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Kaum Heizkosten: Die Wohnung der Zukunft ist klein und günstig


Mobile Wände und kaum Heizkosten
Die Wohnung der Zukunft ist klein und günstig

t-online, WWF-Redaktion

Aktualisiert am 13.04.2022Lesedauer: 5 Min.
Ein Blick in den Innenhof der Wohnanlage "Haus Rio" im Münchner Stadtteil Riem: Genossenschaftliches Wohnen ist hier gesellig, klimafreundlich und vergleichsweise preiswert.Vergrößern des BildesEin Blick in den Innenhof der Wohnanlage "Haus Rio" im Münchner Stadtteil Riem: Genossenschaftliches Wohnen ist hier gesellig, klimafreundlich und vergleichsweise preiswert. (Quelle: Genossenschaft Wagnis/ Frank Schroth)
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Bezahlbare Wohnungen sind in vielerorts Mangelware. Dass es auch anders geht, zeigt ausgerechnet ein Projekt in einer der wohlhabendsten Städte Deutschlands. Und tut damit nicht nur dem Kontostand gut.

Hinter vielen Wohnungstüren lauert die Einsamkeit. Trotz Nachbarn zu allen Seiten, geteilten Wänden und belebten Straßen, fühlen sich viele Städter allein. Dazu kommen hohe Mieten und steigende Energiekosten. Doch einige Pioniere im Städtebau wollen das ändern.

Immer mehr Architekturbüros und Stadtplaner erkennen, dass bisherige Wohnkonzepte nicht mehr zukunftsfähig sind. Die Menschen leben länger und ihre Lebensentwürfe sind diverser als noch vor dreißig Jahren. Gleichzeitig sind viele Bestandswohnungen zu groß, zu teuer und schlucken zu viel Energie für warme Räume und warmes Wasser. Kein Wunder, dass mehr als 70 Prozent der weltweiten Emissionen in städtischen Gebieten entstehen.

Das ist nicht nur ein gesundheitliches Risiko, sondern stellt auch den Kampf gegen die Klimakrise vor eine große Herausforderung: Ohne klimafreundlichen Wohnungsbau ist effektiver Klimaschutz nicht zu schaffen. Ein Neubauviertel in München zeigt, wo die Reise hingehen könnte.

Gemeinsam, günstig und klimagerecht wohnen: Das ist nur eine von zwölf Geschichten, in denen der WWF von der machbaren Zukunft einer voll gelungenen Energiewende erzählt. Lesen Sie hier, was die Zukunft des Bauen & Wohnens noch bereithält und wie wir künftig reisen und Energie erzeugen könnten.

An der Willy-Brandt-Allee im Stadtteil Riem zieht sich ein neuer Wohnblock über mehr als 100 Meter. Von außen sieht das Gebäude aus wie viele andere große Wohnbauprojekt in Deutschland: Holzfassaden, Laubengänge und große Eingangstüren. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich das Besondere an diesem Haus.

Im Erdgeschoss finden sich große Aufenthaltsflächen mit Kochmöglichkeiten, ein Empfangsbereich, ein Waschsalon mit integriertem Wohnzimmer und ein Repair-Café. Hier treffen sich Nachbarn für ein Feierabendbier, schauen nach der Wäsche und buchen nebenbei ein Sharing-Fahrzeug für den Wochenendausflug. Denn neben gemeinsam genutzten Wohnräumen teilen sich die Bewohner des Neubaus auch E-Autos, E-Bikes und ÖPNV-Jahrestickets.

Auf dem Dach versorgen Photovoltaikpaneele die Mieter mit hauseigenem Strom. Daneben ist Platz, um zu entspannen und Salat, Erdbeeren und andere kleinere Pflanzen in Kisten anzubauen.

Wohnraum teilen, Energie sparen

Das Genossenschaftsprojekt "Haus Rio" besteht aus insgesamt 150 Wohnungen, die zwar meist kleiner ausfallen als die 92 Quadratmeter große Durchschnittswohnung in Deutschland. Doch damit haben die Mieter kein Problem.

Beate Iding, Mieterin in einem ähnlichen Hausprojekt derselben Genossenschaft, erklärt, wieso sie selbst mit sehr schmalen Bücherregalen auskommt: "Wir haben eine Bibliothek, in der wir 6.500 Bücher lagern. Da wir so viele Gemeinschaftsräume haben und obendrein noch drei Dachterrassen, reicht uns dieser Platz vollkommen aus."

Insgesamt führt dieses Co-Living-Konzept auch dazu, dass weniger Fläche beheizt werden muss. Rund ein Drittel der Primärenergie verwenden wir heute in Deutschland für Heizung und Warmwasser – zum größten Teil betrieben mit fossilen Energieträgern.

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Durch erneuerbare Heizmethoden wie Wärmepumpen oder Geothermieanlagen lassen sich Wohnungen nahezu klimaneutral beheizen. Kleinere Wohnung haben aber unabhängig davon nicht nur einen kleineren CO2-Abdruck, sondern sie schaffen auf gleicher Fläche mehr Wohnraum in den urbanen Ballungszentren, ohne übermäßig zu weiterer Flächenversiegelung beizutragen.

Klimafreundlich leben für Faulenzer

Das Haus Rio besteht außerdem zu einem großen Teil aus regionalem Massivholz. So gelang es den Genossenschaften Wagnis und Wogeno bereits beim Bau, die Emissionen erheblich zu senken: Während Zement in der Herstellung viele Emissionen produziert, bindet Holz CO2 langfristig und entzieht es so der Atmosphäre. Auf dem Dach produziert die Solaranlage an sonnigen Tagen fast 75 Prozent des Stroms, den die Mieter benötigen. Und die Heizenergie stammt aus einer Geothermie-Anlage in der Nähe.

Die Mieter senken ihre Wohn-Emissionen dadurch enorm, ohne selbst etwas tun zu müssen. So sieht der Klimaschutz der Zukunft aus. Ganz nebenbei entsteht so auch ein geselligeres Zusammenleben in der Nachbarschaft: Menschen verschiedenster Generationen kommen in Kontakt, tauschen sich aus und gestalten ihr Viertel gemeinsam.

Veränderbare Grundrisse für Jung und Alt

Wo mehrere Generationen nah beieinander wohnen, ist auch viel Flexibilität gefragt: Im Haus Rio lassen sich die Wohnungen daher auf die wandelnden Bedürfnisse der Mieterinnen und Mieter anpassen.

Die Stockwerke sind zwar einheitlich konzipiert, aber einzelne Zimmer können relativ flexibel verschiedenen Wohnungen zugewiesen werden. Ziehen beispielsweise die Kinder aus, kann eine Partei ein Zimmer an die Nachbarn abgeben, die Nachwuchs erwarten.

Wohnungen, die sich um die Menschen drehen

Flexibleres Wohnen verspricht auch die Modellwohnung "Mockup" der Architekturprofessorin Elli Mosayebi an der ETH Zürich. Das Besondere an dem nur 54 Quadratmetern großen Apartment: eine drehbare Trennwand im Zentrum, die aus der Wohnung ein Raumwunder macht.

So lässt sich das Schlafzimmer nachts abtrennen, tagsüber wird der Wohnbereich durch einfaches Drehen der Wand vergrößert. Beim Kochen bekommt die Küche ausreichend Raum und abends vor dem Fernseher verschwindet sie fast komplett hinter dem mobilen Raumteiler.

Ein ähnliches Konzept verfolgt Kent Larson, Direktor der Forschungsgruppe City Science am MIT Media Lab im US-amerikanischen Cambridge, Massachusetts. Auch er arbeitet an Wohnungen mit verschiebbaren Wänden, die aus einem klimafreundlichen Minimum an Platz maximale Lebensqualität gewinnen.

Statt mit eigener Kraft helfen hier intelligente Roboter dabei, die Wände zur Seite zu fahren – und nehmen dabei natürlich auch auf die Hauskatze Rücksicht. Auch Larson will Wohnungen schaffen, die mit weniger Grundfläche auskommen, ohne auf Platz und Komfort zu verzichten.

In den mobilen Wänden verstecken sich außerdem individuelle Ausstattungsmöglichkeiten, ganz nach Wunsch der Bewohner: Ob ausklappbare Möbel, Flachbildschirme oder Bücherregale. Mit einem Knopfdruck verwandelt sich dann ein Arbeitszimmer in einen großzügigen Raum für das Abendessen mit Gästen. Die Prototypen existieren längst – nun kommt es darauf an, sich auch im echten Leben an die neuen Wohnformen heranzutrauen.

Die Wohnung denkt in Zukunft mit

Ohnehin wird intelligente Technik künftig zur Grundausstattung von Wohnungen gehören. Spätestens seit den Homeoffice-Zeiten in der Corona-Pandemie ist klar: Wohn- und Arbeitsorte müssen integriert gedacht werden und ihre Bewohner beim Energiesparen unterstützen. Das Projekt "Future Living Berlin" gibt einen ersten Eindruck, wie das in Zukunft aussehen kann.

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Vernetzte Flachbildschirme in den Wänden verknüpfen uns dort mit Arbeitskollegen oder Freunden. Das erleichtert das Homeoffice und spart Arbeitswege. Verlassen wir die Wohnung und drehen beim Hinausgehen den Schlüssel in der Wohnungstür, werden alle elektronischen Geräte automatisch ausgeschaltet. Ist man zu Hause, kommt mehr als ein Drittel des benötigten Stroms von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Und der eigene Verbrauch bleibt dank einer digitalen Übersicht immer im Blick.

Die nächste Revolution wartet zu Hause

Während Einkaufen, Mobilität und Fitness längst durch Online-Shopping, E-Bikes und Gesundheits-Apps im 21. Jahrhundert angekommen sind, hängen die meisten Häuser noch in der Vergangenheit. Der Großteil der Menschen wohnt noch immer so wie vor dreißig Jahren: auf großem Fuß, mit hohen Heiz- und Stromrechnungen – und allzu oft isoliert.

Unsere Lebensentwürfe sind heute vielfältiger als jemals zuvor und der Wunsch, klimafreundlich zu wohnen, war noch nie so groß wie jetzt. Frische Ideen dafür gibt es zuhauf. Es ist höchste Zeit, dass sich Städte, Kommunen sowie Wohn- und Baugenossenschaften davon inspirieren lassen.

Zu schön, um nicht wahr zu werden: Der WWF entwirft mit seiner neuen Kampagne "WWF Zukunft" die Vision einer voll gelungenen Energiewende. Was wird sich ändern, wenn wir Strom und Wärme nur noch aus erneuerbaren Quellen beziehen, die Verkehrswende gelingt und die Wirtschaft klimafreundlich arbeitet? Und vor allem: Wie verändert sich mein eigenes Leben? Sinkende Strompreise, mehr Gesundheit und Sicherheit sowie neue Jobs sind möglich, wenn wir heute schon für die Zukunft anpacken. Mehr Infos unter: zukunft.wwf.de

Dieser Artikel ist im Rahmen einer redaktionellen Kooperation mit dem WWF Deutschland entstanden.

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