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Was ist ein Short Squeeze – und wie trade ich ihn?


Leerverkäufe
Darum fürchten Hedgefonds einen Short Squeeze


Aktualisiert am 10.02.2021Lesedauer: 5 Min.
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Ein Gamestop-Laden in Amerika: Die Aktie des Spielehändlers ist zum Symbol für einen Short Squeeze geworden.Vergrößern des Bildes
Ein Gamestop-Laden in Amerika: Die Aktie des Spielehändlers ist zum Symbol für einen Short Squeeze geworden. (Quelle: Zuma Wire/imago-images-bilder)

Eine Katastrophe für Hedgefonds, ein unverhoffter Geldsegen für gewiefte Investoren: t-online erklärt, was sich hinter dem Phänomen Short Squeeze verbirgt und wie Sie davon profitieren können.

Kleinanleger witterten Anfang 2021 das schnelle Geld: Ein sogenannter Short Squeeze der Gamestop-Aktie sollte den Kurspreis in ungeahnte Höhen treiben, während die Hedgefonds-Manager die Zeche zahlten.

Von einem Kursanstieg auf mehr als 1.000 US-Dollar träumten viele Kleinanleger auf der Plattform Reddit – dabei war eine Aktie im Sommer des vergangenen Jahres noch weniger als 5 Dollar wert gewesen. Wie das möglich ist und was genau ein Short Squeeze ist, erfahren Sie hier.

Was ist ein Short Squeeze?

Ein Short Squeeze ist ein Ausnahmezustand an der Börse, bei dem der Kurs einer Aktie binnen kurzer Zeit extrem steigt. Möglich ist das bei Aktien, bei denen Shortseller zuvor im großen Stil mithilfe von Leerverkäufen auf fallende Kurse spekuliert haben.

Erkennen genügend Anleger und Investoren, dass es eine große Zahl an Short-Positionen gibt, die Aktie also geshortet ist, können sie durch den gezielten Kauf der Aktie ihren Preis in die Höhe treiben. Auf diese können sie die Leerverkäufer dazu zwingen, ihre Wetten auf den Kurssturz zurückziehen, um kein Geld zu verlieren. Im Deutschen spricht man in Fachkreisen auch davon, dass die Shortseller ihre Leerverkäufe "glattziehen" müssen.

Die Folge: Um mit ihrer Spekulation nicht ins Minus zu rutschen, müssen die Leerverkäufer, die zuvor noch auf den Fall der Aktie gesetzt hatten, ihrerseits weitere Wertpapiere des Unternehmens kaufen. Das wiederum treibt den Preis weiter in die Höhe, sodass die Investoren, die den Short Squeeze herbeigeführt haben, Kasse machen.

Umgekehrt ist der Short Squeeze für die Shortseller ein Albtraum-Szenario. Die Investoren, die ihr Geld auf fallende Kurse gesetzt haben, werden von den steigenden Kursen regelrecht aus ihrer Position herausgedrängt. Das kann zu großen Verlusten führen.

Wie funktioniert ein Short Squeeze?

Ein Short-Squeeze ist mit einem plötzlichen Kursanstieg verbunden, von dem ein Großteil der Shortseller einer Aktie regelrecht überwältigt werden. Hinzu kommen kann eine Knappheit an Aktien, etwa wenn mehr Aktien geshortet wurden als frei verfügbar sind.

Steigen die Kurse, wird es für Short Seller schwieriger, ihre Position zu halten. Denn neben dem margin deposit – einer Art Pfand, den Investoren bei der Eröffnung einer Short Position hinterlegen müssen – verlangen die Broker bei steigenden Kursen eine immer höhere finanzielle Sicherheit. So gilt: Anders als beim regulären Aktienkauf, dem Spekulieren auf steigende Kurse, ist der Verlust beim Shorten einer Aktie unbegrenzt.

Je mehr der Preis also steigt, desto mehr Sicherheiten verlangt der Broker vom Short Seller. Denn mit dem steigenden Kurs, wächst auch die Gefahr, dass der Shortseller nicht mehr die finanziellen Mittel hat, um die Aktien am Ende auch tatsächlich zurückzukaufen.

Was ist ein Margin Call?

Ein sogenannter margin call ist ein Warnzeichen an den Investor, dass er eine bestimmte Summe an Geld zusätzlich als Sicherheit hinterlegen muss. Sobald die bisher hinterlegten Sicherheiten nicht mehr ausreichen, gibt der Broker einen den Margin Call ab.

Besonders häufig und im großen Stil shorten Hedgefonds Aktien. Ein unerwarteter margin call kann sie durchaus an ihre Grenzen bringen. So etwa im Falle Gamestop: Einer der größten Shortseller der Aktie, der Hedgefonds Melvin Capital, benötigte mitten in der Kursrally eine Finanzspritze von fast 3 Milliarden Dollar, um liquide zu bleiben.

Schafft es ein Hedgefonds nicht, nach dem Margin Call weitere finanzielle Mittel als Sicherheit zu hinterlegen, schließt der Broker die Position. Das bedeutet, er kauft die geliehenen Aktien zurück – egal zu welchem Preis. Die Folge für den Hedgefonds: er muss die laufenden Verluste realisieren.

Was passiert, wenn Positionen geschlossen werden?

Das Schließen einer größeren Short-Position treibt den Preis nur noch weiter in die Höhe und bringt so weitere Shortseller in Bedrängnis. Denn je mehr Shortseller ihre Spekulationen auflösen, indem sie ihre Short-Position schließen, desto größer wird die Nachfrage nach der Aktie. Das treibt den Preis noch höher und bringt noch mehr Leeverkäufer ins Straucheln.

Ein Dominoeffekt entsteht, bis alle Shortseller, die ihre laufenden Kosten nicht mehr halten können, aus der Aktie "gequetscht" worden sind. Wichtig dabei: Diese extremen Kurssteigerungen sind oft nicht nachhaltig. Typisch für einen Short Squeeze ist ein plötzlich rapider Anstieg, der ebenso schnell wieder abfällt.

Als Halter solcher Aktien können Sie in einem solchen Moment viel Geld machen – wenn Sie rechtzeitig verkaufen. Schnell setzt bei vielen Anlegern in solchen Momenten aber auch die Gier nach immer größeren Renditen ein, sodass nicht wenige den richtigen Moment verpassen.

Wie lange der Kurs ansteigt, ist bei einem Short Squeeze nicht vorhersehbar. Viele Aktionäre trauern daher meist nach dem Short Squeeze ihren nicht realisierten "Gewinnen" nach.

Wann gab es das letzte Mal einen Short Squeeze?

Der plötzliche Anstieg der Gamestop-Aktie war kein einmaliges Phänomen, im Gegenteil: Der Wahnsinn an der Börse erinnerte viele Anleger an eine ganz ähnliche Kursachterbahn im Jahr 2008: Damals war die Aktie des Autobauers Volkswagen stark geshorted, als eine Meldung des Konkurrenten Porsche für Aufsehen sorgte. Porsche plante, VW zu übernehmen und stockte dafür ihren Aktienanteil auf 42,6 Prozent auf. Zusätzlich sicherte sich der Autokonzern Optionen auf weitere 31,5 Prozent der Aktien.

Da das Land Niedersachsen ebenfalls 20 Prozent des Wolfsburger Autokonzerns hält, gab es auf einmal kaum frei verfügbare Aktien auf den Markt. Weder das Land noch Porsche hatten Interesse, ihre Aktien an Short Seller zu verkaufen.

Die Nachfrage nach den verbliebenen 5 Prozent der Aktien stieg also massiv an. Am Tag der Mitteilung verdoppelte sich der Wert der Aktie fast von 210 auf 410 Euro. Insgesamt kletterte die Aktie aufgrund des Short Squeezes zwischenzeitlich auf über 1.000 Euro. Für einen kurzen Moment war VW so das wertvollste Unternehmen der Welt.

Wann wird es brenzlig für Short Seller?

Besonders dramatisch wird es für Short Seller, wenn sie mehr Aktien geshorted haben, als zur Verfügung stehen. So wie etwa im Fall der Volkswagen Aktie oder Gamestop. Beim Autobauer hatten Hedgefonds 12 Prozent der Aktien geshortet – da aber nur noch weniger als 6 Prozent im Umlauf waren, war die Nachfrage deutlich höher als das Angebot.

Bei Gamestop hatten große Hedgefonds sogar 140 Prozent der Aktien geshortet und gerieten so stark in Bedrängnis. Möglich werden solle Szenarien, wenn geliehene Aktien während der Leihe an andere Investoren verkauft oder weitergeliehen werden. Dann sind zwischenzeitlich mehr Aktien im Umlauf als eigentlich auf dem Markt existieren.

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  • Gamestop-Aktie: Alle Hintergründe des Börsenkrimis erklärt

Aktionär bei einem stark geshorteten Unternehmen zu sein, kann für Sie im Falle eines Short Squeezes sehr profitabel sein – wenn Sie rechtzeitig verkaufen. Die Suche nach dem nächsten Gamestop ist allerdings auch mit Risiken verbunden.

Denn Hedgefonds shorten Firmen, bei denen sie nur geringe Zukunftsaussichten sehen. Wer gegen eine stark geshortete Aktie spekuliert, widersetzt sich damit auch der Analyse der großen Platzhirsche. Unerfahrenen Anlegern ist daher davon abzuraten.

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