Drei Weine im t-online-Test Dieser Grauburgunder überzeugt auf ganzer Linie
Der Grauburgunder ist längst mehr als ein Sommerwein: Mit seinem ausgewogenen Spiel aus Frucht und Frische hat er sich fest in der deutschen Weinkultur etabliert. t-online hat drei aktuelle Grauburgunder getestet.
Geschätzt für seine milde Säure, seine fruchtige Aromatik und seine Vielseitigkeit: Der Grauburgunder zählt seit Jahren zu den beliebtesten Weißweinen Deutschlands. Doch Grauburgunder ist nicht gleich Grauburgunder: Region, Klima und Stil des Winzers prägen den Charakter entscheidend.
Für unsere Verkostung haben wir uns drei aktuelle Vertreter des Jahrgangs 2024 ausgesucht – zwei aus der Pfalz, einer aus Rheinhessen. Trotz gleicher Rebsorte und gleicher Jahrgangsbasis zeigen sie drei unterschiedliche Handschriften: von klarer Eleganz über strukturierte Frische bis hin zu fruchtiger Zugänglichkeit.

Warum liebe ich gute Weine
Schon die alten Griechen ehrten den Wein als Geschenk der Götter – nicht umsonst widmeten sie ihm eigene Gottheiten. Diesem kulturellen Erbe konnte ich mich kaum entziehen. Denn kaum ein anderes Getränk ist so tief in Geschichte, Mythologie und Lebenskunst verwoben wie der Wein. Darum führt mich jede Reise, ob beruflich oder privat, unweigerlich auch zur lokalen Weinkarte. Wein ist mehr als Genuss. Er duftet nicht nur – er erzählt: von kalkreichen Hügeln, heißen Tagen und kühlen Nächten.
Edition Karl Pfaffmann Grauburgunder (Pfalz)
Dieser Grauburgunder zeigt sich im Glas mit hellem, goldenem Schimmer. Bereits beim Öffnen entwickelt sich ein warmer, fruchtiger Duft, der sofort Erinnerungen an laue Sommerabende aufsteigen lässt. Die kräftigste Note ist helles Steinobst. Am Gaumen überrascht der Wein mit einem feinen, frischen Prickeln – fast proseccoartig, ohne jedoch seine Eleganz zu verlieren.
Die Textur ist seidig, mit einer fein eingebundenen Schärfe auf der Zunge. Wer den Wein kurz im Mund verweilen lässt, spürt, wie sich diese würzige Spannung nach und nach entfaltet.
Im Geschmack dominiert eine runde, milde Frucht mit Noten von reifer Birne, Apfel und einem Hauch tropischer Nuancen. Der Nachhall ist geschmeidig, mit einer dezenten, aber anhaltenden Schärfe. Trotz seiner Leichtigkeit steigt der Wein aber schnell zu Kopf –– typisch für Grauburgunder mit höherem Alkohol und lebhafter Aromatik.
Ein moderner Grauburgunder aus der Pfalz mit feiner Eleganz, überraschender Lebhaftigkeit und viel Trinkfreude. Ideal für Sommerabende – solo oder als Essensbegleiter.
Geruch: 4 von 5 Punkten
Geschmack: 5 von 5 Punkten
Abgang: 5 von 5 Punkten
Trinkempfehlung: gut gekühlt serviert. Besonders geeignet zu Obst und Beeren, aber auch zu Ziegenkäse, Weichkäse oder feinen Sommersalaten.
Alexander Baltes Grauburgunder trocken 2024 (Rheinhessen)
Im Glas zeigt sich der Baltes-Grauburgunder klar und hell, mit blassgelbem bis leicht goldigem Schimmer. Die Nase ist fruchtig-süß, mit reifen Aromen von gelben Früchten – fast mit einem Anklang herbstlicher Reife, wie man sie von spätsommerlichen Obstgärten kennt.
Am Gaumen fällt zunächst die deutlich präsente Säurestruktur auf – spürbar stärker als beim Pfaffmann, jedoch gut eingebunden in die insgesamt runde und frische Stilistik. Die Textur bleibt geschmeidig, mit einem weichen, harmonischen Abgang. Insgesamt wirkt der Wein lebendig, mit einer kühlen Frische, die ihm trotz reifer Fruchtnoten eine jugendliche Spannung verleiht.
Die Aromatik kombiniert süßlich wirkende Frucht (Birne, reife Äpfel) mit einer frischen Säureader. Der Nachhall ist weich und lang anhaltend, ohne Schwere – der Wein bleibt klar und sauber im Ausdruck.
Ein idealer Begleiter für leichte Sommerabendessen: Durch seine Säurefrische und Ausgewogenheit auch als Allrounder gut geeignet.
Geruch: 4 von 5 Punkten
Geschmack: 4 von 5 Punkten
Abgang: 5 von 5 Punkten
Trinkempfehlung: sehr passend zu Meeresfrüchten, gegrilltem Gemüse, mediterranen Vorspeisen. Ein Wein zum Buffet oder Picknick.
Ankermann Grauburgunder trocken 2024 (Pfalz)
Der Ankermann-Grauburgunder präsentiert sich im Glas mit blassgelber Farbe und einem dezent fruchtigen Glanz. Bereits beim Öffnen zeigt sich ein markant säurebetonter Duft mit zitrischer Spitze, begleitet von sehr ausgeprägter Fruchtaromatik. Die Nase wirkt dabei beinahe lieblicher, als es das Prädikat "trocken" zunächst vermuten lässt.
Am Gaumen zeigt sich der Wein sehr fruchtbetont, mit einer auffälligen Säure, die den ersten Eindruck aus der Nase bestätigt. Die Frische ist lebhaft, beinahe fordernd – das kann polarisieren, aber auch genau jenen gefallen, die einen lebendigen, fruchtgeladenen Weißwein suchen. Die Restsüße wirkt schmeichelnd, obwohl der Wein formal trocken ist.
Im geschmacklichen Ausdruck dominieren helle Früchte, Zitrus und Pfirsich. Die Trockenheit wird aromatisch überlagert von Fruchtfülle, was ihn im Vergleich zu klassischeren Grauburgundern verspielter und unkomplizierter wirken lässt. Der Abgang ist eher kurz, aber weich, mit einem Hauch von Fruchtsüße.
Geruch: 3 von 5 Punkten
Geschmack: 3 von 5 Punkten
Abgang: 4 von 5 Punkten
Trinkempfehlung: Empfiehlt sich zu leicht scharfen Speisen, asiatischer Küche oder aromatischen Sommergerichten. Besonders geeignet für jene, die einen zugänglichen, frischen Weißwein mit viel Frucht und milder Säure suchen.
Fazit zum t-online Wein-Test
Die drei Grauburgunder aus dem Jahrgang 2024 zeigen exemplarisch, wie unterschiedlich dieselbe Rebsorte in Stil und Ausdruck ausfallen kann – je nach Herkunft, Ausbau und Handschrift des Winzers. Der Karl Pfaffmann Edition Grauburgunder aus der Südpfalz überzeugt mit klarer Eleganz, feinem Prickeln und einer leicht mineralischen Struktur. Er wirkt stilistisch fast wie ein stiller Verwandter des Prosecco – leichtfüßig, aromatisch, aber dennoch fokussiert. Er ist der eindeutige Sieger in unserem Test.
Der Alexander Baltes Grauburgunder aus Rheinhessen bringt im Vergleich mehr Säurefrische, bleibt dabei aber geschmeidig und harmonisch.
Der Ankermann Grauburgunder aus der Pfalz fällt durch seine ausgeprägte Fruchtigkeit und auffällige Säure auf. Er wirkt im Vergleich zu den beiden anderen verspielter und einfacher gestrickt, spricht dafür aber ein Publikum an, das unbeschwerten, fruchtbetonten Weißwein mit leichter Restsüße sucht.
- Eigener Test