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Sneaker als Geldanlage: Sind Turnschuhe besser als Aktien?


Sneaker als Geldanlage
Wie ein 21-Jähriger mit Turnschuhen reich wurde


Aktualisiert am 22.08.2021Lesedauer: 4 Min.
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Berlin-Schöneberg: In diesem Sneakers-Laden mit erstaunlichen Raritäten geraten sogenannte Sneakerheads ins Schwärmen. (Quelle: t-online)

Für die einen sind es bloß Schuhe, für die anderen begehrte Investitionsobjekte: Vor allem seltene Sneaker versprechen hohe Wertzuwächse. Doch die Anlage hat einen Haken.

Wie in einem Museum liegt der babyblaue Turnschuh in der Glasvitrine. Wer ihn anfassen will, braucht einen Schlüssel. Und selbst dann wird Anprobieren schwierig, denn er ist luftdicht in Folie verpackt.

Wozu der ganze Aufwand gut ist, wird klar, wenn man sich das Preisschild anschaut: 30.000 Euro kostet der Sample Sneaker von Adidas . Es ist ein Musterschuh, der es nie auf den Markt geschafft hat.

"Dieser Schuh hat mich bekannt gemacht", sagt Stepan Timoshin. "Es gibt ihn nur zweimal auf der Welt und die Leute haben nicht geglaubt, dass ich ihn habe."

Timoshin ist Sneaker-Reseller. Das heißt, er bezieht seine Ware nicht direkt von den Herstellern, sondern kauft von Privat oder in Läden angesagte Schuhe, deren Wert vermutlich steigen wird. So ist er reich geworden. Und so hat er schließlich ein Geschäft daraus gemacht.

"Die Leute haben verstanden, dass man damit Geld machen kann"

Sein Laden namens Vaditim ist von außen eher unauffällig. Er liegt bewusst abseits der Berliner Einkaufsmeilen im Stadtteil Schöneberg und mutet fast wie eine Bankfiliale an. Laufkundschaft hat er nicht nötig, ebenso wenig wie Werbung. Timoshins Kunden kommen von selbst – auch dank prominenter Unterstützter wie etwa Deutschlands bekanntesten Streamern MontanaBlack und Knossi.

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Eine Frage hört der 21-Jährige dabei immer häufiger: Wie viel der Schuh in einem halben Jahr wohl wert sei. "Die Leute haben mittlerweile verstanden, dass man damit Geld machen kann", sagt Timoshin. Wer das Glück habe, einen limitierten Schuh bei einer Verlosung zu gewinnen, könne so schnell mehrere Hundert Euro machen. "Das ist ein schönes Taschengeld."

Eine Wertsteigerung ist vor allem dann wahrscheinlich, wenn es die Sneaker nur in einer kleinen Auflage gibt. Idealerweise sind sie zusätzlich Teil einer Kollaboration zwischen Marken wie Nike und Adidas und beliebten Rappern oder Modedesignern. Der Air Jordan High OG Dior etwa kostet im Laden knapp 1.000 Euro, Timoshin verkaufte die ersten Paare aber für 10.000 Euro.

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"Wer Sneaker als Anlage sieht, sollte lieber ein paar Hundert Euro mehr investieren und einen Schuh aus einer Kollaboration kaufen. Das ist sicherer, als einen ganz normalen Schuh zu nehmen, der womöglich in sieben, acht Jahren neu aufgelegt wird", sagt Timoshin.

Resell-Plattform funktioniert wie die Börse

Ein Ort, an dem die privaten Reseller ihren Gewinn realisieren können, ist StockX, der weltgrößte Marktplatz für den Wiederverkauf von Sneakern und Streetwear. Schon im Namen ist angelegt, was die Plattform aus Detroit sein will: ein Aktienmarkt der Dinge. "Stock exchange" ist Englisch für Börse.

Laut Geschäftsführer und Ex-Investmentbanker Scott Cutler bekommen die Kunden dort wie beim Traden mit Wertpapieren Echtzeitinformationen über den Preis der Sneaker. Wer zuschlägt, erhält nicht nur die Schuhe, sondern auch ein Echtheitszertifikat. So sind Kunden eher bereit, auch mal mehr Geld auszugeben.

Wie es sich für einen Aktienmarkt gehört, gibt es auf StockX auch "Börsengänge". Die Resell-Plattform wird dann Händler aus erster Hand und verkauft neue Schuhe an die Höchstbietenden. "Es ist eine neue Art, an Konsumgüter zu kommen", sagte Geschäftsführer Cutler im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Post-Pandemie-Kunde suche nach neuen Möglichkeiten, sein Geld zu investieren.

Experten sehen Sneaker als alternative Geldanlage

Wie viel Potenzial insbesondere im Sneaker-Markt steckt, hat die Investmentbank Cowen analysiert. Demnach könnte der weltweite Markt für den Wiederverkauf bis 2030 rund 30 Milliarden US-Dollar wert sein.

"Wir sind überzeugt davon, dass Sneaker zunehmend als alternative Anlageklasse infrage kommen, die sowohl als Sammlerobjekt als auch Investment genutzt werden kann", so das Fazit von Cowen-Analyst John Kernan. So könne man mit Sneakern sein Portfolio diversifizieren, also breiter aufstellen, da der Wert von Schuhen nicht an traditionelle Anlageklassen gekoppelt sei.

Krisen aussitzen wie am Aktienmarkt

Aber taugen Sneaker nicht eher als kurzfristiges Investment denn als Altersvorsorge? Tatsächlich seien die meisten auf einen sogenannten Quick Flip aus, also den schnellen Wiederverkauf, sagt Stepan Timoshin. Doch es könne sich durchaus lohnen, Schuhe länger zu halten.

"Mode entwickelt sich. Wenn der Schuh nach drei Jahren nicht gut performt, kann es sein, dass es nach sieben Jahren ganz anders aussieht." Solche Krisen müsse man aussitzen – wie am Aktienmarkt.

Manche Banken akzeptieren Sneaker als Sicherheit

Viele Banken würden Sneaker zudem als Wertgegenstand sehen. "Als ich einen Kredit brauchte, konnte ich meine Kollektion von einem Gutachter bewerten lassen", erinnert sich Timoshin. Ob das mit jeder Schuhsammlung klappt, ist jedoch fraglich.

Eine Sprecherin des Bundesverbands deutscher Banken sagt t-online, dass die meisten Banken eher zu dem Schluss kommen dürften, dass die Sneakerpreise zu volatil seien, um als langjährige Absicherung zu gelten. Letztlich entscheide das aber jedes Institut für sich.

Das größte Problem, das einem langfristigen Investment in Turnschuhe entgegensteht, ist die Lagerung. Denn anders als Wein werden Sneaker mit der Zeit nicht besser.

Sneaker nicht einfach im Originalkarton lagern

"Schuhe als Wertanlage zu sehen, ist riskant, weil sie nicht für die Ewigkeit gemacht sind", erklärt Hikmet Sugoer, Berliner Sneaker-Koryphäe, in einer Folge seines Podcasts "TalkSchuh". Wer sie ideal aufbewahren wolle, müsse die Umgebung auf das Material abstimmen. "Das A und O ist kühl lagern, nicht zu feucht, UV-geschützt und idealerweise nimmt man das Einlagepapier aus dem Karton, denn das ist oft säurehaltig", so Sugoer. Für ihn ist klar: "Sneaker sind kein Anlageobjekt. Entweder flippst du schnell oder du trägst sie."

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Auch Stepan Timoshin hat selbst keine Sneaker in seinem privaten Depot. Er investiert vor allem in Aktien, Kryptowährungen und Rohstoffe. "Privat investiere ich nicht in Schuhe, weil ich das schon jeden Tag beruflich mache. Es ist aber nicht verkehrt, 5 bis 10 Prozent seines Portfolios in Sneakern zu halten."

Man muss ja nicht gleich mit einem 30.000-Euro-Adidas-Sample anfangen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Stepan Timoshin
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