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"Medizini" wegen Figurtest für Kinder in der Kritik


"Stell dir vor, du hättest ganz schön zugelegt"
Apotheker boykottieren "Medizini" wegen Figur-Test für Kinder

04.01.2016Lesedauer: 2 Min.
Magersucht: Mit diesem Figur-Test für Kinder hat das Apothekenmagazin "Medizini" heftige Kritik geerntet.Vergrößern des BildesGut gemeint, aber schlecht gemacht? Mit diesem Test hat das Kindermagazin "Medizini" heftige Kritik geerntet. (Quelle: T-Online-bilder)
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Einige Apotheker halten die Januar-Ausgabe des Kindermagazins "Medizini" für so brisant, dass sie es nicht an ihre Kunden verteilen wollen. Stein des Anstoßes ist ein Figur-Test für Kinder. Dem Verlag zufolge soll er die jungen Leser für Magersucht sensibilisieren. Experten finden, das er das Gegenteil bewirken könnte.

Der umstrittene Test trägt den Titel "Wie zufrieden bist du mit deiner Figur?" und ist mit einem Teenie-Mädchen bebildert, das sich kritisch im Spiegel betrachtet. Es gibt sieben Fragen mit drei Antwortmöglichkeiten, darunter diese: "Stell dir vor, du hättest in letzter Zeit ganz schön zugelegt. Was tust du?"

Wer laut Auswertung seine Figur "nicht wichtig" findet, bekommt den Rat "Deine lässige Einstellung ist okay. Achte trotzdem etwas auf deine Figur, sonst kann es passieren, dass du eines Tages zu dick wirst". Jene, die zum anderen Extrem neigen, werden ermahnt "sei nicht so streng mit dir".

Expertin für Essstörungen: "Pseudotest" taugt nicht zur Aufklärung

Ein großes Tierposter, Comics, Rätsel und Wissenswertes über Mensch, Tier und Natur – mit diesem Konzept erscheint "Medizini" seit über 40 Jahren im Wort&Bild Verlag. Das Heft ist kostenlos in Apotheken erhältlich und richtet sich an Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren. Erklärtes Ziel ist es, sie "spielerisch und altersgerecht über ihren Körper und ihre Gesundheit aufzuklären".

Aber zur Aufklärung über Magersucht taugt der Figur-Test nach Einschätzung der Expertin Corinna Jacobi allerdings nicht. Die Professorin erforscht an der TU Dresden die Grundlagen und Behandlung von Essstörungen. Auf Anfrage von t-online.de schreibt sie: "Aufklärung ist sicher sinnvoll, ebenso Prävention, auch bereits in jüngerem Alter. Aber erstens kann ein Test nicht Magersucht verhindern und zweitens sieht dieser Test nicht so aus, als wäre er validiert."

Es müsse nicht schaden, Kinder zu ihrer Figurwahrnehmung zu befragen. Problematisch sei jedoch, Kinder mit "selbstgestrickten Pseudotests" zu konfrontieren und daraus gegebenenfalls weiterreichende Aussagen abzuleiten. "Diese sollten auf dem Ergebnis von Forschung beruhen und nicht auf Intuition und Augenschein", betont die Wissenschaftlerin.

Apotheker boykottieren "Medizini"

Die Apothekerin Ann-Katrin Kossendey-Koch hatte den Stein ins Rollen gebracht. Auf Facebook schreibt sie: "Ich weigere mich, so einen Test an kleine Kinder abzugeben. Ich mache mich völlig unglaubwürdig, da ich eine solche Herangehensweise an diese Problematik für absolut falsch halte."

Sie wettert, dass ein "schwachsinniger Test mit Suggestivfragen" kein Kind vor Magersucht rette. Eher bringe er Kinder dazu, sich über ihre Figur den Kopf zu zerbrechen.

Andere Apotheker sind auf die Kritik aufgesprungen, auch in sozialen Netzwerken wird über den Figur-Test diskutiert.

Kinder lieber über gesunde Ernährung aufklären

Eine Apotheke in Edingen-Neckarhausen in Baden-Württemberg begründet den Boykott der "Medizini"-Ausgabe ausführlich auf ihrer Homepage. Wichtiger sei, Kindern eine gesunde Ernährung zu vermitteln. "Dabei sollte im Kindesalter noch nicht auf die Figur geachtet werden, da diese durch verschiedene Wachstumsphasen geprägt ist und sich oft verändert."

Nach Informationen des Portals "apotheke-adhoc.de" hat "Medizini"-Chefredakteur Harald Lorenz die Kritik zurückgewiesen. Es gehe darum, Kinder über das Thema aufzuklären. Zudem sei er für ältere Kinder gedacht, bei denen die Figur auf dem Schulhof schon ein Thema sei. Der Wort&Bild Verlag hat eine Stellungnahme angekündigt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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