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Greetsiel: Zu Besuch beim Krabbenfischer


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Greetsiel: Zu Besuch beim Krabbenfischer

Mona Contzen

02.05.2013Lesedauer: 3 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Krabbenfischerboot im hohen Norden.Vergrößern des Bildes
Krabbenfischerboot im hohen Norden. (Quelle: Hoch Zwei Stock/Angerer/imago-images-bilder)

Er stinkt nicht nach Fisch, und ein Anker ist auch nirgendwo zu entdecken. Jann-Tjado Gosselaar sieht mit seinen grau melierten Haaren und der lässigen Sonnenbrille nicht so aus, wie man sich einen typischen Seebären vorstellt. Aber der Ostfriese ist Fischer mit Leib und Seele. 27 Schiffe, eine der größten , dümpeln gemütlich vor sich hin. Um Mitternacht will Gosselaar wieder aufbrechen.

Er spricht von "Leidenschaft" und "Berufung", wenn sein Blick über die Krabbenkutter im Hafen von Greetsiel gleitet. Die großen Netze hängen an den Seiten der Masten wie gefaltete Flügel.
Plastikkisten sind ordentlich gestapelt. Die Fischerei ist immer noch die größte Einnahmequelle des beschaulichen Dorfes in der Krummhörn. Pro Tag und Boot fangen die Fischer rund 200 Kilo Nordseekrabben. Straßen sind nach Klaus Störtebeker benannt, Lokale heißen "Hafenkieker" oder "Fischers Fründ", es gibt ostfriesischen "Seebären"-Tee und "Nordseeschlamm"-Likör in den Souvenirgeschäften. Auf den Speisekarten der Restaurants stehen Krabben in allen Variationen: Krabbensuppe, Krabbencocktail, Eierpfannkuchen mit Krabben, Krabben auf Schwarzbrot oder mit Bratkartoffeln.
Der Ort lebt von der Krabbe. Oder wie es Nicole Ukena von der Touristikgesellschaft Krummhörn-Greetsiel sagt: "Das Dorf lebt vom Tourismus und der Tourismus lebt von der Fischerei." >>

Eine Symbiose aus Folklore, Tradition und Neuzeit. Vor fast 30 Jahren haben sich die Bürger in einem Entscheid für den Tourismus ausgesprochen. Die Krabben werden jetzt in Marokko gepult.

Wenn durch die schmalen Straßen, die sich mit ihren liebevoll restaurierten Giebelhäuschen um den über 600 Jahre alten Hafen drängen, eine leichte Brise weht, kommt Seefahrer-Romantik auf. Dabei ist das Krabbenfischen ein gefährlicher Knochenjob. Es hat schon Unfälle gegeben, bei denen Fischer ums Leben gekommen sind. "Wasser hat eben keine Balken", sagt Jann-Tjado Gosselaar.

80 Stunden auf hoher See

Im vergangenen Jahr ist er Vater geworden. Der 42-Jährige arbeitet in 30-Stunden-Schichten, ist bis zu 80 Stunden in der Woche mit seiner "Flamingo" auf See. Das Boot trug den Namen schon, als er es vor zwanzig Jahren von einem Kollegen übernahm. "Es bringt Unglück, ein Schiff umzutaufen", erklärt der Seemann. >>

Auf See sind Kapitän und Geselle auf sich gestellt. "Wir sind zwar keine Konkurrenten, aber man hat schon seine Geheimstellen und Tipps und Kniffe", verrät der Fischer. Die Schätze an Land sind da schon einfacher zu finden. Denn die Krummhörn mit ihrem Fischerdorf Greetsiel und den 18 Warfendörfern ist ein Gebiet der Superlative: In Rysum ist die älteste bespielbare Orgel Europas zu finden - trotz ihres hohen Alters von 556 Jahren erklingt sie noch immer jeden Sonntag.

Hochzeit im Leuchtturm und eine Murmelarena

Der Campener Leuchtturm, der wegen einer entfernten Ähnlichkeit auch stolz der "Eiffelturm der Nordsee" genannt wird, ist mit seinen 65 Metern der höchste Leuchtturm Deutschlands. Kleiner, aber trotzdem berühmter, ist das Leuchtfeuer in Pilsum. Seit Otto Waalkes den rot-gelben Turm 1989 als Kulisse für seinen Film "Der Außerfriesische" benutzt hat, ist es nicht mehr einsam auf dem Deich. Im Sommer klettert Turmführerin Wally Ehrentraut mit bis zu 700 Besuchern im Monat die schmalen Wendeltreppen hinauf. Und 200 Paare, davon die meisten aus Nordrhein-Westfalen, geben sich mit Blick auf die Niederlande, Borkum, Juist und Norderney hier jedes Jahr das Ja-Wort.
Wer der blau-weißen Dekoration in "Ottos guter Stube" Stadionatmosphäre in schwarz-gelb vorzieht, ist übrigens in Deutschlands einziger Murmelarena genau richtig. Gemurmelt wird in den Farben des Sportvereins Jennelt/Uttum - sogar bei den Deutschen Murmelmeisterschaften.
Was für den einen der sportliche Ehrgeiz, ist für Gosselaar das Jagdfieber. Schon sein Vater und Großvater waren Fischer. Dann hat es auch ihn gepackt. "Wenn man eine Weile zuhause ist, dann kommt das Kribbeln in den Fingern", erzählt er.
Einmal im Jahr nimmt der Seebär Touristen während des traditionellen Kutter-Korsos an Bord. Dann schmücken Gosselaar und seine Kollegen ihre Boote und fahren raus. Auf die Nordsee. Wie sie es immer machen. Nur eben mit ein paar staunenden Landratten an Bord.

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