Brasilia: Das ist die breiteste Straße der Welt

Brasílias Herzstück

Das ist die breiteste Straße der Welt

Groß denken, breit bauen: Brasília ist keine gewöhnliche Hauptstadt. Sie ist Symbol, Experiment, Weltkulturerbe. Und mitten hindurch verläuft die wohl beeindruckendste Straße der Welt.

Wer Brasília zum ersten Mal auf einer Karte sieht, kann vielleicht kaum glauben, dass es diese Stadt tatsächlich gibt. Sie ist wie ein Flugzeug geformt, streng gegliedert und von klaren Achsen durchzogen. Und doch wurde genau dieser Stadt zur Realität. Obendrein in Rekordzeit.

Im Zentrum dieser einmaligen Stadt verläuft die Eixo Monumental, eine acht Kilometer lange und bis zu 250 Meter breite Straße. Sie gilt bis heute als breiteste Straße der Welt und ist das Rückgrat der brasilianischen Hauptstadt.

Hauptstadt aus dem Nichts

Brasília wurde am 21. April 1960 nach nur drei Jahren Bauzeit eingeweiht. Das Ziel war der Bruch mit der kolonialen Vergangenheit und die Begründung einer neuen Hauptstadt in der Mitte des Landes.

Bereits 1891 hatte die brasilianische Verfassung eine neue Hauptstadt im geografischen Zentrum des Landes vorgesehen. Doch erst unter Präsident Juscelino Kubitschek wurde das Projekt verwirklicht. Sein Wahlspruch lautete: "In fünf Jahren fünfzig Jahre Fortschritt." So entstand Brasília. Als radikales Experiment moderner Stadtplanung auf der grünen Wiese.

Zwei Männer, ein Plan

Der städtebauliche Entwurf stammte von Lúcio Costa, die Gebäude von Oscar Niemeyer. Das Ergebnis sind breite Achsen, klare Zonen und moderne Formen aus Stahlbeton – und eine Hauptstadt, die aussieht, als komme sie aus der Zukunft.

Die Eixo Monumental sollte dabei mehr sein als eine Straße. Sie bildet den Rumpf des symbolischen Flugzeugs, das Brasília im Stadtplan darstellt. Im "Cockpit" liegt der Praça dos Três Poderes, der Platz der drei Gewalten, umgeben von Parlament, Regierung und Oberstem Gericht.

Repräsentation in Rekordbreite

Zwei parallele Fahrbahnen bilden die Eixo Monumental: die Via Norte Um und die Via Sul Um. Dazwischen zieht sich ein breiter Grünstreifen mit Parks, Denkmälern und Brunnenanlagen. Er trennt die Fahrbahnen – und soll gleichzeitig die Menschen verbinden.

Mit ihrer Einweihung löste die Eixo Monumental die Avenida Presidente Vargas in Rio de Janeiro als breiteste Straße Brasiliens ab. Deren 80 Meter schienen plötzlich schmal. Schon die schiere Größe sollte den Anspruch unterstreichen: Hier entsteht nicht nur ein Verwaltungsort, sondern eine neue Gesellschaftsordnung.

Weltkulturerbe mit Widersprüchen

Brasília wurde 1987 als eine der wenigen modernen Städte zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Die Mischung aus Funktionalität, Formstrenge und monumentaler Ästhetik fasziniert bis heute.

Doch die Stadt polarisiert: Für die einen ist sie ein visionärer Kraftakt, für die anderen ein lebensfernes Betonlabyrinth. Die ursprünglich für 300.000 Menschen geplante Stadt hat heute knapp drei Millionen Einwohner, von denen viele am Rand in Satellitenstädten leben.

Wo Straßen keine Namen haben

Besonders kurios für Besucher ist, dass es in Brasília keine klassischen Ortsteile gibt. Stattdessen heißen die Bereiche der Stadt beispielsweise "Hotel-Sektor Süd" oder "Bankensektor Nord", Adressen lauten "SHN QD 3 BL B" und ähnlich – ein funktionales Koordinatensystem, das Neulinge oft ratlos zurücklässt.

Ein Denkmal der Moderne

Die Eixo Monumental ist mehr als nur ein Verkehrsweg. Sie ist Symbol, Idee und Rückgrat eines städtebaulichen Ideals. Die Straße verkörpert bis heute einen Moment, in dem ein Land alles neu denken wollte.

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Ob dieser Traum aufgegangen ist, darüber lässt sich streiten. Doch dass Brasília – und seine zentrale Achse – einzigartig sind, steht außer Frage.