Wie die Inflationsrate berechnet wird
Die Inflation in Deutschland scheint derzeit nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Aber wie wird sie eigentlich berechnet?
Jeden Monat berechnet das Statistische Bundesamt, wie sich Preise im Vergleich zum Monat davor und im Vergleich zum gleichem Monat des Vorjahres entwickelt haben. DafΓΌr erfassen die Statistiker regelmΓ€Γig Tausende Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen.
Woher stammen die Daten zur Berechnung der Teuerungsrate?
Preiserheber der Statistischen LandesΓ€mter und des Wiesbadener Bundesamtes notieren jeden Monat bundesweit, was Obst und GemΓΌse, BΓΌcher und Zeitschriften, Schuhe oder MΓΆbel kosten. Wie teuer ist eine Pauschalreise oder der Besuch beim Friseur? Erhoben werden die Preise fΓΌr jeweils das gleiche Produkt in denselben GeschΓ€ften. Mehr als 300.000 Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen werden reprΓ€sentativ nach einem stets gleichen Schema zusammengetragen. Ein Teil davon wird automatisiert ΓΌber das Internet erfasst, zum Beispiel fΓΌr online gehandelte Produkte. Wird ein Produkt nur noch selten, oder gar nicht mehr verkauft, wird es durch ein anderes ersetzt.
Welche Funktion hat der sogenannte Warenkorb?
Die Einzelpreise werden zu rund 650 GΓΌterarten zusammengefasst, die den sogenannten Warenkorb bilden. Auf dieser Grundlage berechnen die Statistiker die Entwicklung derTeuerung. Da Verbraucher nicht gleich viel beispielsweise fΓΌr die Wohnungsmiete wie fΓΌr Kleidung ausgeben, werden die einzelnen Posten unterschiedlich stark gewichtet. Kaltmieten machen knapp 20 Prozent das Warenkorbes aus. EinschlieΓlich der Kosten fΓΌrs Heizen oder Strom sowie anderer Nebenkosten wie Abwasser- und MΓΌllgebΓΌhren schlΓ€gt Wohnen mit mehr als 30 Prozent zu Buche. Ein weiterer groΓer Posten ist mit knapp 13 Prozent der Bereich Verkehr. Dazu zΓ€hlen unter anderem die Preise fΓΌr den Kauf eines Autos, den Besuch an der Tankstelle oder die Nutzung ΓΆffentlicher Verkehrsmittel.
Bleibt die Gewichtung im Warenkorb ΓΌber die Jahre gesehen unverΓ€ndert?
Das Statistische Bundesamt mit Sitz in Wiesbaden ΓΌberprΓΌft in der Regel alle fΓΌnf Jahre die Gewichtung. Denn die Verbrauchs- und Einkaufsgewohnheiten der Menschen Γ€ndern sich. VerΓ€nderungen zeigen sich vor allem auf lΓ€ngere Sicht. So hatten im ersten Warenkorb der Bundesrepublik von 1950 Nahrungsmittel einen Anteil von mehr als 50 Prozent. Heute sind die Ausgaben fΓΌrs Wohnen der grΓΆΓte Posten. Die nΓ€chste ΓberprΓΌfung steht 2022 an, ein Jahr spΓ€ter das Ergebnis.
Gibt es eine persΓΆnliche Inflationsrate?
Die Teuerungsrate ist ein Durchschnittswert, der dem individuellen Einkaufsverhalten einzelner Verbraucherinnen und Verbraucher nicht unbedingt gerecht wird. Zudem gibt es Preise, die Menschen besonders stark wahrnehmen. Das sind vor allem GΓΌter, die man hΓ€ufiger kauft, zum Beispiel Lebensmittel. Verbraucher kΓΆnnen mit Hilfe desInflationsrechnersauf der Homepage des Statistischen Bundesamtes ihre persΓΆnliche Inflationsrate ausrechnen und mit dem amtlichen Verbraucherpreisindex vergleichen.
Treffen steigende Verbraucherpreise alle Menschen gleich?
Notwendige Ausgaben, zum Beispiel fΓΌr Nahrung, Mieten und Energie, machen bei weniger finanzkrΓ€ftigen Familien tendenziell einen grΓΆΓeren Anteil ihres Budgets aus als bei Privathaushalten mit hΓΆheren Einkommen.
- Nachrichtenagentur dpa