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Auslandsadoption: Mit über 40 zwei Kinder aus Vietnam adoptiert


Auslandsadoption: Das bange Warten auf Leila und Leon hat sich gelohnt

t-online, Simone Blaß

02.07.2013Lesedauer: 5 Min.
Auslandsadoption: Oft haben Leute auf der Straße über das fremd aussehende Kind getuschelt.Vergrößern des BildesOft haben Leute auf der Straße über das fremd aussehende Kind getuschelt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Petra und Herbert wurden von Günther Jauch einmal als die ältesten Adoptiveltern Deutschlands bezeichnet. Sie waren bereits über vierzig, als ihre Entscheidung, ein Kind aufzunehmen, gefallen ist. Die eigenen Kinder waren schon lange aus dem Haus. 1997 kam Leon in die Familie, zwei Jahre später Leila. Beide sind aus Vietnam. Das Paar ist sich heute im Rückblick einig, dass die Entscheidung, diese Kinder zu adoptieren, wohl die beste ihres Lebens war.

Sind die Kinder aus dem Haus, kann man erst einmal die große Freiheit genießen. So war es auch bei Petra (zur Zeit der Adoption 46) und Herbert (damals 43). Sie reisten viel, lernten Fallschirmspringen und trugen sich sogar mit dem Gedanken, nach Amerika auszuwandern. Doch dann kam plötzlich ein Punkt, an dem sich die beiden fragten, was sie denn nun wirklich mit dem Rest ihres Lebens anfangen wollten und in diesem Moment keimte zum ersten Mal die Idee, ein Kind zu adoptieren - aus dem Ausland. Auf die Frage, warum sie so spät noch einmal von vorne beginnen wollten, kommt von Petra eine ganz ehrliche Antwort: "Zunächst mal aus reinem Egoismus. Kinder im Haus halten jung. Aber dazu kam der buddhistische Grundgedanke, den wir bereits seit Jahrzehnten leben: Wir haben viel gearbeitet, viel erreicht, unser eigenes Unternehmen aufgebaut - es war an der Zeit, etwas zurückzugeben an jemanden, mit dem es das Leben nicht so gut gemeint hat."

Auslandsadoption bedeutet Papierkrieg mit dem Amt

Doch ganz so einfach war das nicht. Das Jugendamt stellte sich quer. Es dauerte Jahre, bis die Formalitäten abgewickelt waren. "Ich bin jeden Tag aufs Amt. Letztendlich mussten wir sogar einen Anwalt einschalten." Währenddessen keimte immer mehr der Wunsch nach einem Kind aus dem asiatischen Raum. "Zuerst dachten wir an Thailand. Die Anbindung an die Kultur war bereits da, wir hatten dort seit Jahren Freunde." Und die haben sich dann umgesehen und schnell festgestellt, dass es zu diesem Zeitpunkt einem deutschen Paar kaum möglich war, ein kleines thailändisches Kind zu adoptieren. "Viele der Kinder waren behindert. Grundsätzlich wäre auch das kein Problem gewesen, denn wir hatten uns von Anfang an darauf geeinigt, dass alles, was in Deutschland operabel wäre, auch in Frage käme. Nur zum Beispiel eine spastische Behinderung - das wollten wir nicht. Wir waren ja damals schon nicht mehr die Jüngsten und ein solches Kind wäre sein Leben lang auf uns angewiesen gewesen. Das hätten wir als verantwortungslos empfunden."

Die Waisenkinder vor Ort unterstützt

Durch die thailändischen Freunde kam der Kontakt zu einem vietnamesischen Kinderheim zustande. Der Papierkrieg war immens, aber eines Tages klingelte das Telefon und bereits einen Tag später machten sich Herbert und Petra auf den Weg nach Vietnam. Leons leibliche Eltern - der Vater schwer malariakrank - konnten ihr fünftes Kind nicht mehr ernähren und entschieden sich, es besser abzugeben. "Kaum angekommen, brachte man uns einen richtigen Strahlemann ins Hotel. Leon war damals sechs Monate alt. Er hat sich sofort an mich geschmiegt und gelacht. Von Anfang an war es um uns geschehen." Zwölf Tage blieb das Paar im Land bis alle Formalitäten abgewickelt waren. In der Zwischenzeit haben die beiden viel getan, um die Situation der Waisenkinder vor Ort zu verbessern: "Die Kinder hatten keine Betten, lagen auf Matten, viele hatten die Krätze, die Kakerlaken liefen in Scharen über den Boden. Wir haben Betten gekauft, Lebensmittel, Spielzeug und Medikamente und gemeinsam mit anderen Adoptiveltern einen Spielplatz finanziert."

Leon hatte nur ein einziges Spielzeug

Daraufhin begann zuhause die bange Zeit des Wartens. Die leiblichen Eltern bekommen Zeit, sich das Ganze zu überlegen. "Nach ein paar Wochen durfte ich Leon holen, er hatte nur eine kleine Tasche bei sich, ein bisschen Milch, ein Spielzeug - sonst nichts. "Ich wollte so schnell wie möglich mit ihm aus dem Land raus zu meiner Familie und die Passkontrolle war das Allerschlimmste. Ich hatte den Pass sowie die Versicherung des Direktors, dass alles korrekt sei. Und das übersetzte Schreiben der Mutter." Angst hatte sie trotzdem. "Eine solche Situation ist besonders schwer, wenn man die Sprache des Landes nicht spricht. Aber wir kamen problemlos durch die Kontrolle. Alles war in Ordnung."

Leilas erstes Lebensjahr muss der Horror gewesen sein

Ein Jahr lang blühten Herbert und Petra in ihrer Aufgabe als Eltern wieder auf, doch dann kamen Zweifel: "Wir haben uns gefragt, ob es gut ist für Leon, wenn er alleine mit uns zwei "Alten" ist, ob er da nicht zu verhätschelt würde und wir entschieden uns schnell, ein weiteres Kind zu adoptieren." Das Prozedere ging von vorne los. Nur dass es Leila damals lange nicht so gut ging wie Leon. "Sie war halb verhungert, wog mit einem Jahr gerade einmal elf Pfund. Ihr ganzer Körper wies Narben von ausgedrückten Zigaretten auf und sie hatte tiefe Einschnitte an Hand- und Fußgelenken. Wahrscheinlich wurde sie festgebunden." Leila war ein uneheliches Kind, die Mutter in einer schwierigen Situation und vieles von dem, was damals passiert ist, kann man nur erahnen. "Es hat Wochen gedauert, bis die Kleine zu mir Vertrauen entwickelt hat. Anfangs durfte überhaupt nur mein Mann in ihre Nähe. Bis sie wirklich alles überwunden hatte, hat es fünf Jahre gebraucht. Aber wir waren uns immer sicher: Mit viel Liebe bekommen wir das in den Griff." Heute ist Leila ein fröhliches, offenes junges Mädchen.

Das Getuschel über das "fremde" Kind nervt

Einfach war die Zeit allerdings nicht. "Die Leute auf der Straße haben sich, vor allem als die Kinder klein waren, nach uns umgedreht und ganz offensichtlich überlegt, wer hier wohl wen mit wem betrogen hat. Das hat mich immer sehr geärgert. Es wäre mir lieber gewesen, die Leute wären einfach offen auf uns zugegangen." Petra und Herbert haben ihren Kinder von Anfang an gesagt, dass sie von ihnen adoptiert wurden. "Wir haben auch versucht, den Kontakt zur vietnamesischen Kultur aufrechtzuerhalten, hatten ein vietnamesisches Au-pair-Mädchen, kochten landestypisch und haben Freunde aus dem Heimatland unserer Kinder, mit denen wir nach wie vor viel unternehmen."

Eine "Wurzelreise" steht demnächst an

Auch zu den Eltern der Kinder besteht eine Verbindung. Sie wurden tatkräftig von dem Paar unterstützt: "Wir haben Leons Eltern und auch Leilas Mutter ein Haus gebaut, ihr auch die Ausbildung zur Schneiderin finanziert. Wir wollten später mal nicht vor den Kindern stehen und sagen:" Euch geht es zwar gut, aber eure Eltern haben wir im Stich gelassen." Eine sogenannte "Wurzelreise" hat die Familie aber noch nicht unternommen. Doch da vor allem Leila sich neugierig zeigt, werden sie dies nach deren Schulabschluss nachholen und alle gemeinsam nach Vietnam fliegen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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