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Studie gibt Hinweise: Wer wirklich an Corona verstirbt


Studie aus Hamburg gibt Hinweise
Wer wirklich an Corona verstirbt


Aktualisiert am 30.08.2022Lesedauer: 3 Min.
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Intensivstation in Duisburg (Archivbild): Die Zahl der Patienten, die aufgrund einer Corona-Infektion intensivmedizinisch betreut werden müssen, sinkt weiter.Vergrößern des Bildes
Intensivstation in Duisburg (Archivbild): Die Zahl der Patienten, die aufgrund einer Corona-Infektion intensivmedizinisch betreut werden müssen, sinkt weiter. (Quelle: Christoph Reichwein (CREI) via www.imago-images.de/imago-images-bilder)

Eine Studie wertet die Todesfälle unter verschiedenen Corona-Varianten aus. Doch bei der Auslegung der Ergebnisse werden die Impferfolge teils ignoriert.

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie forschen Wissenschaftler in aller Welt an der Frage, warum eine Infektion mit dem Coronavirus für so viele Menschen tödlich ausgeht, andere hingegen ihre Infektion kaum bemerken.

Nach verschiedenen Varianten scheint mit Omikron eine Mutante aufgetaucht zu sein, die zwar als ansteckender, aber harmloser gilt. Stimmt das? Ärzte am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) haben die Todesraten in den verschiedenen Perioden der Pandemie untersucht. Ihr Ergebnis wird aber fehlinterpretiert.

Der Inhalt der Studie

Untersucht wurde die Todesursache aller im Klinikum verstorbener Patienten mit einer SARS-Cov-2-Infektion. Dabei wurden Parameter wie Geschlecht, Alter, Impfstatus, vorhandene Risikofaktoren und auch die Todesursache einbezogen. Bei letzterer wurde unterschieden, ob die Corona-Infektion direkt zum Tod führte – oder andere Erkrankungen ursächlich waren. Die Unterscheidung war also: Ist jemand "an" oder "mit" einer Corona-Infektion gestorben? Oder anders gesagt: War die Infektion Haupt- oder Nebendiagnose?

Zwischen März 2020 und April 2022 starben im Universitätsklinikum 234 Patienten nach einem positiven PCR-Test. In die Untersuchung flossen Daten von 227 von ihnen ein. 117 der Verstorbenen waren mit dem Wildtyp infiziert gewesen, 33 mit der Alpha-, 38 mit der Delta- und 39 mit der Omikron-Variante. An ihrer Infektion starben beim Wildtyp 85 Prozent, unter Alpha 94 Prozent, bei Delta 82 Prozent. 46 Prozent verstarben unter Omikron.

Was die Studie aussagt: Impfungen wirken

Interpretiert wurden die Ergebnisse nun so: Die Omikron-Variante sei offenbar harmloser, die offiziellen Statistiken des Robert Koch-Instituts würden somit in die Irre leiten. Doch etwas ganz anderes ist die Kernaussage der Studie. Dies wird vor allem an einem Fakt deutlich. So schreiben die Studienautoren: "Zusätzlich war der Anteil der Geimpften ohne Risikofaktoren in der Phase des Delta-Subtyps auf 8 Prozent und seit dem Übergang auf den Omikron-Subtyp sogar auf 0 Prozent der Sterbefälle gesunken."

Heißt: Dank der Impfungen versterben Personen, die keine Vorerkrankungen oder Einschränkungen des Immunsystems haben, nicht mehr an Corona. Das betonen auch die Studienautoren: "Diese Ergebnisse unterstreichen die gute Wirksamkeit der zugelassenen Covid-19-Impfstoffe in Bezug auf ihre Fähigkeit, tödliche Verläufe zu verhindern."

Omikron ist nicht wirklich harmloser

Und auf einen weiteren wichtigen Punkt weisen die beteiligten Forscher hin: Auf der Grundlage ihrer verwendeten Daten könne keine Aussage über "eine verminderte Pathogenität des Omikron-Subtyps" getroffen werden. Heißt: Dass das Virus schwächer geworden ist, lässt sich nicht bestätigen.

Auch andere Forscher können den Rückschluss, Omikron sei harmlos, nicht bestätigen. So erklärte der Leipziger Epidemiologe Markus Scholz Ende Juli im Interview mit t-online: "Anhand von Hospitalisierungsraten in Ländern mit weniger Impfungen sehen wir, dass BA.5 nicht wesentlich schwächer ist. Vielmehr sind wir stärker geworden – durch Impfungen und vorherige Infektionen haben wir eine bessere Grundimmunität in der Bevölkerung. Daher erscheint uns diese Variante nur harmloser."

Wer stirbt noch an Corona?

Geimpfte Personen ohne Risikofaktoren haben ein extrem niedriges Risiko eines tödlichen Verlaufs, heißt es von den Hamburger Studienautoren. "Der Hauptanteil der Verstorbenen ist der Gruppe der Ungeimpften oder der Gruppe der Geimpften mit Risikofaktoren zuzuordnen. In unserem Kollektiv waren dies beim Omikron-Subtyp überwiegend Patienten mit schwerer Immunsuppression bei hämatoonkologischen oder autoimmunen Erkrankungen."

In der "Bild am Sonntag" erklärte Dr. Stefan Kluge, der an der Datenerhebung in Hamburg beteiligt war, an Omikron versterbe nur sehr selten noch jemand, der geimpft sei und keine Risikofaktoren habe. Risikofaktoren seien: ein sehr hohes Lebensalter und Therapien, die bei Krebs, Organtransplantationen oder Rheuma eingesetzt werden, um das Immunsystem zu unterdrücken.

Immer noch sehr viele Corona-Tote

Zwischen 100 und 150 Corona-Tote werden in Deutschland täglich vermeldet. "Das sind immer noch sehr viele, auch wenn die Hälfte von ihnen tatsächlich nicht an, sondern im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstorben sein sollte", erklärt der Mathematiker Kristan Schneider im Gespräch mit t-online. Er modelliert die Pandemie und erklärt die Einschränkungen der UKE-Studie: "Sie ist eher klein und lässt eine Verallgemeinerung auf die Gesamtinfektionen eigentlich kaum zu. Dennoch: Nach den Impfungen, den Vorinfektionen und mit den verfügbaren Medikamenten müsste die Zahl der Toten geringer sein."

Was bedeutet das für uns im Umgang mit dem Virus? Schneider meint: "Die Frage ist, ob wir mit diesen Todeszahlen jeden Tag leben wollen oder ob es nicht wichtig wäre, diese Menschen weiterhin zu schützen, etwa durch minimalinvasive Maßnahmen wie das Tragen einer Maske."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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