Verhaltensstörungen drohen Wellensittiche: Das machen viele Halter falsch
Wellensittiche sind intelligent und neugierig. Sie haben daher einige Ansprüche an Artgenossen, Platz und Beschäftigung. Das wird ihnen nicht immer geboten.
Inhaltsverzeichnis
In Deutschlands Vogelkäfigen und Volieren leben viele Wellensittiche. Doch ein gutes Leben haben die Tiere nicht immer.
1. Fehler: Einzelhaltung
Immer noch werden die Vögel oft allein gehalten, obwohl es hoch soziale Schwarmtiere sind. Sie benötigen einen Sozialpartner, mit dem sie gemeinsam fliegen, zetern und fressen, kuscheln, sich gegenseitig putzen und streiten können. Selbst intensive Beschäftigung seitens der Halter kann einen Artgenossen nicht ersetzen.
2. Fehler: Unausgeglichenes Geschlechterverhältnis
In freier Wildbahn leben Wellensittiche in Gruppen von 10 bis 50 Tieren zusammen, welche sich wiederum zu riesigen Schwärmen zusammenschließen können. Unter der Obhut des Menschen brauchen sie mindestens einen Genossen ihrer Art, am besten einen, der ihnen sympathisch ist. Denn ähnlich wie bei Menschen stimmt auch zwischen Sittichen nicht immer die Chemie.
Es braucht daher auch Glück, wenn aus der Zweck-WG Freundschaft oder gar eine Paarbeziehung wird. Ansonsten leben die beiden Wellensittiche im besten Fall einfach nur nebeneinander her. Im ungünstigsten Fall kann es zu ständigen Reibereien und Streitigkeiten kommen.
Empfehlenswerter ist daher die Haltung in einer Gruppe. So steigt die Chance, dass jeder Sittich zumindest einen guten Kumpel hat. Es sollte eine gerade Anzahl von Wellensittichen gehalten werden und das Geschlechterverhältnis zwischen Hähnen und Hennen ausgeglichen sein. Während reine Männergruppen in der Regel unproblematisch sind, können sich Sittichdamen schonmal in die Federn geraten.
3. Fehler: Kein Freiflug
Es gibt noch ein weiteres Muss in der Haltung von Wellensittichen: den Freiflug. Die Tiere fliegen sehr gerne und brauchen einen ausreichend großen Raum, damit sie wenigstens einige Meter am Stück zurücklegen können. Ideal ist eine Voliere in einem vogelsicheren Zimmer, aus der die Sittiche nach Lust und Laune hinein- und wieder herausflattern können. Ist dies nicht möglich, muss den Tieren wenigstens für einige Stunden am Tag das Fliegen ermöglicht werden.
4. Fehler: Der falsche Käfig
Weit verbreitet ist leider die Haltung in viel zu kleinen Käfigen, die die Bewegungsfähigkeit der Tiere massiv einschränken. Das trifft auf viele im Handel erhältliche Käfigmodelle zu. Immer noch gibt es auch tierschutzwidrige runde Käfige, in denen sich die Vögel nicht orientieren können.
Geräumige Volieren sind der Mindeststandard. Für ein bis drei Paare empfiehlt sich eine Volierengröße von mindestens 1,5 mal 0,6 Meter, sie sollte mindestens einen Meter hoch sein.
5. Fehler: Keine Eingewöhnungszeit
Kommt ein neuer Vogel in die Gruppe, sollten Sie ihn zunächst in einem eigenen Käfig im selben Zimmer mit den anderen Vögeln halten. Nach einer Eingewöhnungszeit können Sie ihn gemeinsam mit den anderen fliegen lassen. Der neue Mitbewohner wird sich den anderen Tieren sehr schnell anschließen und in deren Voliere mit einziehen.
6. Fehler: Falscher Standort des Käfigs
Wichtig ist, dass die Voliere nicht in der Zugluft steht und auch nicht in der Nähe einer Heizung. Als Sitzstangen in der Voliere können auch die Äste von ungiftigen Bäumen genommen werden, dazu zählen etwa Obstbäume ebenso wie Ahorn, Buche, Haselnuss und Kastanie.
Hinzu kommen weitere Sitzgelegenheiten und Fressplätze. Gerne mögen die Vögel in ihrem Zuhause außerdem eine Bepflanzung, Sisalseile, Badehäuschen und Spielzeug.
7. Fehler: Falsche Fütterung
Zum Futtern braucht ein durchschnittlicher Wellensittich rund zehn Gramm Körner am Tag. Es wird am besten in robust und leicht zu reinigenden Näpfen aus Edelstahl oder Ton gefüttert. Eine Sepiaschale oder ein Kalkstein liefern Kalzium.
Außerdem sollten Sie den Tieren täglich frisches Grünzeug und Obst reichen, letzteres aber nur in Maßen. Idealerweise platzieren Sie dieses frische Futter so, dass die Vögel es sich erarbeiten müssen. So sind sie beschäftigt und bewegen sich.
Auf diese Vitamine sollten Halter achten:
- Vitamin A: Es gehört zu den fettlöslichen Vitaminen und beeinflusst unter anderem das Immunsystem und die Hormone. Außerdem ist es für die Pigmentierung der Federn zuständig. Vitamin A entsteht durch die Umwandlung zum Beispiel von Betacarotinen, die in vielen Obst- und Gemüsesorten wie Mangold und anderem dunkelgrünen Blattgemüse enthalten sind. Tierärzten zufolge ist Vitamin-A-Mangel eine der am häufigsten auftretenden Mangelerscheinungen.
- Vitamin C: Es steckt zum Beispiel in vielen Obst- und Gemüsesorten, unter anderem in Kirschen, Grünkohl, Brokkoli und Paprika. Es unterstützt nicht nur das Immunsystem, sondern auch die Entwicklung des normalen Wachstums und von Reparaturen im Körper.
- Vitamin D: Vögel, die im Haus ohne Zugang zu natürlichem Licht gehalten werden, können einen Vitamin-D-Mangel haben. Denn es gibt nur wenige Nahrungsquellen, die diesen Nährstoff liefern. Vogelbesitzer sollten ihren Tieren deshalb so oft wie möglich direkten Kontakt mit Sonnenlicht ermöglichen.
- Vitamin E: Sonnenblumenkerne, Mandeln und Haselnüsse sind hervorragende Quellen für Vitamin E. Ein Mangel kann bei Vögeln zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Problemen des Immunsystems führen.
8. Fehler: Keine Beschäftigung
Eine eintönige und nicht abwechslungsreiche Umgebung führt oft zu Verhaltensstörungen und beeinträchtigt die Tiere in ihrem Wohlbefinden. Wellensittiche gehören zu den Papageienvögeln, die für ihre hohe Intelligenz bekannt seien. Daher sind diese Tiere ohne Beschäftigungsmöglichkeiten in Gefangenschaft unterfordert.
Damit der Sittich zufrieden ist, sollten Sie also kreativ werden, der Fantasie ist dabei keine Grenze gesetzt. Vom Futter verstecken über Klickertraining bis hin zu Basteln von Spielzeug gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um die neugierigen Tiere zu beschäftigen.
9. Fehler: Keine Abkühlung bei Hitze
Klettern die Temperaturen sehr stark nach oben, können feuchte Tücher, die über den Käfig von Vögeln gelegt werden, für Abkühlung sorgen. Die meisten Vögel nehmen gerne hin und wieder ein Bad.
Um bei Wellensittichen aber zusätzlich für Abkühlung zu sorgen, können Sie mit einer Sprühflasche feinen Wassernebel in den Käfig sprühen. Dabei sollten Sie jedoch darauf achten, dass der Vogel selbst entscheiden kann, ob er nass werden möchte oder nicht.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche