Unmut unter Einheimischen wächst Kanaren: Forscher warnt vor "Touristen-Phobie"

Auf den Kanarischen Inseln wächst der Unmut über den Tourismus. Ein lokaler Forscher erklärt, was die Politik jetzt nicht falsch machen darf.
Auf den Kanarischen Inseln nehmen die Spannungen zwischen Touristen und Einheimischen zu. Laut einer aktuellen Umfrage des Kommunikationsunternehmens LLYC schlägt die Stimmung in der Bevölkerung um. Gründe sind die zunehmende Wohnungsknappheit auf den sieben zu Spanien gehörenden Inseln im Atlantik, aber auch niedrige Löhne und Überfüllung.
Das Nachrichtenportal "Canarian Weekly" hat mit dem Sozialanthropologen Agustín Santana Talavera von der Universität La Laguna (Teneriffa) gesprochen. Er warnt davor, dass die Ablehnung der Einheimischen gegenüber Touristen zunehmen wird. Santana Talavera: "Es beginnt mit Beschwerden und Protesten. Wenn diese ignoriert werden, kann daraus eine feindselige Haltung gegenüber Touristen entstehen." Eine regelrechte "Touristen-Phobie", wie der Forscher es nennt.
"Es beginnt mit Ärger"
Für Santana Talavera liegt das Kernproblem in der fehlenden Transparenz darüber, welches Tourismusmodell die Kanarischen Inseln eigentlich anstreben. "Die Behörden behaupten, wir seien auf dem Weg zu Veränderungen. Aber niemand hat konkret gesagt, wie dieses neue Modell aussieht oder welche Stellschrauben gedreht werden. Wenn die Menschen es nicht sehen, spielt es keine Rolle, was hinter den Kulissen passiert."
Die Kanarischen Inseln empfangen durchschnittlich etwa 1,3 Millionen Touristen pro Monat. Die genaue Zahl variiert jedoch je nach Monat und Jahr, mit Spitzen während der Hochsaison im Sommer (Juli und August) und zu Weihnachten.
Er betont, dass Behörden und Tourismusbranche die Unzufriedenheit der Bevölkerung unterschätzt hätten. "Wenn nichts unternommen wird, wächst die Unzufriedenheit weiter. Es beginnt mit Ärger, dann tauchen Graffiti auf, und irgendwann werden die Touristen für alle Probleme verantwortlich gemacht." Das könne dem Reiseziel ernsthaft schaden, so Santana Talavera. Ob er damit offenen Hass oder gar Gewalt meint, lässt er offen.
Auch wenn es bisher keine Hinweise auf rückläufige Besucherzahlen gibt, warnt der Forscher davor, die zugrunde liegenden Probleme zu ignorieren. Andernfalls könnten die Zufriedenheit der Besucher sinken, die Nachfrage zurückgehen und das Image der Inseln stark leiden. "Das sind Grenzen, an die niemand stoßen will. Jetzt ist der Moment gekommen, genau hinzusehen – und mittel- bis langfristige Strategien zu entwickeln."
- statista.com: "Touristenankünfte auf den Kanaren nach Inseln"
- canarianweekly.com: "Growing fears of tourismphobia in the Canary Islands" (Englisch)
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