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Warum küsst man sich unter dem Mistelzweig? | Advent und Weihnachten


Glücksbringer in der Adventszeit
Deshalb küsst man sich unterm Mistelzweig

Ein Kuss unterm Mistelzweig verheißt Glück und ewige Liebe. Daher werden die immergrünen Beerenzweige in der Weihnachtszeit als Deko über die Tür gehängt.

Aktualisiert am 26.11.2024|Lesedauer: 4 Min.
Von dpa-tmn, jb
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Besonders in der Weihnachtszeit finden Mistelzweige große Beachtung. Die Zweige werden dekorativ mit einem Band an Decken und Türrahmen befestigt. Warum?

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Brauch: Küssen sich zwei Menschen unter einen Mistelzweig, werden sie ein glückliches Paar. (Quelle: AYImages/getty-images-bilder)

Mistelzweig: Glücksbringer zur Weihnachtszeit

Früher wollte man auf diese Weise Geister, böse Hexen und Unheil abwenden.

Heute ist vor allem der Glück verheißende Kuss unter dem Mistelzweig zu einem gängigen Brauch geworden. Dieser besagt: Küssen sich zwei Menschen unter einen Mistelzweig, werden sie ein glückliches Paar. Nach alter Tradition kann eine junge Frau einen Kuss nicht verwehren, wenn sie unter dem Mistelzweig steht. Wird eine Frau unter dem Zweig nicht geküsst, muss sie dem Brauch zufolge davon ausgehen, auch im nächsten Jahr ledig zu bleiben.

Adventsbrauch: Warum küsst man sich unter dem Mistelzweig?

Woher der Brauch kommt, ist nicht eindeutig geklärt. Schon in der Antike war die Mistel von Bedeutung. Als Pflanze ohne irdische Wurzeln galt sie für als besonders mysteriös und heilig. Die Germanen schnitten Mistelzweige als Glücksbringer zur Wintersonnenwende. Die Druiden, die keltischen Priester, sollen Überlieferungen zufolge Zweige mit einer goldenen Sichel abgeschnitten und aus ihnen Tränke als Mittel gegen Gifte und Krankheiten, für Fruchtbarkeit oder das ewige Leben gebraut haben. Populär ist vor allem der Zaubertrank des Druiden Miraculix aus den Comic-Heften von Asterix und Obelix.

Einigen Historikern zufolge geht der Brauch auf das römische Fest der Saturnalien zurück, das ursprünglich am 17. Dezember zu Ehren des Gottes Saturn gefeiert wurde. Neben Alkoholexzessen und sexuellen Ausschweifungen beschenkte man sich auch mit Mistelzweigen als Zeichen der Freundschaft. An diesem Tag wurden die Standesunterschiede zwischen Sklaven und Herren aufgehoben und es galt eine Art Narrenfreiheit. Die Saturnalien gelten daher auch als Ursprung einiger Karnevalsbräuche.

Andere sehen den Ursprung des Brauchs in Skandinavien. Hier schlossen Krieger, die unter einer Mistel im Wald zusammenstießen, für diesen Tag Waffenstillstand. Der Mistelzweig wird außerdem mit der nordischen Mythologie in Verbindung gebracht.

Die Legende vom Mistelzweig und der Liebesgöttin Frigga
Der Sage nach sorgte sich die Liebesgöttin Frigga um ihren Sohn Balder, den Gott des Lichts, der von seinem Tod träumte. Sie bat alle Wesen in der Natur – jedes Tier und jede Pflanze – um das Versprechen, Baldur nicht zu verletzen. Allerdings vergaß sie dabei die Mistel. Loki, der Gott des Feuers, stellte aus dem Mistelzweig eine Pfeilspitze her und ließ Balder töten. Frigga weinte bitterlich, konnte ihren Sohn aber nach drei Tagen von den Toten zurückholen. Ihre Tränen verwandelten sich in die weißen Beeren der Mistel. Voller Freude küsste sie daraufhin jeden, der unter dem Baum der Mistel vorüberging.

Dekoration: Mistelzweige als pflegeleichter Weihnachtsschmuck

Der Kuss-Brauch ist vor allem in Europa weit verbreitet, wo in der Adventszeit an vielen Türrahmen Mistelzweige hängen und für Versöhnung und Glück stehen. Der Mistelzweig passt daher ideal zu Weihnachten, dem Fest der Liebe. Als Deko können die Beerenzweige aufgehängt, in Adventsgestecken verwendet oder in Vasen – allerdings ohne Wasser – gestellt werden. Das Gute: Mistelzweige benötigen keine aufwendige Pflege und bleiben in der Regel sowohl drinnen als auch draußen mehrere Wochen grün. Im Freien halten sich die Zweige allerdings länger frisch.

Ein Mistelzweig als Weihnachtsschmuck ist ein Blickfang. In Deutschland steht die Mistel nicht unter Naturschutz, wovon viele Gärtner jedoch ausgehen. Sie können sie daher einfach vom Baum holen.

Pflanzenkunde: Wie kommt die Mistel auf den Baum?

Im Winter sind Misteln besonders auffällig, denn sie leben als so genannte Halbschmarotzer in Bäumen, wo ihre Zweige kugelförmige Nester bilden. Sie betreiben zwar selbst Photosynthese, beziehen aber Nährstoffe und Flüssigkeit direkt aus den Ästen der Bäume, indem sich ihre Wurzeln mit den Leitungsbahnen des Baumes verbinden. Als Wirtsbaum bevorzugen Misteln Linden, Birken, Pappeln oder Apfelbäume.

Die der Mistel ursprünglich zugesprochenen magische Kraft spiegelt sich auch in ihren Spitznamen wieder: Donnerbusch, Druidenfuß oder Hexenbesen wird die Pflanze mit ihren meist leuchtend gelblich-grünen ledrigen Blättern und glasig-durchsichtigen Scheinbeeren im Volksmund genannt. Botanisch heißt die heimische Mistel Viscum album. Das lateinische Wort Viscum bedeutet so viel wie Leim oder Klebstoff, denn wird die weiße Scheinbeere zerdrückt, bleiben zähe Schleimfäden am Finger kleben. Auf diese Weise kommt es auch zur Verbreitung der Mistel. Vögel, vor allem Drosseln und Spechte, fressen die Beeren und streifen daraufhin die klebrigen Samen beim Putzen ihres Schnabels an der Baumrinde ab. Oder aber sie verteilen die unverdaulichen Samen mit dem Kot auf andere Wirtsbäume.

Die Mistel wächst sehr langsam. Erst im fünften Lebensjahr blüht sie zum ersten Mal. Mistelkronen, die sich zur Dekoration eignen, sind somit meist schon zwischen acht und zehn Jahre alt. Die Mistel gibt es in zahlreichen verschiedenen Arten, die allesamt als Parasit auf Bäumen wachsen. Die in Europa meistverbreitete Mistelart ist die Laubholzmistel, die giftige weiße Beeren produziert und hauptsächlich als Weihnachtsdekoration oder auch in der Naturheilkunde verwendet wird.

Die Mistel: Gift- oder Heilpflanze?

Wenn Sie Mistelzweige als Weihnachtsschmuck verwenden möchten, ist Vorsicht geboten. Kinder und Haustiere, wie Hunde, Katzen und Nager, sollten der Mistel besser nicht zu nah kommen. Stängel, Blätter und Beeren sind leicht giftig und der Verzehr kann zu Magen- und Darmbeschwerden führen.

Daneben wird der Mistel aber auch eine heilende Wirkung zugesprochen. Sie enthält zahlreiche gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe, die entzündungshemmend, beruhigend, blutstillend und harnstreibend wirken. In der Pflanzenheilkunde wird sie heute – meist in Form von Tee oder Tropfen – gegen Altersbeschwerden, wie Bluthochdruck und Arteriosklerose, eingesetzt. Auch bei Verdauungs- und Stoffwechselproblemen sowie bei starken Menstruationsblutungen oder Nasenbluten können Mistelpräparate helfen.

Die Misteltherapie ist das am meisten erforschte und eingesetzte komplementärmedizinische Verfahren zur Behandlung von Krebspatienten. Wie die Deutsche Krebsgesellschaft berichtet, konnte zwar die Wirksamkeit gegen Tumorzellen bisher wissenschaftlich noch nicht eindeutig belegt werden, jedoch gilt es mittlerweile als nachgewiesen, dass eine ergänzend zur Chemotherapie durchgeführte Misteltherapie zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen kann. Misteln enthalten Viskotoxine und Lektine, die das Immunsystem aktivieren. Die Präparate werden Krebspatienten als Injektionslösungen unter die Haut gespritzt, die jedoch Nebenwirkungen, wie Fieber und Gliederschmerzen, mit sich bringen können.

Auch bei der Geburtshilfe findet die Pflanze Anwendung: Zum einen kann sie die Heilung beschleunigen, zum anderen den sogenannten Wochenfluss (Lochien) verkürzen. Darüber hinaus kann sie als Kaltauszug unter anderem gegen Krampfadern und Gelenkschmerzen angewendet werden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • eigene Recherche
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