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Krankenkasse: BKK Firmus erhöht Beitrag – andere dürften folgen


Finanznot verschärft sich
Günstigste Krankenkasse wird teurer – und weitere dürften folgen

Von t-online, cho

01.05.2025 - 07:07 UhrLesedauer: 4 Min.
Gesundheitskarten: Die gesetzlichen Krankenkassen stehen unter finanziellem Druck.Vergrößern des Bildes
Gesundheitskarten: Die gesetzlichen Krankenkassen stehen unter finanziellem Druck. (Quelle: Alexander Heinl/dpa)
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Die BKK Firmus erhöht ab 1. Mai ihren Zusatzbeitrag – und sie könnte nicht die Letzte bleiben. Warum auch 2025 wieder viele Erhöhungen mitten im Jahr drohen.

Die Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) steigen – und das nicht mehr nur zum Jahreswechsel, wie es lange Zeit üblich war. Immer mehr Kassen sehen sich gezwungen, auch mitten im Jahr an der Preisschraube zu drehen. Ab dem 1. Mai trifft es nun die BKK Firmus: Bei der günstigsten bundesweit geöffneten Krankenkasse steigt der Zusatzbeitrag von 1,84 auf 2,18 Prozent. Experten fürchten: Diese Erhöhung könnte nur der Anfang sein.

Die angespannte Finanzlage zwingt die gesetzlichen Krankenversicherungen zunehmend, auch während des laufenden Jahres nachzusteuern. Bereits im Jahr 2024 kam es ungewöhnlich häufig zu solchen außerplanmäßigen Erhöhungen – und der Trend dürfte sich auch im Jahr 2025 fortsetzen.

Finanznot bei den Kassen verschärft die Lage

"Wir haben Rekordbeitragssätze", warnte Doris Pfeiffer, Vorstandschefin des GKV-Spitzenverbandes, in der "Wirtschaftswoche". Trotzdem sei die wirtschaftliche Situation der gesetzlichen Krankenkassen dramatisch. Die Reserven zusammengenommen machten nur noch sieben Prozent einer Monatsausgabe aus. Das zwingt die Kassen laut Pfeiffer schnell zur weiteren Erhöhung. "In den letzten zwei Monaten gab es sechs weitere Beitragssatzerhöhungen, und die einzige Antwort der angehenden Bundesregierung scheint eine Kommission zu sein, die erst im Frühjahr 2027 Ergebnisse vorlegen soll."

Im Schnitt verlangen die Kassen seit Jahresbeginn einen Beitragssatz von 17,52 Prozent des Bruttolohns – gut 1,2 Prozentpunkte mehr als noch 2024. Trotz stabiler Beschäftigungslage fehlen den Versicherungen Milliarden. Verantwortlich dafür sind steigende Gesundheitsausgaben und politische Entscheidungen, die neue Belastungen bringen, aber keine dauerhafte Gegenfinanzierung sicherstellen.

So wurde etwa beschlossen, dass Krankenkassen ihre finanziellen Rücklagen abbauen müssen, statt sie als Sicherheit für schlechte Zeiten zu bewahren. Auch das Gesetz zur besseren hausärztlichen Versorgung, das im Januar den Bundestag passierte, führt laut Bundesgesundheitsministerium zu einem "unteren dreistelligen Millionenbetrag" an Mehrkosten bei den gesetzlichen Krankenkassen. Das Gesetz hebt den Budgetdeckel für Hausärzte auf und soll so dazu führen, dass diese wieder mehr Patienten annehmen können.

BKK Firmus: Zwei Erhöhungen innerhalb weniger Monate

Die Krankenkassen jedoch scheinen am Limit zu sein. Die BKK Firmus steht mit ihrer erneuten Erhöhung beispielhaft für die Misere vieler Kassen: Bereits zum Jahreswechsel hatte sie ihren Beitrag um 0,94 Prozentpunkte angehoben, jetzt folgt ein weiteres Plus um 0,34 Punkte. Innerhalb von nur vier Monaten steigt der Gesamtbeitrag damit um insgesamt 1,28 Prozentpunkte – zusammen mit dem allgemeinen Beitragssatz werden jetzt 16,78 Prozent fällig. Die zweitgünstigste bundesweit offene Kasse, die Ersatzkasse HKK, liegt mit 16,79 Prozent nur noch unwesentlich höher.

Allerdings gibt es auch Kritik an dem Vorgehen: "Wenn eine Kasse wie die BKK Firmus nur vier Monate nach einer auffällig niedrigen Festsetzung ihren Beitragssatz nach oben korrigiert, dann trickst sie und führt die Beitragszahler hinters Licht", sagte Olaf Woggan, Chef der AOK Bremen/Bremerhaven. Das Ziel der häppchenweisen Erhöhung sei, Mitglieder von anderen wegzulocken – unter Vorspiegelung falscher Tatsachen.

Für den Geldratgeber "Finanztip" gehört die BKK Firmus aufgrund des steigenden Zusatzbeitrags nicht mehr zu den besten Kassen, was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht. Die nur unwesentlich teurere HKK etwa biete ein besseres Gesamtpaket.

"Alarmierende Entwicklung"

Auch bei anderen Kassen hat die Belastung der Mitglieder bereits zugenommen. Zum 1. April erhöhten etwa die BKK Salzgitter, die BKK VerbundPlus, die BKK24 und die mhplus BKK ihren Zusatzbeitrag. Bereits zum 1. Februar war das bei der IKK und der Merck BKK der Fall.

Carola Reimann, Vorsitzende des AOK-Bundesverbands, warnte: "Das ist eine alarmierende Entwicklung, die es so in der Geschichte der GKV noch nicht gab und die Dramatik der finanziellen Lage deutlich macht." Reformen seien zwar unpopulär, aber nötig, um die Versorgung effizienter und bedarfsorientiert zu machen.

Was plant die neue Bundesregierung?

Union und SPD hatten sich in ihren Koalitionsverhandlungen unter anderem darauf geeinigt, auf ein sogenanntes verbindliches Primärarztsystem zu setzen. Dabei dient der Hausarzt als erste Anlaufstelle und überweist nur bei Bedarf an Fachärzte. Laut Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, könnte eine solche Patientensteuerung helfen, "die knappen ärztlichen Ressourcen viel effizienter zu nutzen und auch die Kosten insgesamt spürbar zu senken", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Aus Sicht der Krankenkassen sollten Beitragszahler entlastet werden, indem der Staat sogenannte versicherungsfremde Leistungen übernimmt. Dazu zählen etwa die Beitragszahlungen für Bürgergeldempfänger. Würde der Staat so viel Geld an die Krankenkassen überweisen, wie es den tatsächlichen Kosten von etwa zehn Milliarden Euro im Jahr entspreche, könnte sich der Beitragssatz bereits leicht verringern. Weitere Möglichkeiten, die Finanzlage zu verbessern, wären höhere Zuschüsse an den Gesundheitsfonds oder die Förderung von Präventionsmaßnahmen, damit Krankheiten erst gar nicht entstehen.

Sonderkündigungsrecht nutzen

Bis politische Entscheidungen fallen, sind Versicherte dem Trend zu mehrfachen Beitragserhöhungen im Jahr aber nicht hilflos ausgeliefert. Wer eine Beitragserhöhung erhält, hat ein Sonderkündigungsrecht – und sollte das im Zweifel nutzen, um sich bessere Konditionen zu sichern. Je nach Einkommen können Versicherte mit einem Wechsel derzeit bis zu 734 Euro im Jahr sparen. Lesen Sie hier, wie Sie dabei am besten vorgehen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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