Kartellamt tadelt Spritkonzerne Tanken wird zur Preisfalle

Eine Auswertung zeigt: Tausende Tankstellen in Deutschland melden Preise, die oft nur einige Minuten gültig sind. Das Kartellamt sieht ein Problem für die Verbraucher – die Branche verteidigt ihr Vorgehen.
Wer tankt, weiß, dass sich der Preis an der Zapfsäule oft mehrmals am Tag ändert. Doch wie oft genau? Eine neue Auswertung des Portals benzinpreis.de zeigt es. In vielen Fällen gilt ein Preis nur wenige Minuten. Manchmal nicht einmal fünf. Das Portal bezeichnet dies als "Irreführung der Kunden" und fordert Konsequenzen.
Vom 12. bis 18. Mai hat das Portal benzinpreis.de die Preisangaben von rund 14.000 deutschen Tankstellen ausgewertet. Dabei handelt es sich um Daten, die täglich an die Markttransparenzstelle des Bundeskartellamts gemeldet werden müssen. Das Ergebnis:
- Über 11.000 Tankstellen meldeten Preise, die teilweise weniger als 15 Minuten galten.
- Bei 3.851 Tankstellen hatten die Preise weniger als fünf Minuten Bestand.
Verbraucherschützer sehen darin ein Problem: Wer über eine App oder Webseite einen günstigen Preis sieht und losfährt, hat oft keine Chance, diesen auch zu bekommen.
Kritik vom Kartellamt
Auch das Bundeskartellamt steht dieser Praxis skeptisch gegenüber. Präsident Andreas Mundt sagt: "Die häufigen Preisänderungen machen es den Verbrauchern immer schwerer, einen Vergleich vorzunehmen und ihr Tankverhalten danach auszurichten." Schon im ersten Quartal 2025 hatte die Behörde im Durchschnitt 22 Preisänderungen pro Tankstelle und Tag gezählt. Bei acht Prozent der Anbieter waren es sogar mehr als 35, bei einzelnen sogar über 50 Preiswechsel täglich.
Das Amt fordert daher, die Auswirkungen zu untersuchen und mögliche Maßnahmen zu prüfen. Konkrete Vorgaben sind jedoch Aufgabe des Gesetzgebers.
Die Branche hält dagegen
Der Verband Fuels und Energie, der die deutsche Mineralölindustrie vertritt, weist die Kritik zurück. Die Preisschwankungen seien die Folge eines funktionierenden Wettbewerbs. Die Markttransparenzstelle sorge dafür, dass alle Kunden jederzeit über die aktuellen Preise informiert seien.
Eine Einschränkung von Preisänderungen, wie sie etwa in Österreich oder Teilen Australiens existiert, lehnt der Verband ab.
Bislang gibt es keine Empfehlung für neue Regeln. Doch der Druck steigt. Technisch wird jede Preisänderung zwar dokumentiert. Rechtlich ist jedoch nicht geregelt, wie oft sie stattfinden darf. Für die Verbraucher bleibt der Tankpreis somit ein Glücksspiel – im Minutentakt.
- Nachrichtenagentur dpa