Steigendes Gesundheitsrisiko Adipositas: Das bedeuten Grad 1, 2 und 3

Menschen mit Adipositas sind schwer übergewichtig. Ihr Körperfett liegt weit über dem Normalmaß. Mediziner unterscheiden verschiedene Schweregrade.
Adipositas, auch als Fettleibigkeit bezeichnet, beginnt bei einem Erwachsenen ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30. Je höher der BMI ist, desto größer ist das Risiko für ernährungsbedingte Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen.
Je nach Schweregrad der Fettleibigkeit unterscheiden Ärzte drei Stadien. Sie sind abhängig vom jeweiligen Gewicht und mit unterschiedlich hohen Risiken verbunden.
Wann bin ich übergewichtig, wann adipös?
Um das Körpergewicht zu beurteilen, steht Ärzten der Körpermasseindex, auch Body-Mass-Index (BMI) genannt, zur Verfügung. Je nach Alter, Größe und Gewicht sind Grenzwerte festgelegt. Bei einem Erwachsenen spricht man von Normalgewicht beziehungsweise einem optimalen BMI bei Werten von 18,5 bis 24,9. Bei einem BMI von 25 bis 29,9 sprechen Mediziner von Präadipositas. Um Übergewicht handelt es sich bei einem BMI ≥ 25, um Adipositas (Fettleibigkeit) bei einem BMI ≥ 30.
Wie berechnet sich der BMI?
Der BMI setzt Gewicht und Körpergröße ins Verhältnis und wird wie folgt berechnet: Körpergewicht (in Kilogramm) geteilt durch Körpergröße (in Metern) zum Quadrat. Ein Beispiel: Ein Mann wiegt 110 Kilogramm und ist 1,80 Meter groß. 110 kg : 1,80 m² = BMI 33,9. Damit hat er Adipositas Grad 1.
Drei Adipositas-Grade
Adipositas wird in drei Grade unterteilt, um das Risiko für Begleiterkrankungen des Übergewichts einschätzen zu können. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft e. V. (DAG) nimmt folgende Unterteilung vor:
- Adipositas Grad 1: BMI zwischen 30 und 34,9
- Adipositas Grad 2: BMI zwischen 35 und 39,9
- Adipositas Grad 3: BMI ab 40
Bei Adipositas Grad 1 ist das Risiko für Begleiterkrankungen des Übergewichts erhöht, bei Grad 2 hoch und bei Grad 3 sehr hoch.
Körperliche Einschränkungen bei Adipositas Grad 1 bis 3
Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) von 2020 sind in Deutschland nach Selbstangaben rund 47 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer von Übergewicht (einschließlich Adipositas) betroffen. Fast ein Fünftel der Erwachsenen (19 Prozent) weist eine Adipositas auf. Zurückzuführen ist das in den meisten Fällen auf den Lebensstil. Viele Menschen essen sehr kalorienreich und unausgewogen und bewegen sich zugleich zu wenig. Es wird mehr Energie aufgenommen als verbraucht. Das Gewicht steigt.
Bei Adipositas Grad 1 bemerken Betroffene bereits erste Einschränkungen im Alltag. Sportliche Aktivitäten fallen schwer, Kurzatmigkeit tritt vermehrt auf und auch die Gelenke, häufig die Knie, können mit Schmerzen auf das starke Übergewicht reagieren. Ab Grad 2 nehmen Betroffene in der Regel vermehrt Probleme im Alltag wahr. Beispielsweise fällt ihnen das Treppensteigen schwer, die Kurzatmigkeit nimmt zu und auch Gelenkschmerzen treten gehäuft auf.
Die Beweglichkeit und die Ausdauer im Allgemeinen sind zunehmend eingeschränkt. Bei Adipositas Grad 3, auch Adipositas permagna genannt, nehmen die Einschränkungen nochmals zu, was das Privatleben ebenso wie das Berufsleben erheblich beeinträchtigen kann. Die eingeschränkte Lebensqualität kann die Betroffenen so sehr belasten, dass sich psychische Krankheiten entwickeln können, etwa eine Depression.
Risiko Folgeerkrankungen: BMI allein ist nur bedingt aussagekräftig
Der BMI allein reicht zur gesundheitlichen Risikoeinschätzung allerdings nicht aus, da er nichts über die Fettverteilung aussagt. Mittlerweile weiß man, dass der Taillenumfang als Bemessungsgröße ebenfalls berücksichtigt werden muss, denn: Inneres Bauchfett (viszerales Fett) ist ein bedeutsamer Risikofaktor für die Gesundheit und steht unter anderem mit Bluthochdruck, Herzinfarkt, Fettleber, Diabetes mellitus, aber auch bestimmten Krebserkrankungen in Zusammenhang.
Angaben des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zufolge gilt für mehr als 13 Krebsarten, darunter Leberkrebs, Dick- und Enddarmkrebs, Brustkrebs, Magenkrebs, Speiseröhrenkrebs, Schilddrüsenkrebs und Gebärmutterkörperkrebs, ein Zusammenhang mit Adipositas als bewiesen.
Taillenumfang ergänzt BMI
Als Merkmal für das Fettverteilungsmuster gibt der Taillenumfang bei einem BMI < 35 kg/m² laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) eine wichtige Zusatzinformation. Ab einem Taillenumfang von über 80 Zentimetern bei Frauen beziehungsweise mehr als 94 Zentimetern bei Männern steigt das Risiko, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten zu entwickeln. Bei einem Taillenumfang von über 88 Zentimetern bei Frauen beziehungsweise mehr als 102 Zentimetern bei Männern besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für das Auftreten von Folgeerkrankungen.
Sterben Menschen mit Adipositas früher?
Adipositas und die möglichen Folgeerkrankungen beeinflussen die Lebenserwartung Betroffener. Je dicker man ist, desto höher ist das Risiko für einen vorzeitigen Tod. Untersuchungen zeigen: In einem Zeitraum von 15 Jahren versterben von 100 Menschen vier Menschen mit Normalgewicht, sechs Menschen mit Adipositas Grad 1 und zwölf Menschen mit Adipositas Grad 3. Diese Angaben gelten für Menschen im Alter zwischen 20 und 89 Jahren, die nicht rauchen und keine chronische Erkrankung haben.
Präadipositas: Vorstufe der Fettleibigkeit ernst nehmen
Präadipositas bedeutet, dass Übergewicht besteht und es sich um eine Vorstufe von Adipositas handelt. Präadipositas ist definiert über einen BMI von 25 bis 29,9. Experten raten, spätestens jetzt den Lebensstil anzupassen, um einer Fettleibigkeit und den damit verbundenen Gesundheitsrisiken entgegenzuwirken. Bereits Präadipositas erhöht das Risiko für bestimmte Erkrankungen, darunter Bluthochdruck, Gelenkbeschwerden wie Arthrose, Schlafapnoe und Diabetes.
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Adipositas behandeln
Das Ziel der Adipositastherapie ist eine langfristige Gewichtsreduktion. Die tragenden Säulen der Behandlung sind laut DGE Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Je nach individueller Situation können die Komponenten primär in Kombination und gegebenenfalls auch als Einzelkomponenten eingesetzt werden. Der Begleitung Übergewichtiger nach dem Gewichtsverlust kommt ebenfalls eine bedeutende Rolle zu. Nach dem Abnehmen nicht erneut zuzunehmen, ist meist schwerer als das Abnehmen selbst.
Adipositas-Operation im fortgeschrittenen Stadium eine Option
Nach ärztlicher Anordnung kann zusammen mit der Basistherapie eine medikamentöse Therapie hilfreich sein. Ist die konservative Therapie erschöpft und die gewünschte Gewichtsreduktion nicht gelungen, können Betroffene ein adipositaschirurgisches Verfahren in Erwägung ziehen, etwa eine Magenverkleinerung. Die behandelnden Ärzte können zu Chancen und Risiken eines solchen Eingriffs beraten.
- dge.de: "Übergewicht und Adipositas". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). (Abrufdatum: 10. Juli 2025)
- adipositas-gesellschaft.de: "Definition von Übergewicht und Adipositas". Online-Information der Deutschen Adipositas-Gesellschaft e. V. (Abrufdatum: 10. Juli 2025)
- adipositas-gesellschaft.de: "Folge- und Begleiterkrankungen". Online-Information der Deutschen Adipositas Gesellschaft e. V. (DAG). (Abrufdatum: 10. Juli 2025)
- stiftung-gesundheitswissen.de: "Folgeerkrankungen von Adipositas". Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen. (Abrufdatum: 10. Juli 2025)
- bzfe.de: "Bessere Ernährung bei Adipositas". Pressemeldung des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE). (Stand: 25. Juni 2025)
- krebsinformationsdienst.de: "Starkes Übergewicht vermeiden – Krebs vorbeugen". Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 26. März 2025)
- rki.de: "Themenschwerpunkt: Übergewicht und Adipositas". Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI). (Stand: 16. Februar 2024)
- gesundheitsinformation.de: "Starkes Übergewicht (Adipositas)". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). (Stand: 24. August 2022)
- adipositas-gesellschaft.de: "Fragen und Antworten zu Adipositas, Bauchfett, Corona". Online-Information der Deutschen Adipositas Gesellschaft e. V. (DAG). (Stand: März 2022)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.