist Google Duplex nicht für die Öffentlichkeit verfügbar.

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