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Diese fĂŒnf Fehler sollten Sie beim Anlegen nicht machen
Weil Sparbuch, Lebensversicherung und Co. keine ErtrÀge mehr abwerfen, zieht es immer mehr Anleger an den Aktienmarkt. Doch dort können sie in viele Fallen tappen. Wir zeigen, welche Fehler Sie unbedingt vermeiden sollten.
Den Corona-Crash sahen viele Privatanleger in Deutschland offenbar als gute Gelegenheit, um an der Börse mitzumischen. Bis Ende MĂ€rz kauften sie laut einer Analyse der Direktbank ING Aktien im Wert von 14 Milliarden Euro â ein vergleichsweise groĂer Betrag fĂŒr die als börsenscheu geltenden Deutschen.
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Doch gerade Anlage-AnfĂ€ngern unterlaufen hĂ€ufig Fehler. Die verhĂ€ngnisvollsten haben wir fĂŒr Sie zusammengestellt â damit Sie nicht in die gleichen Fallen tappen.
Fehler 1: Fehlende Streuung
Eine der obersten Börsenregeln lautet: Nie alle Eier in einen Korb legen. Doch viele Anleger tun genau das. So setzen die Deutschen etwa ĂŒberproportional oft auf den heimischen Leitindex Dax und lassen sich auf diese Weise Anlagechancen in anderen LĂ€ndern entgehen. Dieser "Home Bias", wie es im Fachjargon heiĂt, fĂŒhrt oft zu einer geringeren Rendite.
Ein Vergleich des digitalen Vermögensverwalters Growney zeigt, dass angelegtes Geld in 20 anderen LĂ€ndern oft deutlich mehr ErtrĂ€ge gebracht hĂ€tte als in Deutschland. Untersuchungen im Auftrag der Stiftung Warentest ergaben zudem, dass der Deutschlandanteil in Depots von Privatanlegern deutlich höher ist, als es mit Blick auf die globalen KapitalmĂ€rkte sinnvoll erscheint: Im internationalen Index MSCI World ist Deutschland demnach mit nur 3 Prozent vertreten, in den Anlegerdepots aber im Schnitt mit deutlich ĂŒber 40 Prozent.
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"Wer einzig deutsche Aktien kauft, ist auĂerdem nicht nur regional eingeschrĂ€nkt. Es fehlen ihm wichtige Branchen", schreibt die Stiftung Warentest in ihrem Ratgeber "Alles ĂŒber Aktien". So gebe es in Deutschland zum Beispiel keine Nahrungsmittelkonzerne wie NestlĂ©, der Ălsektor sei ĂŒberhaupt nicht vertreten, die Autoindustrie dafĂŒr umso stĂ€rker.
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Fehler 2: Nebenkosten unterschÀtzen
Noch eine wichtige Börsenweisheit: Hin und her macht Taschen leer. Wer versucht, sein Depot immer wieder zu optimieren und Aktien oder Fonds stÀndig kauft oder wieder verkauft, erreicht damit genau das Gegenteil. Denn jede Transaktion verursacht Kosten. Sowohl deren absolute Höhe als auch ihr langfristig schÀdlicher Effekt auf die Rendite werden gerne unterschÀtzt.
Bei Filialbanken schlĂ€gt eine Order laut Stiftung Warentest mit GebĂŒhren zwischen 0,5 und 1 Prozent vom Kurswert zu Buche. So seien ĂŒbereifrige Anleger schnell um einige hundert Euro Ă€rmer.
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Fehler 3: Auf Trend-Aktien setzen
Growney zufolge versuchen viele Privatanleger aktuellen Trends nachzulaufen. Doch in der Praxis funktioniert das selten. "Das richtige Timing ist hĂ€ufig GlĂŒcksache", heiĂt es seitens der Stiftung Warentest. "Wer zu oft ein- und aussteigt, um aus dem vorherrschenden Trend Vorteile zu ziehen, riskiert, die besten Tage an der Börse zu verpassen."
Zudem gerate das Depot als Ganzes aus dem Blick. "Vor allem dessen Zusammensetzung aus sicheren und chancenreichen Geldanlagen entscheidet jedoch ĂŒber Erfolg und Misserfolg", so Stiftung Warentest. Diese Zusammensetzung nennt man auch Asset Allocation. Was es genau damit auf sich hat, erklĂ€ren wir Ihnen hier.
Fehler 4: FrĂŒhere Renditen fĂŒr wichtig halten
Viele Privatanleger unterliegen dem Irrglauben, vergangene ErtrĂ€ge seien ein sinnvolles Auswahlkriterium. Der Wirtschaftswissenschaftler und Vermögensberater Gerd Kommer warnt jedoch: "Historische Renditen haben praktisch keinen Prognosewert fĂŒr zukĂŒnftige Renditen." Es sei daher sinnlos oder sogar schĂ€dlich, ihnen hinterher zu investieren.
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Fehler 5: Verlierer aussitzen
Anleger tendieren dazu, Gewinner zu verkaufen und Verlierer zu behalten. Finanzexperten nennen das "Dispositionseffekt", der vor allem bei Geldanlagen in Aktien auftritt. WirtschaftsnobelpreistrÀger Daniel Kahneman und sein Kollege Amos Tversky erklÀrten das bereits in den 1970er Jahren dadurch, dass Anleger drohende Verluste in etwa doppelt so stark bewerten wie gleich hohe Gewinne. Dabei verlieren sie aus dem Blick, dass sie am Ende nur noch Verlustbringer im Depot haben, wenn sie immer nur Gewinner-Papiere verkaufen.
Aber: Es kann auch gute GrĂŒnde geben, sich nicht von Verlierern zu trennen. Etwa wenn sie im Minus stehen, weil die AktienmĂ€rkte insgesamt gerade schlecht laufen. "Die Erfahrung zeigt, dass in diesem Fall Halten meist die bessere Lösung ist â zumal private Anleger erfahrungsgemÀà oft zu den schlechtesten Zeitpunkten handeln", so die Stiftung Warentest. Das habe die Finanzkrise gezeigt, in der viele nervös geworden seien und ausgerechnet zu Tiefstkursen verkauft hĂ€tten.
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Ăbrigens: Frauen schneiden einer Studie der kalifornischen Wirtschaftsprofessoren Brad Barber und Terrence Odean im Schnitt besser ab, weil sie weniger impulsiv kaufen oder verkaufen wĂŒrden als mĂ€nnliche Anleger.
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Wie mache ich es besser?
Gleich mehrere der typischen Anlegerfehler vermeiden Sie, wenn Sie mit einem sogenannten Indexfonds, kurz ETF, in den breiten Markt investieren. ETFs sind spezielle Aktienfonds, die anders als klassische Investmentfonds ohne einen Manager auskommen. Stattdessen bildet ein Computeralgorithmus einen Aktienindex nach, wodurch ETFs vergleichsweise gĂŒnstig sind. FĂŒr Sie bedeutet das, dass Ihre ErtrĂ€ge in der Regel höher sind, weil diese nicht durch hohe GebĂŒhren gleich wieder aufgezehrt werden.
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Dass viele Anleger mit einem ETF in einen internationalen Aktienindex wie den MSCI World besser fahren wĂŒrden, zeigt auch eine Untersuchung der Wirtschaftsprofessoren Andreas Hackethal und Steffen Meyer. Im Auftrag der Stiftung Warentest analysierten sie fĂŒr 2005 bis 2015 fast 40.000 Wertpapierdepots von Direktbankkunden.
Dabei stellten sie fest, dass diese mit einer durchschnittlichen Rendite von rund 3,1 Prozent pro Jahr weit hinter den WertzuwĂ€chsen des Gesamtmarkts zurĂŒckblieben. Realistisch wĂ€re im Untersuchungszeitraum hingegen eine Rendite von 8,7 Prozent gewesen â ein Ertrag, den sie mit einem ETF in den breiten Markt erreicht hĂ€tten.