Verkehrsreform in Italien Südtirol stellt alle Blitzer ab

Urlauber staunen, Polizisten stöhnen: In Südtirol sind alle festen Blitzer abgeschaltet. Was steckt dahinter? Und wann schnappen die Radarfallen wieder zu?
Wer in Südtirol derzeit zu schnell fährt, hat Glück. Die fest installierten Blitzer sind abgeschaltet. Grund dafür ist nicht ein technischer Defekt, sondern ein Dekret von Verkehrsminister Matteo Salvini. Demnach sind feste Geschwindigkeitskontrollen nur noch dort erlaubt, wo die Präfektur sie ausdrücklich genehmigt hat. Da diese Genehmigung in Südtirol fehlt, bleiben alle Säulen erst mal aus.
Neue Vorschriften aus Rom
Seit dem 12. Juni 2025 gelten in ganz Italien strengere Regeln für Radarkontrollen. Die wichtigsten Punkte:
- Jede Radarfalle braucht eine Genehmigung. Und sie muss den Fahrern angekündigt werden.
- Stationäre Messungen sind nur in 50er-Zonen innerhalb geschlossener Ortschaften erlaubt.
- Zwischen zwei Blitzern muss ein Mindestabstand eingehalten werden.
- Tempolimits dürfen höchstens 20 km/h unter der allgemeinen Höchstgeschwindigkeit liegen.
- Tarnungen und Verstecke sind verboten.
Die Reform reagiert auf jahrelange Kritik an versteckten oder zweifelhaften Standorten. Bekannt wurde etwa der Fall eines Supermarktmitarbeiters, der mehrfach an derselben kaum sichtbaren Messstelle geblitzt wurde und Bußgelder in Höhe von 28.000 Euro zahlen musste.
Polizei warnt vor Folgen
Christian Carli, Präsident der Vereinigung der Südtiroler Ortspolizei, sieht die Abschaltung kritisch: "Die Speedcheck-Säulen dienen nicht der Einnahmeerzielung, sondern der Verkehrssicherheit." Gerade in Ferienzeiten mit dichtem Verkehr sei das Aus ein Rückschritt.
Parallel gibt es eine zweite Baustelle: Nur noch typengenehmigte Radargeräte sind rechtlich zulässig, urteilte das Kassationsgericht 2024. Carli stellt klar: In Südtirol sei das kein Thema – alle Geräte seien homologiert, schon bei der Ausschreibung werde das verlangt.
Einnahmen brechen weg
Auch Südtirols Gemeindeverbandspräsident Andreas Schatzer betont: "Sicherheit steht bei uns vor Einnahmen." Dennoch sind die Blitzer für viele Gemeinden nicht nur Sicherheitstechnik, sondern auch Einnahmequelle. Allein 2024 flossen landesweit 1,7 Milliarden Euro aus Bußgeldern in die Kassen – so viel wie nie zuvor.
Wann die Präfektur die neuen Standorte freigibt, ist offen. Bis dahin genießen Autofahrer eine seltene Blitzerpause. Ob das auch die Unfallstatistik überlebt, wird sich zeigen.
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