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Vorsicht vor Jakobskreuzkraut! Dieses Wiesenunkraut kann Pferde töten


Warnung vor Giftpflanze
Jakobskreuzkraut: Dieses Kraut kann sogar Pferde töten

Von t-online, dpa, jb

Aktualisiert am 28.07.2023Lesedauer: 4 Min.
Jakobskreuzkraut (Jacobaea vulgaris)Vergrößern des BildesGiftpflanze: Jakobskreuzkraut (Jacobaea vulgaris) wird oder auch Jakobsgeiskraut genannt. (Quelle: mr_coffee/getty-images-bilder)
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Die Ausbreitung des giftigen Jakobskreuzkrauts auf Wiesen und am Straßenrand ist besorgniserregend. Denn die Pflanze ist ein echtes Problem.

Mit seinen gelben Blütenköpfchen wirkt das Jakobskreuzkraut (Jacobaea vulgaris) oder auch Jakobsgeiskraut sommerlich und freundlich. Doch das harmlos ausschauende Gewächs ist sehr giftig. Und es breitet sich in vielen Bundesländern immer weiter aus.

Wo wächst das Jakobskreuzkraut?

Das Jakobskreuzkraut ist zwar keine invasive Art, tauchte in den vergangenen Jahren aber zunehmend auf Weiden, Wiesen und vor allem an Straßenrändern auf. Teilweise findet man es auch in naturnahen Gärten oder auf verwilderten Grünflächen. Das Kreuzkraut gedeiht besonders gut auf trockenen, lehmigen Böden.

Info
Jakobskreuzkraut ist in Deutschland nicht meldepflichtig. In Österreich muss ein Fund jedoch immer registriert werden.

Jakobskreuzkraut erkennen

Das wild wachsende Ackerkraut wird bis zu 100 Zentimeter groß, an nährstoffreichen Standorten und bei Lichtmangel auch deutlich größer. Die Blätter wachsen unregelmäßig und sind gefiedert, jedoch nicht behaart. Ihre Oberseite ist dunkelgrün, die Unterseite ist etwas heller.

Das Kreuzkraut blüht zwischen Juni und August. Seine Blüten sind leuchtend goldgelb und zwischen 15 und 20 Millimeter groß.

Ist Jakobskreuzkraut für Tiere giftig?

Besonders giftig sind laut Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen die älteren Triebe der Pflanze. Diese enthalten die meisten Lebergifte.

Für Pferde und Rinder ist die Pflanze schon in relativ geringen Mengen giftig. Schafe und Ziegen sind viel weniger empfindlich. Zwar fressen die Tiere das bittere Kraut in der Regel nicht auf der Weide, aber es kann beim Heumachen ins Futter gelangen, wo das Selektieren für die Tiere schwieriger ist. Vor allem für Pferde ist es daher eine Gefahr und kann zum Tod führen.

Bei welcher Menge ist Jakobskreuzkraut für Pferde giftig?

Laut Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen kann für Pferde – je nach Gesundheitszustand und Art – eine Dosis von 40 bis 80 Gramm frisches Jakobskreuzkraut pro Kilogramm Körpergewicht zum Tod führen. Bei Rindern liegt die Menge bei 140 Gramm (Frischgewicht der Pflanze) pro Kilogramm Körpergewicht.

Bei einer Vergiftung zeigen die Tiere folgende Symptome:

  • hängender Kopf
  • Apathie
  • Gelbfärbung der sichtbaren Schleimhäute (Auge, Maul)
  • weiße Zeichnungen auf dem Fell röten sich
  • Appetitlosigkeit
  • blutiger Durchfall
  • bei Pferden: auffälliges Kopfdrücken und zielloses Umherwandern
  • bei Rindern: verminderte Milchleistung und abnorm gefüllter Pansen

Ist Jakobskreuzkraut auch für Kaninchen giftig?

Laut mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen vertragen Kaninchen Jakobskreuzkraut wesentlich besser als Pferde. Sie zeigten auch bei einem hohen Verzehr keine Anzeichen einer Vergiftung. Auch die Leber wies keine Schäden auf.

Ist Jakobskreuzkraut für Menschen giftig?

Ja, Jakobskreuzkraut kann ab einer bestimmten Menge auch für Menschen gefährlich sein. Wie bei Tieren schädigt es die Leber. Eltern sollten daher unbedingt darauf achten, dass Kinder die Pflanze nicht in den Mund nehmen oder essen.

Symptome einer Vergiftung

Wurde das Jakobskreuzkraut verzehrt, kann es zu Vergiftungserscheinungen wie starken Schmerzen im Magen- und Darmtrakt kommen. Zudem drohen Leberschäden.

Warum ist das Jakobskreuzkraut giftig?

Die Pflanzenteile enthalten ungesättigte Pyrrolizidinalkaloide (PAs), die an sich ungiftig sind, in der Leber jedoch in giftige Abbauprodukte umgewandelt werden können. Von diesen Stoffen ist bekannt, dass sie bei Menschen und Tieren lebensbedrohliche Leberschäden verursachen können.

Zudem haben Tierversuche gezeigt, dass ungesättigte PA krebserregend sind. Eine tolerierbare Tagesdosis lässt sich laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nicht festlegen. "Die Aufnahme von PA sollte aus Vorsorgegründen so weit wie möglich vermieden werden", betont das Institut. Die Frage, ob PAs beim Menschen tatsächlich eine krebserzeugende Wirkung haben, ist noch nicht abschließend geklärt.

Mit welchen Pflanzen kann das Jakobskreuzkraut verwechselt werden?

Das Jakobskreuzkraut kann leicht mit anderen Pflanzen verwechselt werden. Dazu zählen:

  • Kreuzkraut (Senecio vulgaris)
  • Raukenblättriges Greiskraut oder Grauhaariges Kreuzkraut (Senecio erucifolius)
  • Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
  • Rainfarn (Tanacetum vulgare L.)
  • Grünkohl (außerhalb der Blütezeit)

Um eine Verwechselung zu vermeiden, sollten Sie unbedingt genau auf die Blätter und die Blüten achten. Zudem kann es helfen, die Blätter zwischen den Fingern zu zerreiben. Dabei entsteht ein unangenehmer und sehr strenger Geruch.

Salate genau kontrollieren

Vereinzelt sind in abgepackten Salaten Blätter des Gewöhnlichen Greiskrauts (Senecio vulgaris), einer verwandten und ähnlich giftigen Art, gefunden worden. Das BfR rät daher zu besonderer Sorgfalt bei der Ernte und der Zubereitung von Salat, Blattgemüse und Kräutern. Verbraucher sollten diese vor dem Verzehr gut putzen und alles aussortieren, was sie nicht als essbare Pflanze erkennen.

Was kann man gegen das Jakobskreuzkraut tun?

Laut Bauernverband breitet sich das Kraut von Böschungen, Wegen und Straßenrändern weiter aus: "Mehr und mehr Flächen werden sich selbst überlassen." Das sei zwar sinnvoll für Bienen, aber kontraproduktiv, wenn sich das Jakobskreuzkraut darauf vermehre. "Hier sollte man eine Priorität setzen, in Richtung Tierschutz", so der Verband. Das Kraut müsse unbedingt vor der Blüte abgemäht werden. So kann eine Ausbreitung verhindert werden. Die Samen, die über mehrere Jahre keimfähig bleiben, können sich durch die Maßnahme nicht verbreiten.

Zudem rät die Landwirtschaftskammer, einzelne Pflanzen noch vor der Blüte auszustechen. Sie sollten dann entsprechend in der Biotonne und nicht auf dem Kompost entsorgt werden. Darüber hinaus kann das Kreuzkraut auch noch mit biologischen und chemischen Mitteln bekämpft werden.

Ist Jakobskreuzkraut nützlich?

Doch nicht immer ist das Jakobskreuzkraut auch schlecht. Es kann auch nützlich sein, da es Nahrung und Lebensraum für einige Insekten – wie beispielsweise diverse Flohkäfer-Arten – bietet.

Zudem dient das Jakobskreuzkraut auch als Nahrungsquelle. So gilt beispielsweise der Blutbär – auch als Jakobskrautbär (Tyria jacobaeae) bekannt – als Fressfeind der Pflanze.

Warum breitet sich das Jakobskreuzkraut so schnell aus?

Die starke Ausbreitung wird häufig auf die Klimaveränderungen und Witterungsextreme zurückgeführt. Denn die gelb blühende Pflanze ist enorm stresstolerant und kann extreme Trockenheit gut überstehen.

Wenn es – wie in den letzten Jahren – längere Phasen mit extremer Trockenheit gibt, entstehen im Grünland Offenbodenstellen, wenn die Gräser verdorren. Das giftige Jakobskreuzkraut sowie andere Kreuzkraut-Arten können sich auf diesem Brachland sehr gut ansiedeln.

Das BfR geht davon aus, dass die Zahl giftiger Kreuzkraut-Arten durch das Verbot bestimmter Spritzmittel in Deutschland zugenommen hat.

Gemeines Greis- oder Kreuzkraut ist ebenfalls giftig

Insgesamt gibt es in Deutschland rund 40 Greiskraut-Arten und -Unterarten. Neben dem Jakobskreuzkraut zählt auch das Gemeine Greis- oder Kreuzkraut (Senecio vulgaris) zu den stark giftigen Pflanzen. Es ähnelt optisch dem essbaren Rucola. Auch alle anderen bislang untersuchten heimischen Greiskraut-Arten – sowie die nicht heimischen, aber inzwischen eingebürgerten Arten Schmalblättriges Greiskraut (Senecio inaequidens) und Frühlingsgreiskraut (Senecio vernalis) – enthalten Pyrrolizidin-Alkaloide.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
  • Bundesinstitut für Risikobewertung
  • Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
  • Cavallo
  • Cheeke, P. R., and M. L. Pierson-Goeger (1983): „Toxicity of Senecio jacobaea and pyrrolizidine alkaloids in various laboratory animals and avian species.“ Toxicology letters 18.3: 343-349.
  • Pierson, M. L., P. R. Cheeke, and E. O. Dickinson (1977): „Resistance of the rabbit to dietary pyrrolizidine (Senecio) alkaloid.“ Research communications in chemical pathology and pharmacology 16.3 561-564.
  • Eigene Recherche
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