Anteil der positiven PCR-Tests steigt massiv
Fast zwei Millionen PCR-Tests in der zweiten Januarwoche bringen die Labore in Deutschland an ihre Grenzen. Schuld ist Omikron â die Lösung könnte eine strengere Priorisierung sein.
Mit den Corona-Infektionszahlen steigen aktuell auch die Zahlen der PCR-Tests auf ein Allzeithoch. Die Labore, die die Tests auswerten mĂŒssen, stoĂen dadurch langsam an ihre KapazitĂ€tsgrenzen.
Und auch wenn der Anstieg der Zahlen durch die Omikron-Ausbreitung zu erwarten war, mit diesen Werten hatten selbst sie nicht gerechnet, betont der Vorsitzende des Verbands der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM), Michael MĂŒller, in einer Pressekonferenz am Dienstag. Deshalb werden Priorisierungen jetzt immer wichtiger. Doch was bedeutet das?
1,9 Millionen PCR-Tests in der zweiten Januarwoche
Angesichts der Omikron-Variante hat der Laborverband ALM einen Höchstwert an PCR-Testungen pro Woche verzeichnet. In der vergangenen Woche bis zum Sonntag seien in den fachĂ€rztlichen Laboren in Deutschland etwa 1,95 Millionen PCR-Tests durchgefĂŒhrt worden â mehr als je zuvor in der Pandemie, so MĂŒller in der Pressekonferenz.
Doch nicht nur die hohe Zahl der Tests, auch die Positivrate ĂŒberraschte die Labormediziner negativ: Rund jeder vierte Test sei positiv, insgesamt habe es in der vergangenen Woche fast 490.000 positive PCR-Tests gegeben, ebenfalls ein neuer Rekord.
Labore sind zu fast 90 Prozent ausgelastet
Die Auslastung der Labore lag in der zweiten Januarwoche den ALM-Angaben zufolge im bundesweiten Durchschnitt bei 86 Prozent und stieg damit im Vergleich zur Vorwoche deutlich. Zuletzt waren die Labore noch zu 64 Prozent ausgelastet. "Die Lage ist tatsĂ€chlich ernst, die Labore sind an den KapazitĂ€tsgrenzen und darĂŒber hinaus", beklagte MĂŒller.
Die Labore konnten ihre KapazitĂ€ten zwar weiter deutlich erhöhen, in dieser Woche betrĂ€gt die gemeldete KapazitĂ€t fĂŒr PCR-Tests in deutschen Laboren etwa 2,52 Millionen. Dennoch könne man sich nicht aus der Pandemie heraustesten, mahnte MĂŒller.
Wer könnte kĂŒnftig Vorrang bei PCR-Tests haben?
Um eine Ăberlastung der Labore und der FachkrĂ€fte zu vermeiden, plĂ€dierte MĂŒller erneut dafĂŒr, schnell und konsequent die Nationale Teststrategie anzuwenden, die auch Priorisierungen fĂŒr PCR-Tests bei begrenzter KapazitĂ€t vorsieht.
Vorrang haben demnach etwa Menschen mit Covid-19-Symptomen und Kontaktpersonen von nachgewiesen Infizierten. Doch auch der Schutz von Menschen mit besonders hohen Corona-Risiken, beispielsweise im Gesundheitswesen, steht im Vordergrund. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte dazu gesagt, fĂŒr die Freitestungen aus der QuarantĂ€ne habe er veranlasst, dass es fĂŒr Gesundheitspersonal einen Vorrang bei der Laborauswertung gebe. Um PCR-Tests zu "sparen", sind sie auch nur fĂŒr BeschĂ€ftigte in Kliniken, Pflegeheimen und Einrichtungen fĂŒr Behinderte beim Freitesten verpflichtend. Ansonsten sollen auch Schnelltests verwendet werden können.
Embed
PCR-Tests mĂŒssten da, wo es sinnvoll und möglich sei, zum Beispiel durch Antigentests ersetzt werden, so MĂŒller. Er verwies auf hochwertige, laborbasierte Antigentests, die ein "qualitĂ€tsgesichertes und laborĂ€rztlich befundetes" Ergebnis liefern könnten und den Bedarf an PCR-Tests sinnvoll reduzierten.
"Wir sollten nicht vergessen, dass neben der Corona-Diagnostik auch die gesamte andere Diagnostik ein wichtiger Baustein fĂŒr die Versorgung der Bevölkerung ist", betonte MĂŒller. Dazu zĂ€hlten beispielsweise die Bereiche Diabetes, LeukĂ€mie oder auch Dialysepatienten. "Die Balance muss im Blick behalten werden."
Wo sind die Labore bereits am Limit?
"In Norddeutschland sind die Testlabore schon am Limit. Wir haben hier inzwischen Positivraten von 30 bis 40 Prozent, ich habe so etwas noch nie erlebt", sagt der Vorsitzende des Verbandes Deutscher LaborĂ€rzte, Andreas Bobrowski. Mittlerweile seien mehr als 90 Prozent der detektierten Corona-Infektionen auf die Omikron-Variante zurĂŒckzufĂŒhren, sagte der LĂŒbecker Mediziner. "Wir sehen, dass es jetzt auch in mittel- und sĂŒddeutschen Laboren ordentlich anzieht."
Vielerorts seien die KapazitĂ€tsgrenzen der Labore bereits ĂŒberschritten, was bedeute, dass die angestrebte Dauer von 24 Stunden vom Abstrich bis zum Testergebnis oft nicht mehr eingehalten werden könne. Bobrowski ist sicher: "Da werden wir ĂŒberall an unsere Grenzen stoĂen." Bei der Wartezeit sehe er "ganz klar die 36 bis 48 Stunden auf uns zukommen" â die Infektions- und damit Testzahlen dĂŒrften schlieĂlich vorerst weiter steigen.