Bei Fahrt durch die Berge E-Auto stellt Reichweitenrekord auf

Ein E-Auto aus den USA hat einen eindrucksvollen Reichweitenrekord aufgestellt: 1.205 Kilometer ohne Zwischenladung. Doch Experten reagieren verhalten.
Der US-amerikanische Autohersteller Lucid hat einen Reichweitenrekord für E-Autos aufgestellt: Das Luxusmodell Air fuhr mit einer Akkuladung von St. Moritz in der Schweiz über Österreich nach München – insgesamt 1.205 Kilometer. Das reicht für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Bisheriger Rekordhalter war der Mercedes EQS 450 mit 1.045 Kilometern. Dieser Rekord war erst im Juni in Japan aufgestellt worden.
Auf der Strecke ging es viel bergab, Sankt Moritz liegt etwa 1.800 Meter und München circa 500 Meter über dem Meeresspiegel. Der tiefste Punkt der Fahrt war am Bodensee mit knapp 400 Metern über dem Meeresspiegel, danach ging es den Angaben zufolge bergauf bis zum Arlbergtunnel auf mehr als 1.200 Metern – und dann wieder hinunter.

Luxusauto mit geringer Verbreitung
Der Grand Touring ist die reichweitenstärkste Variante des Lucid Air. Der 831 PS starke Viertürer verfügt über einen 112 kWh großen Akku und verbraucht laut Norm lediglich zwischen 13,5 und 16 kWh auf 100 Kilometern. Die Normreichweite beträgt bis zu 960 Kilometer. Hoch fällt aber auch der Preis aus: 130.000 Euro werden mindestens fällig. Lucid ist bislang wenig bekannt in Deutschland, hierzulande waren im April laut Kraftfahrtbundesamt nur etwas mehr als 500 Elektroautos des US-Herstellers zugelassen. Der Anteil an den 1,7 Millionen Elektroautos in Deutschland ist verschwindend gering.
Experten reagieren verhalten
Branchenexperten reagierten verhalten auf den Rekordwert. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach sagte: "Das Reichweiten-Rennen geht weiter, obwohl eine hohe Reichweite an Bedeutung verliert." Das deutsche Ladenetz inklusive Schnellladern verbessere sich stetig und eine sehr hohe Reichweite sei nicht nötig. Zum einen mache man nur wenige Langstrecken-Fahrten und zum anderen ohnehin alle zwei bis drei Stunden eine Pause, in der man gut aufladen könne.
Auch mit Blick auf die recht lange Strecke, auf der der Lucid Air viel nach unten gerollt sei, sprach Bratzel von einer Marketingaktion mit begrenzter Aussagekraft. Er räumte aber ein: "In den Köpfen vieler Kundinnen und Kunden ist das Reichweiten-Thema noch drin."
Ferdinand Dudenhöffer vom Bochumer Center Automotive Research (CAR) wies darauf hin, dass sich die Reichweiten von neuen Elektroautos in den vergangenen drei, vier Jahren stark verbessert hätten und nicht mehr allzu weit entfernt seien von der Reichweite eines Diesel-Autos. Hinzu komme, dass die Ladezeiten immer kürzer werden. Daher verliere der Reichweiten-Aspekt als Verkaufsargument an Relevanz.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen SP-X und dpa