Auf Plakaten und Zeitungen sehen Models und Stars durchweg perfekt aus und fast immer sind es retuschierte Bilder. Trotz dieses Wissens schmachten die Meisten weiterhin nach diesen Idealen - Jugendliche sind ihnen besonders verfallen. Die Medien unterstĂŒtzen ihre bereits schon gefĂ€hrdeten labilen Konsumenten und fördern weiterhin Sendungen zum Thema Schönheits-OPs. Diese werden als das Normalste der Welt dargestellt und somit verharmlost. Die negativen Folgen solcher Operationen werden selten gezeigt. Auch der Schlankheitswahn vieler Models bleibt nicht unbeachtet. Die Bilder und Videos der Modeshows zeigen fast ausschlieĂlich abgemagerte Models. Die angebliche Norm wird durch die Mode- und Kosmetikindustrie im Zusammenspiel mit den Medien gefestigt. Viele MĂ€dchen und Jungen finden sich deshalb zu dick, haben Depressionen und/oder werden magersĂŒchtig. Obendrein geben sie ihr Taschengeld, fĂŒr teure Cremes und Kleidung aus und quĂ€len sich im Fitness-Studio. Doch sind wirklich nur die Medien an diesem Schönheitswahn schuld oder gibt es andere Ursachen?
Katharina Weiss, die 16-jÀhrige Bestseller-Autorin hat sich mit dem Thema beschÀftigt und 20 ihrer Altersgenossen befragt. Sie hat in ihrem Buch "Schön!? Jugendliche erzÀhlen von Körpern, Idealen und Problemzonen" sehr persönliche und intime Geschichten gesammelt, die das Denken vieler Teenager widerspiegeln.
"Kotzen ist wie ZĂ€hneputzen - man macht es einfach"
Julia ist 25 Jahre alt und hatte neun Jahre Bulimie. Mit 15 Jahren fing sie an, sich nach dem Essen zu ĂŒbergeben. Bis sie 25 war, legte sie viel Wert auf ihr ĂuĂeres und wollte um keinen Preis zunehmen. Das Ăbergeben wurde fĂŒr sie zur Gewohnheit: "Man weiĂ, man muss am Abend wieder kotzen - und man macht es einfach - so wie ZĂ€hneputzen." Ein Grund war Ihr erster Freund, den sie so schön fand und der sie spĂ€ter fĂŒr eine andere verlieĂ, mit der sich Julia fortan selbst verglich. Als sie spĂ€ter ihren neuen Freund kennenlernte, merkte sie schnell, das ĂuĂerlichkeiten, die sie als positiv empfand, sehr "tussig" rĂŒberkamen. Niemand hat bis heute von ihrer Bulimie erfahren - erst als sie sich das letzte Mal in einem Hotelzimmer ĂŒbergab und ihr Freund es merkte, hörte sie von heute auf morgen mit dem Argument auf: "Ich hatte Angst, dass er sich abgeschreckt fĂŒhlen und mich verlassen könnte. Die Art von absoluter Zufriedenheit, von Sich-akzeptiert-FĂŒhlen und Liebe sind das SĂ€ttigendste ĂŒberhaupt." Die Liebe hat sie geheilt.
Zu dĂŒnn? Ungeil!
Der 16-jĂ€hrige Jonas ist jemand, der nicht nur auf OberflĂ€chlichkeiten schaut und hat jetzt schon eine ErklĂ€rung warum manche Dinge so sind, wie sie sind: "Auch wenn man einzigartig sein möchte, kommt doch niemand von allein auf die Idee, sich plötzlich Röhrenjeans zu kaufen. Man tut es, weil alle Freunde das machen, und die wĂ€hlt man auch nach den Kriterien aus: nach einem bestimmten Lifestyle, den man teilt und der sich wiederum in dem, was man anzieht, Ă€uĂert."
Ernstgemeinte Komplimente gibt Jonas gerne, aber lĂŒgen nur um jemanden zu stĂ€rken, wĂŒrde er nicht: "Zu dĂŒnn finde ich ziemlich ungeil. DĂŒnn sein sieht nur bei MĂ€dchen gut aus, die von Natur aus sehr dĂŒnn sind. Man erkennt, wenn jemand viel Kaffee trinkt oder viel raucht. Das sieht man an der Haut."
MĂ€dchen haben mehr Komplexe als Jungs
Katharina Weiss fasst zusammen: "Aus eigener Erfahrung und meiner Recherche wĂŒrde ich sagen, dass MĂ€dchen komplexbehafteter als Jungs sind. Ihre SelbsteinschĂ€tzung hĂ€ngt hĂ€ufiger davon ab, ob sie BestĂ€tigung vom anderen Geschlecht erhalten. Selbst MĂ€dchen, die grundsĂ€tzlich mit ihrem Körper klarkommen, denken ,dass sich immer noch etwas optimieren lieĂe." Die Autorin ergĂ€nzt: "Jungs und MĂ€dchen ist es gleichermaĂen wichtig, dass der Partner eine gewisse Prestigefunktion erfĂŒllt: Nach Möglichkeit sollte er auch von anderen als begehrenswert angesehen werden und beliebt sein."
Jonas und Julia sind nur zwei von 20 Befragten. Aus den teilweise sehr unterschiedlichen Meinungen der Teenies hat Weiss zehn Wahrheiten ĂŒber die Schönheitsideale von Jugendlichen herausgehört.
Buchtipp: "Schön!? Jugendliche erzÀhlen von Körpern, Idealen und Problemzonen" von Katharina Weiss. Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf. Preis: 9,95 Euro.