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Epigenetik: Wie unsere Gene das Altern beeinflusst


Beeinflussung der Gene
So finden Sie Ihr wahres Alter heraus – und verlängern Ihr Leben


Aktualisiert am 27.11.2023Lesedauer: 4 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Glückliches Seniorenpaar: Wie gesund wir im Alter bleiben, hängt nicht nur von unseren Genen ab.Vergrößern des Bildes
Glückliches Seniorenpaar: Wie gesund wir im Alter bleiben, hängt nicht nur von unseren Genen ab. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Kasper Ravlo/imago-images-bilder)

Der Traum des Menschen, ewig zu leben, ist uralt. Doch können wir wirklich mit unserer Lebensweise unsere Gene beeinflussen? Und somit das Altern verzögern?

Ihr Alter mit der richtigen Lebensweise hinauszögern wollen immer mehr Menschen. Auch die Forschung arbeitet intensiv daran, dass wir länger und vor allem gesünder leben. Das Fachgebiet der Epigenetik beschäftigt sich damit, welchen Einfluss die Umwelt auf die Gene hat und untersucht, welche Mechanismen die Genstruktur verändern können.

Prof. Dr. Volker Limmroth, Chefarzt an der Klinik für Neurologie und Palliativmedizin in Köln-Merheim, und Dr. Gerd Wirtz, Neurophysiologe und Digital Health Experte, beleuchten das Thema Epigenetik und geben praxisnahe Tipps in dieser Kolumne und im Podcast "Gesund & Gesund".

Mehrere Gene bestimmen das Alter

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt (96), Filmproduzent Artur Brauner (100) und Bestseller-Autor Martin Walser (96) – wenn es um Menschen geht, die sehr alt wurden, fallen in Deutschland ihre Namen immer wieder. Doch warum werden manche Menschen weit über 90 Jahre alt und andere nur 60 – und das, obwohl sie keine Unfälle hatten oder an lebensbedrohlichen Krankheiten litten?

Dass unsere Lebensuhren so unterschiedlich ticken, hat vor allem genetische Gründe. Bei den sogenannten Centenarians, also Menschen, die über 100 Jahre alt werden, gehen Forscher davon aus, dass dafür ein Zusammenspiel aus mehreren Genen verantwortlich ist – unter anderem eine Variante des FOXO3-Gens, das auch als Methusalem-Gen bezeichnet wird.

Prof. Dr. Volker Limmroth ist Experte für alle Themen rund um ein längeres und gesünderes Leben.
Prof. Dr. Volker Limmroth ist Experte für alle Themen rund um ein längeres und gesünderes Leben. (Quelle: V. Limmroth/t-online)

Prof. Dr. Volker Limmroth

Chefarzt, Neurologe, Neurowissenschaftler und Longevity-Experte. Seit 2006 Chefarzt der Klinik für Neurologie und Palliativmedizin Köln-Merheim. Spezialist für Multiple Sklerose, chronische Schmerzen und Parkinson. Er war mehr als zehn Jahre Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Kliniken der Stadt Köln.

Dr. Gerd Wirtz beantwortet alle Fragen zum Thema Digitale Medizin.
Dr. Gerd Wirtz beantwortet alle Fragen zum Thema Digitale Medizin. (Quelle: Fabian Stuertz)

Dr. Gerd Wirth

Neurophysiologe, Medizin-Moderator und Digital Health Experte. Sein Spezialgebiet ist die Zukunftsmedizin.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Kurscheid und Prof. Dr. Volker Limmroth gibt er praktischen Gesundheitsrat und beantwortet Fragen rund um ein besseres und längeres Leben in ihrem Podcast "Gesund & Gesund – Besser und länger leben".

Was ist Epigenetik?

Seit einigen Jahren wissen wir allerdings, dass es nicht alleine die Gene sind, die darüber entscheiden, wie alt wir werden, sondern dass auch unsere Lebensweise und Umweltfaktoren Einfluss darauf nehmen. Das Forschungsgebiet der sogenannten Epigenetik beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit diese Punkte Einfluss auf die Zelleigenschaften und den Aktivitätszustand unserer Gene nehmen und auf zellulärer Ebene wirken.

Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass wir selbst es durch unsere Lebensweise in der Hand haben, wie unsere Gene abgelesen und gemixt werden – und somit auch die Antwort auf die Frage beeinflussen können, wie lange wir leben.

Wie alt bin ich wirklich?

Die gute Nachricht ist also: Unser biologisches Alter kann von unserem kalendarischen abweichen – und das manchmal sogar um einige Jahre. Das Geburtsdatum in unserem Pass sagt demnach noch lange nicht alles aus.

Wer es genauer wissen möchte, greift auf einen Test zurück, bei dem die epigenetische Uhr gemessen wird. Sie gilt als beste Methode zur Bestimmung des biologischen Alters. 2013 wurde sie von dem Deutsch-Amerikaner Steve Horvath entwickelt. Basierend auf Speichel- oder Blutzellen soll sie das biologische Alter eines Menschen auf plus/minus 3,6 Jahre genau berechnen, indem molekularbiologische Veränderungen an den Genen unserer Körperzellen untersucht werden. So wird berechnet, wie schnell ein Mensch im Vergleich zu Gleichaltrigen gealtert ist.


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Verschiedene Tests und Methoden geben Auskunft

Und es gibt noch weitere Methoden: Bereits im Jahr 2009 wurde unter anderem die Biologin Elizabeth Blackburn aus Harvard mit dem Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung der sogenannten Telomere ausgezeichnet. Dies sind die Endabschnitte unserer Chromosomen, vergleichbar mit den kleinen Schutzhüllen am Ende von Schnürsenkeln. Die Länge dieser Telomere zeigt an, wie oft sich eine Zelle noch teilen kann und bestimmt damit auch das ungefähre Alter einer Zelle oder eines Organismus. Sie ist inzwischen auch bei Menschen messbar, woraus sich das ungefähre biologische Alter ermitteln lässt.

Die Ergebnisse der Tests, die auch in Eigenregie zu Hause durchgeführt werden können (aber dann eingeschickt werden müssen), sollten anschließend mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden. Gemeinsam mit den Experten kann man überlegen, wie man der epigenetischen Uhr ein Schnippchen schlagen kann. Denn die kann mit einigen Tricks durchaus wieder zurückgedreht werden.

Was kann ich tun, um mein epigenetisches Alter zu beeinflussen?

Bereits seit den 90er Jahren werden Studien zu dieser Frage durchgeführt. Als wirksam gelten ausreichend Bewegung und Sport in Kombination mit gesunder und ausgewogener Ernährung, beispielsweise in Form von Intervallfasten. Übergewicht und Rauchen sowie Bewegungsmangel gelten dagegen als äußert schädlich, ebenso wie ein nicht ausreichend behandelter Bluthochdruck oder schlecht eingestellter Diabetes und – wenn auch in geringerem Maße – Umweltgifte und Schadstoffe, beispielsweise in Form von Feinstaubbelastung.

Wichtig ist außerdem ein gesunder Schlaf, das heißt: Vermeiden Sie ein Handy im Schlafzimmer und gehen Sie nicht zu spät ins Bett. Bei gesundem und tiefem Schlaf wird der Blutdruck abgesenkt und so der Schädigung von kleinen Gefäßen im Gehirn vorgebeugt. Wer unter Schlafapnoe, also Atemaussetzern, leidet, sollte sich ärztlichen Rat holen. Denn dann besteht die Gefahr einer Sauerstoff-Unterversorgung.

Stresslevel senken

Wie schädlich Stress für unseren Körper ist, ist allgemein bekannt, doch dieser lässt sich oft nicht richtig festmachen oder man erkennt ihn zu spät, weil er bereits zu sehr zum Alltag gehört.

Um rechtzeitig zu reagieren, gibt es Wearables wie Smartwatches und Fitnesstracker, mit denen man die sogenannte Herzratenvariabilität (HRV) messen kann. Dank dieses Wertes können wir feststellen, wie stark sich die Abstände der einzelnen Herzschläge im Laufe der Zeit verändern. Unser Herz schlägt nicht gleichmäßig – und das ist auch gut so, denn gewisse Unregelmäßigkeiten sind kein Zeichen zur Beunruhigung. Im Gegenteil: Dadurch erkennen wir, dass unser Nervensystem die Fähigkeit hat, sich an verschiedene Anforderungen anzupassen und besser auf stressige Situationen zu reagieren.

Eine durch das Wearable gemessene niedrige HRV im Zeitverlauf kann also darauf hindeuten, dass die Anpassungsfähigkeit des Organismus eingeschränkt ist und unser Stresslevel möglicherweise erhöht ist.

Sollte das Wearable in dieser Hinsicht Alarm schlagen, ist es sinnvoll, sich Ruhephasen im Alltag zu schaffen, beispielsweise in Form von Meditation oder Sport. Weil der ideale HRV bei jedem Menschen unterschiedlich ist, sollten Sie darüber auf jeden Fall mit einem Experten sprechen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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