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Dieses Land hat die meisten Feiertage


Absoluter Weltrekord
Dieses Land hat die meisten Feiertage

Von dpa, t-online, mab

28.04.2018Lesedauer: 3 Min.
Die weltberühmte Tempelanlage Angkor Wat: In Kambodscha gibt es die meisten Feiertage der Welt.Vergrößern des BildesDie weltberühmte Tempelanlage Angkor Wat: In Kambodscha gibt es die meisten Feiertage der Welt. (Quelle: Archivbild/Jorge Silva/Reuters-bilder)
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Eine blutige Geschichte, Armut und Fußtritte für die Demokratie – aber hier gibt es mehr Feiertage als Urlaub in Deutschland. Und auch mehr als irgendwo sonst auf der Welt.

Berlin und Hamburg haben gerade mal neun Feiertage, Bayern hingegen hat 14 Tage und Augsburg sogar 15. Aber selbst das ist ziemlich mickrig – jedenfalls im Vergleich mit Kambodscha. Das Land in Südostasien, ziemlich genau halb so groß wie Deutschland, hat 28 bezahlte Feiertage. Ein ganzer Monat fast. Weltrekord!

Nur Sri Lanka (25 Feiertage), Indien und Kasachstan (je 21) können einigermaßen mithalten. Und gerade erst kam noch ein Tag hinzu: Jetzt haben die gut 15 Millionen Kambodschaner auch am 20. Mai frei. Er ist nun der "Nationale Tag der Erinnerung", Kambodscha gedenkt der Millionen Opfer des Regimes der Roten Khmer in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre.

Den neuen Feiertag führte Premierminister Hun Sen kurzerhand per Dekret ein. Er regiert Kambodscha schon seit mehr als 30 Jahren mit harter Hand. Ende Juli stehen wieder Wahlen an. Am Ausgang gibt es keinen Zweifel. Die Opposition wird nach Meinung vieler gnadenlos unterdrückt. Aber schaden kann ein zusätzlicher Feiertag bei den Wählern natürlich nicht. Der Politikexperte Meas Nee sagt: "Ich denke, das geschieht eher aus politischen Gründen."

Die vielen Feiertage hängen mit der Geschichte des Landes und mit seiner merkwürdigen Mischung aus Sozialismus, Buddhismus und Königstreue zusammen. 97 Prozent der Bevölkerung sind Buddhisten. Das bringt schon mal mehrere religiöse freie Tage mit sich. Die Familie von König Norodom Sihamoni hat zwar nicht viel zu sagen, wird aber sehr verehrt. Sein Geburtstag ist arbeitsfrei, ebenso der Geburtstag seiner Mutter, der Todestag seines Vaters und auch der Tag seiner Krönung.

Darüber hinaus gibt es Feiertage zur Erinnerung an die Unabhängigkeit von Frankreich, das Ende des Roten-Khmer-Regimes, die Unterzeichnung der Verfassung und die Unterzeichnung der Friedensverträge von Paris 1991. Arbeitsfrei sind auch der Tag der Arbeit (1. Mai), der Frauentag (8. März), der Kindertag (1. Juni) und der Tag der Menschenrechte (10. Dezember).

Die Kambodschaner machen davon ausgiebig Gebrauch. Viele nutzen die Tage, um zur oft weit verstreuten Familie zu fahren oder auch ans Meer. In der Hauptstadt Phnom Penh geht es dann deutlich ruhiger zu. Gern wird die Zeit auch ausgeweitet. Aus den drei freien Tagen rund ums kambodschanische Neujahrsfest Mitte April werden praktisch zwei Wochen, in denen kaum noch etwas geht.

Bei aller Freude über die viele freie Zeit stören sich mittlerweile aber auch einige Leute daran, vor allem in der Geschäftswelt. Die Unternehmerin Sayon Din, die in Phnom Penh eine Seidenhandlung betreibt, sagt: "Die vielen Feiertage belasten meinen Betrieb sehr. In manchen Monaten habe ich nicht einmal 20 Tage geöffnet und muss trotzdem für einen ganzen Monat Miete und Gehalt bezahlen."

Zudem bedeuten die Feiertage nach Meinung von Experten einen Standortnachteil im internationalen Wettbewerb, vor allem für die Textilindustrie. "Bei Investoren ist die Sorge groß", sagt Seniorpartner Neht Chou von der Unternehmensberatung Emerging Market Consulting. "In der Textilindustrie ist die Produktivität geringer als in vergleichbaren Ländern." Tendenziell führen Feiertage tatsächlich zu höheren Lohnkosten und niedrigeren Gewinnen.

Mit einem Bruttoinlandsprodukt von aktuell 1078 US-Dollar pro Kopf liegt Kambodscha international nur auf Platz 131, was natürlich aber auch viele andere Gründe hat. Zudem liegt das monatliche Durchschnittsgehalt in Phnom Penh gerade einmal bei umgerechnet etwa 280 Euro, in der Provinz noch deutlich niedriger.

Jahresurlaub hat ein normaler Arbeiter oder Beamter lediglich 18 Tage. Als Deutscher kann man da eigentlich nur Mitleid haben.

Verwendete Quellen
  • dpa
  • Eigene Recherche
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