Was passiert bei einem falschen Schnelltestergebnis?
Der Schnelltest ist positiv und zieht einen PCR-Test nach sich. Dieser deckt oft auf, dass dieses Ergebnis falsch war. Unsicherheiten gibt es aber auch bei negativen Testergebnissen. Was besonders gefΓ€hrlich sein kann.
Als der Lolli-Schnelltest von Marcel Spielers einjΓ€hriger Tochter ein positives Ergebnis anzeigte, waren seine Frau und er nicht allzu alarmiert. "Wir hatten vorher zu Abend gegessen und vielleicht die vorgegebene halbe Stunde Abstand zum Test nicht ganz eingehalten", vermutet der 30-JΓ€hrige. Solche Anwendungsfehler, die das Testergebnis in irgendeiner Weise verfΓ€lschen kΓΆnnen, kΓ€men regelmΓ€Γig vor, bestΓ€tigt das Robert Koch-Institut (RKI): "Wenn vorher gegessen oder getrunken wurde oder die ZΓ€hne geputzt wurden".
Aber auch die zu geringe SpezifitΓ€t eines Schnelltests kΓΆnne bei falsch-positiven Ergebnissen das Problem sein, so das RKI. Die SpezifitΓ€t ist der Wert fΓΌr die Wahrscheinlichkeit, dass Gesunde auch als gesund erkannt werden. Woran es bei Spielers Tochter lag, dass auch der zweite Schnelltest eben das nicht vermochte? Unklar. Die Beunruhigung der Familie indes: vΓΆllig klar. Es folgte ein Anruf beim Kinderarzt und ein PCR-Test, wenige Stunden nach dem zweiten positiven Schnelltest.
Positive Schnelltests mΓΌssen ans Gesundheitsamt gemeldet werden
Ein positives Ergebnis bei einem offiziellen Schnelltest muss an das Gesundheitsamt gemeldet werden, so das RKI. Allein bei Unsicherheiten, ob der Test korrekt durchgefΓΌhrt wurde, kΓΆnne das Testzentrum entscheiden, ob ein zweiter Schnelltest gemacht werde. Nach einem positiven Ergebnis kann dort oft auch der Abstrich fΓΌr den viel zuverlΓ€ssigeren PCR-Test folgen.
Dieser bestΓ€tige in durchschnittlich 50 bis 60 Prozent der FΓ€lle das Schnelltest-Ergebnis, erlΓ€utert das RKI. 40 bis 50 Prozent der Schnelltests, die einen positiven Befund anzeigen, sind also falsch-positiv. Das RKI stΓΌtzt sich dabei auf die Ergebnisse einer Sonderbefragung von Laboren. Die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) nennen Γ€hnliche Zahlen: Ihr Vorstandschef Michael MΓΌller sprach jΓΌngst von einem Anteil von 30 bis 50 Prozent falsch-positiver Schnelltests.
Schwankende Zahlen zu falsch-positiven Schnelltests
Die Zahl stamme aus ersten Auswertungen einzelner Labore und Meldedaten, teilen die ALM mit. Sie schwanke allerdings und sei abhΓ€ngig von der QualitΓ€t der verwendeten Tests und der Probenentnahme, von der Testsituation (Testzentrum, Arztpraxis, Apotheke oder Pflegeheim) sowie davon, ob Menschen mit oder ohne Symptome getestet wΓΌrden. Fakt ist: Relativ viele Menschen stellen sich trotz eines positiven Schnelltests beim genaueren PCR-Test als nicht infiziert heraus.
Der Abstrich fΓΌr den nΓΆtigen PCR-Test beim Kinderarzt sei "kein schΓΆnes Erlebnis, aber notwendiges Γbel" gewesen, sagt Marcel Spieler. Bis zu dessen Ergebnis waren die Spielers wie vorgegeben in QuarantΓ€ne. "Wir mussten unsere beiden Hunde von Bekannten abholen lassen, weil man ja gar nicht raus darf. Ich habe den Luxus, im Homeoffice arbeiten zu kΓΆnnen. Aber bei meiner Frau geht das nicht. Sie konnte die zwei Tage nicht arbeiten."
So wartete die Familie knapp 36 Stunden auf das Ergebnis aus dem Labor, das schlussendlich negativ ausfiel. Das Ganze inklusive QuarantΓ€ne war fΓΌr sie "Γ€rgerlich, aber verkraftbar. Und nachvollziehbar", resΓΌmiert Spieler. SchlieΓlich sei das Risiko hoch, andere Menschen anzustecken.
Immer mehr Infektionsketten von privaten Treffen
Was das angeht, sieht das RKI eine grΓΆΓere Gefahr von falsch-negativen Tests ausgehen. "Es werden immer wieder Infektionsketten bekannt, die auf Treffen zurΓΌckgehen, bei denen alle im Schnell- oder Selbsttest zuvor negativ getestet waren. Deshalb ist ganz wichtig: Ein negatives Testergebnis gibt keine absolute Sicherheit."
Virologen weisen seit LΓ€ngerem auf diese Grenzen bei den Schnelltests hin β so auch Christian Drosten von der Berliner CharitΓ©. Beim Test eines Infizierten direkt zu Symptombeginn gebe es eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Antigen-Schnelltest noch nicht positiv sei, so der Virologe Mitte April im Podcast "Coronavirus-Update" von NDR Info. Anders als bei der PCR, die im gleichen Fall schon seit zwei, drei Tagen positiv wΓ€re.
Man dΓΌrfe sich nach einem negativen Schnelltest nicht in falscher Sicherheit wiegen. Der Einsatz von Schnelltests bei Menschen mit Symptomen und die regelmΓ€Γige Anwendung etwa in Schulklassen und am Arbeitsplatz seien dennoch sinnvoll.
Auch das RKI betont, dass man sich nicht "freitesten" kΓΆnne. Man solle unbedingt immer die anderen schΓΌtzende Verhaltensweisen beibehalten: Abstand, Handhygiene, Maske tragen, lΓΌften. Das helfe auch dabei, sich nicht selbst anzustecken.
- Nachrichtenagentur dpa