Sichtungen in Sachsen-Anhalt Was tun, wenn ich einer Großkatze begegne?
In Sachsen-Anhalt wurde offenbar eine Großkatze gesichtet. Die Behörden warnen. Doch wie sollte ich mich verhalten, wenn sie mir gegenübersteht?
In Braunsbedra (Sachsen-Anhalt) wurde eine mutmaßliche Großkatze gesichtet. Die Behörden reagieren mit Warnungen und einem Polizeieinsatz samt Hubschrauber. Die Situation erinnert an die angebliche Löwin von Kleinmachnow 2023, bei der sich die Raubtiersichtung später als Fehlalarm herausstellte.
Die aktuelle Raubtierwarnung aus Sachsen-Anhalt zeigt: Eine Begegnung mit einer Großkatze ist selbst in Deutschland nicht völlig ausgeschlossen. Auch wenn noch unklar ist, welches Tier sich tatsächlich am Geiseltalsee herumtreibt – wer sich in betroffenen Regionen aufhält, sollte wissen, wie man sich im Ernstfall richtig verhält.
"Für die meisten Wildtiere gilt, dass sie eher scheu sind und versuchen, den Menschen zu meiden", schreibt Christian Kühn vom Institut für Arbeits- und Sozialmedizin der RWTH Aachen in der Fachzeitschrift "Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin" (ASU). Ausnahmen seien Wildtiere, die an die Begegnung mit Menschen gewöhnt sind oder regelmäßig von ihnen gefüttert werden.
Nicht vorhersehbar, wie ein Löwe reagiert
Diese Tiere könnten vertrauter im Umgang mit Menschen sein, sagt Jenifer Calvi, Sprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung, t-online. "Dennoch wäre es eine sehr schlechte Idee, mit dem entlaufenen Tier ein Selfie machen zu wollen. Es nicht vorhersehbar, wie er auf Menschen reagiert."
Löwen greifen meist nicht grundlos an
Bevor Großwildtiere Menschen angreifen, müssen sie in der Regel zunächst provoziert worden sein. Demnach greifen Löwen normalerweise nur an, wenn sie wissen, dass sie gewinnen oder wenn sie verzweifelt sind – etwa wenn eines ihrer Jungen in Gefahr ist. Die allermeisten Konflikte würden ohne Körperkontakt gelöst, sondern mit Drohgebärden, so Jörg Melzheimer, Forscher am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtiere in Berlin, zu "Zeit Wissen".
Sechs Verhaltenstipps
Diese Punkte sind Melzheimer zufolge wichtig, wenn Sie einer Großkatze gegenüberstehen sollten:
- Mindestens 200 Meter Abstand halten.
- Dem Tier die Flucht ermöglichen.
- Nicht rennen.
- Signale richtig deuten: Bei angelegten Ohren wird es ernst. Es könnte ein Scheinangriff folgen, dann ein echter.
- Machen Sie sich groß: Arme in die Luft und losbrüllen.
- Ist ein Kampf unvermeidlich, zielen Sie auf die Weichteile. Drücken Sie dem Tier Finger in die Augen.
Melzheimer erklärt, dass das Tier bei seiner Risikoabwägung zu dem Schluss kommen muss, "dass es hier nicht unverletzt rausgeht, es muss denken: Ich war nah dran, aber ich hole mir doch lieber was anderes zum Fressen", so das Fazit bei "Zeit Wissen".
- Schriftliche Antwort von Jenifer Calvi, Pressesprecherin Deutsche Wildtier Stiftung
- Schriftliche Antwort des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) e.V.
- zeit.de: "Wildtier: Was tun, wenn man einem Löwen begegnet?" (1.9.2022)
- asu-arbeitsmedizin.com: "Sicherheit bei Konfrontation mit Großwild" (10.12.2014)