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Klimakrise und Gletscherschmelze: So nah ist das Ende des ewigen Eises


Schmelzzeit
Das Ende des ewigen Eises naht


Aktualisiert am 08.09.2022Lesedauer: 3 Min.
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Der Blick von der Zugspitze Richtung Schneeferner Gletscher: Es ist ein Rennen gegen die Zeit für den kleinsten der fünf verbleibenden Gletscher in Deutschland. Schon dieses Jahr könnte der Schneeferner für tot erklärt werden.Vergrößern des Bildes
Der Blick von der Zugspitze Richtung Schneeferner Gletscher: Der kleinsten der fünf verbleibenden Gletscher in Deutschland könne schon dieses Jahr verschwinden. (Quelle: Martin Hangen/ IMAGO)

Es taut weltweit. Und das viel schneller als gedacht. Für Deutschlands letzte Gletscher ist es ein Rennen gegen die Zeit.

In den Alpen übertraf die Gletscherschmelze in diesem Sommer alle bisherigen Rekorde. Der Grund: zu wenig Schnee im Winter, zig Hitzewellen und vielerorts eine Puderschicht aus Saharasand, durch die sich das Eis noch schneller erwärmt.

"2022 wird als ein Rekordjahr eingehen, das ist sicher", betont der Glaziologe Olaf Eisen vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. "Die Frage ist nur: Wie viel schlimmer wird es als im bisherigen Rekordjahr 2003?"

Video | Letzte deutsche Gletscher schmelzen
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Quelle: dpa

Im Durchschnitt verloren viele alpine Gletscher laut der Bayerischen Akademie der Wissenschaften bis Ende August bereits drei Meter Eis. An einigen Gletscherzungen tauten bis zu zehn Meter ab. Die Eisschmelze ist demnach im gesamten Alpenraum rund 50 Prozent stärker als in einem Durchschnittsjahr.

Gesamte Alpenregion betroffen

Auf der Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg, ist die Sommerschmelze mindestens sechs Wochen weiter fortgeschritten als üblich. Noch existieren fünf Gletscher in der Bundesrepublik, die alle in Bayern liegen. Der kleinsten von ihnen, der Südliche Schneeferner, könnte schon dieses Jahr verschwinden. Aktuellen Prognosen zufolge dürfte in spätestens zehn Jahren auch der letzte von ihnen weggeschmolzen sein.

Im Schweizer Kanton Graubünden ist der Vadret dal Corvatsch schon jetzt so sehr betroffen, dass Gletscherforscher der ETH Zürich ihre langjährigen Messungen dort vor wenigen Wochen einstellten – es habe keinen Sinn mehr. "Aus dem Bereich jährlicher Schwankungen sind wir längst raus", schrieb der beteiligte Glaziologe Matthias Huss auf Twitter.

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Schmelzrate viel höher als erwartet

Auch Tausende Kilometer entfernt sorgt die fortschreitende Klimaerhitzung für ein immer rasantes Abschmelzen der Gletscher. Das macht sich am afrikanischen Kilimandscharo ebenso bemerkbar wie in Grönland.

Dort, hoch im Norden, steigen die Durchschnittstemperaturen inzwischen nicht nur doppelt, sondern fast viermal so schnell wie im Rest der Welt, wie Forscher aus Finnland kürzlich herausfanden. Es scheint daher kaum überraschend, dass auch die Prognosen für den Anstieg der Meeresspiegel jüngst korrigiert wurde.

Ging der Weltklimarat bis vor Kurzem noch davon aus, das Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes würde die Ozeane - auch bei sofortigem Stopp aller Treibhausgasemissionen - um mindestens 18 Zentimeter steigen lassen, erwarten Forscher nun mindestens einen Anstieg von 27 Zentimetern.

Auf der anderen Seite der Erde sorgen sich Wissenschaftler derweil zunehmend um den Thwaites-Gletscher. Die Eismasse, die sich mit 192.000 Quadratkilometern in etwa eine Fläche in Größe des US-Bundesstaates Florida bedeckt, gilt als Bremsblock: Sollte sie schmelzen, werden viele Küstenstädte- und Siedlungen überflutet. Im Englischen trägt der Gletscher daher den Beinamen "doomsday glacier" - Weltuntergangsgletscher.

Gletscherforscher dokumentieren bereits einen historischen Eisschwund am Thwaites und sorgen sich besonders über dessen Abschmelzen an der Unterwasserkante. Löst der Gletscher sich von seinem Meeresrücken, würde der Rückgang des Eises noch schneller fortschreiten, fürchten die Forscher.

Meeresspiegel auf Rekordhoch

Aktuell halte sich der Thwaites nur noch mit den "Fingernägeln" fest, warnte der Hauptautor einer neuen Schmelz-Studie bei CNN. Eine Hiobsbotschaft für Küstenstaaten.

Laut Auswertungen der US-Klimabehörde NOAA erreichten die Pegel der Ozeane bereits im vergangenen Jahr ein Rekordhoch: 2021 stiegen sie das zehnte Jahr in Folge. Den Daten zufolge liegen sie im weltweiten Durchschnitt inzwischen knapp 10 Zentimeter höher als zum Zeitpunkt der ersten Satellitenmessungen 1993.

Für Länder, die wie die Niederlande unter dem Meeresspiegel oder wie die Pazifikinsel Palau nur knapp darüber liegen, ist all das eine existenzielle Gefahr, die schon jetzt greifbar ist. Ein Blick auf die Starkregen-bedingten Flutkatastrophen weltweit lässt erahnen, was an den Küsten bevorstehen könnte.

Verwendete Quellen
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