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Hinduismus: Entstehung, Philosophie, Symbolik


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Hinduismus: Entstehung, Philosophie, Symbolik

om (CF)

23.02.2016Lesedauer: 5 Min.
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Drittgrößte Religion der Welt mit über 900 Millionen Gläubigen: Der Hinduismus ist eine komplexe, traditionsreiche Lehre mit einer Verbreitung über große Teile des indischen Subkontinents. Lesen Sie hier über die geheimnisvolle und faszinierende Welt von Karma, Inkarnation und mächtigen Göttern, die das gesamte Sein gleichzeitig erschaffen und zerstören können.

Hinduismus: Entstehung der uralten Religion

Die Ursprünge des Hinduismus reichen der Überlieferung zufolge mehrere Jahrtausende in die Vergangenheit zurück. 3000 bis 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung soll ein geheimnisumwittertes Volk am Fluss Indus gelebt haben, dem längsten Fluss des indischen Subkontinents. Um das Jahr 1750 v. u. Z. erreichte der Nomadenstamm der Arier die Gegend des Indus: Sie kamen aus nordwestlicher Richtung, aus Zentralasien, und sollten daraufhin für lange Zeit über das indigene Volk am Indus herrschen. Durch die Vermischung der beiden Völker entstand mit den Jahren auch eine neue Weltanschauung: Der Grundstein des Hinduismus war gesetzt.

Der Begriff, der heute verwendet wird, hat persische Wurzeln. Viele Jahrhunderte nach dem Zusammenschmelzen der Kulturen der Arier und der Ureinwohner am Indus erreichten die Muslime Indien: Sie nannten die Menschen auf der anderen Seite des Indus "Hindus". Die Anhänger selbst bevorzugen jedoch den Begriff "Sanatana Dharma" – er entstammt dem Altindischen (Sanskrit) und bedeutet auf Deutsch so viel wie "ewige Ordnung". Diese kosmische Ordnung, so die Überzeugung der Hindus, ist immerwährend und entzieht sich dem Einfluss der Menschen. Jedes Wesen und jeden Gegenstand im Universum ordnet sie. Die Götter haben das Wissen über die ewige Ordnung einst den Weisen übertragen.

Hinduismus als Rahmen für religiöse Vielfalt

Die Hinduismus-Entstehung deutet es schon an: Mehrere Einflüsse sind hier unter einem spirituellen Dach zusammengelaufen. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Noch immer bestehen zahllose Richtungen innerhalb des Rahmens, den der Hinduismus vorgibt. Eindeutige Regeln, Riten und Dogmen, die für alle gelten, kennt der Hinduismus praktisch nicht. Nur die Kuh ist so gut wie jedem Hindu heilig – laut Angaben des Westdeutschen Rundfunks (WDR) gilt sie seit jeher als Inkarnation von Mutter Erde. Niemals würden Hindus eine Kuh töten oder Rindfleisch essen. Selbst auf der Straße haben Kühe anscheinend immer "Vorfahrt".

Auch ein Gründer, wie Jesus, Mohammed oder Buddha, fehlt in dieser drittgrößten Weltreligion mit über 900 Millionen Gläubigen. Eine Art Standard-Regelwerk im Stile der Bibel gibt es ebenfalls nicht – dafür aber die sogenannten "Veden" (Weisheiten, Gesetze), zahllose Schriften, Gedichte und Gesänge, nach denen sich die einzeln Richtungen innerhalb des Hinduismus auch definieren.

Wiedergeburt im Hinduismus: Ein Leben im Kreislauf

"Samsara" – dieser zentrale Begriff des Hinduismus bezeichnet den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens, der das Leben und das Sterben bestimmt. Hindus glauben dabei an das Konzept der Reinkarnation, der Wiedergeburt. Stirbt ein Mensch, verlässt seine Seele ("Atman") den toten Körper und inkarniert sich in einem anderen Lebewesen: Das kann ein Tier sein, abermals ein Mensch, eine Pflanze, aber auch eine göttliche Existenz.

Welche Form die Seele annimmt, hängt von ihrem Karma ab, einem der vielleicht bekanntesten Konzepte der östlichen Religionen. Laut Angaben des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes (Remid) auf dessen "Informationsplattform Religion" heißt "Karma" übersetzt so viel wie "Handlung" oder "Tat". Anhänger des Hinduismus sind überzeugt davon, dass sich die Taten einer Seele summieren. Ursache und Wirkung: Hat ein Mensch während seines Lebens viel Gutes getan, darf er im nächsten Leben auch Gutes für sich erwarten – doch der umgekehrte Fall hat ebenfalls Gültigkeit.

Moksha: Drei Wege zur Erlösung

Auch wenn gute Taten im karmischen Sinne zu einem guten nächsten Leben führen, steht für Hindus dennoch fest, dass das irdische Leben für die Menschen sehr viel Leid bereithält. Daher verfolgen sie das Ziel, den ewigen Zyklus der Wiedergeburt im Hinduismus zu durchbrechen und Befreiung ("Moksha") zu erlangen. Hierfür gibt es unzählige Methoden. Der Plattform "religionen-entdecken.de" zufolge werden drei Wege jedoch als zentral angesehen: der Weg der Liebe, der Weg der Taten und der Weg des Wissens.

Auf dem Weg der Liebe ("Bhakti-Marga") geht es vor allem um die hingebungsvolle Verehrung der Götter. Der Weg der Taten ("Karma-Marga") ähnelt dem Weg der Liebe, ist jedoch eher auf gute und selbstlose Handlungen gegenüber den Mitmenschen ausgerichtet. Hindus, die den Weg des Wissens gewählt haben, praktizieren verschiedene Meditationstechniken und entsagen weltlichen Gelüsten und Begierden. Durch eine intensive, tiefschürfende Beschäftigung mit der Beschaffenheit der Welt lernen sie, das Leid abzulegen.

Kastensystem im Hinduismus: Aufbau und Struktur

Ein weiteres entscheidendes Merkmal des Hinduismus, das unmittelbar mit Karma und dem Kreislauf des Lebens zusammenhängt, ist das strikte Kastensystem. Diese Anordnung der verschiedenen Gesellschaftsschichten innerhalb des Hinduismus soll dabei auf die Ursprünge der Religion selbst zurückgehen: Die Arier, die vor Tausenden von Jahren den Fluss Indus erreichten und die dortigen Ureinwohner unterwarfen, sollen die Kasten einst eingeführt haben.

Das Kastensystem im Hinduismus beschreibt eine klar gegliederte Hierarchie aller Lebewesen: Am unteren Ende stehen die Pflanzen, oben göttliche Wesen, von denen es in der östlichen Religion sehr viele gibt. Je nachdem, welche Taten ein Lebewesen in einem früheren Leben vollbrachte, wird es nach der Wiedergeburt gemäß der ewigen Ordnung einer anderen Kaste zugewiesen.

Der Mensch befindet sich im Mittelbau der Pyramide des Seins, dabei gibt es vier hauptsächliche Kasten für Menschen, die "Varnas". Am unteren Ende befinden sich Diener und Knechte ("Shudras") , darüber Bauern und Händler ("Vaishyas"). Die zweithöchste Kaste für Menschen ist hohen Beamten, Militärs und Adligen vorbehalten, den "Kshatriyas". An der Spitze der Kastenpyramide stehen Priester und Gelehrte, die "Brahmanen". Auch "unreine" Menschen außerhalb der Kasten gibt es, Außenstehende und Sonderlinge, die "Paria" genannt werden.

Hinduismus-Götter: Unglaubliche Vielfalt

Die ewige Ordnung der Welt selbst, das "Dharma", wird von den unzähligen Hinduismus-Göttern gelenkt und erhalten. Zu den höchsten und bekanntesten Gottheiten, nach denen sich auch große Richtungen innerhalb des Hinduismus richten, heißen Shiva, Vishnu und Shakti. Shiva schafft und zerstört das Universum gleichermaßen, Vishnu wiederum erhält es. Shakti ist Shivas Frau, sie personifiziert die Energie der Schöpfung. Quasi über diesem mächtigen Triumvirat der Götter steht Brahma, der Urvater und Gründer des gesamten Seins.

Vergleichbar vielleicht mit der griechischen und der römischen Mythologie, gibt es darüber hinaus Hinduismus-Götter für praktisch alle Aspekte des Lebens. Ganesha etwa, Shivas elefantenköpfiger Sohn, ist unter anderem der Gott des Glücks und der Künste. Agni ist der Gott des Feuers, Kama der Liebesgott, Yama der Gott des Todes.

In der Malerei werden die Götter oftmals in vielen leuchtenden Farben dargestellt. Ihre Abbilder haben teils mehrere Gesichter und Arme, lange Zungen und wallende Mähnen. Je nachdem, für was der jeweilige Gott steht, kann sein Gesichtsausdruck Milde ausstrahlen, aber auch Wut oder einen Anflug von Wahnsinn.

Hinduismus: Das mysteriöse Symbol Om

Während "Sanatana-Dharma" für die ewige Ordnung steht, bezeichnet "Brahma" das Sein, den Urgrund der Realität. Das Hinduismus-Symbol "Om", ausgesprochen "A-U-M", ist das Zeichen und der Beginn dieses Urgrunds, der nicht in Worte gefasst werden kann. Vielmehr soll der Klang dieser Silbe alle Ebenen der menschlichen Existenz durchdringen: Beginn und Ende, Werden und Vergehen, wachendes, schlafendes und träumendes Bewusstsein. Die Hindus beginnen und beenden viele ihrer Gebete mit dieser heiligen Silbe.

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