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VW nutzt Linglong-Reifen aus China: Kritik von Händlern, Kunden und ADAC


Kritik von Händler, Kunden und ADAC
China-Reifen auf neuen Volkswagen-Modellen

Von t-online, ccn

26.07.2025 - 11:30 UhrLesedauer: 3 Min.
VW Tiguan: Das Bestseller-SUV geht 2024 in die dritte Generation.Vergrößern des Bildes
VW Tiguan: Das Bestseller-SUV fährt in manchen Ausführungen auf Linglong-Reifen vor. (Quelle: Volkswagen)
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Die chinesische Reifenmarke Linglong findet sich neuerdings auf einigen Volkswagen-Modellen. Die Entscheidung stößt auf Unmut und ein Test zeigt Schwächen auf.

Ein neuer VW Tiguan mit sportlichem R-Line-Ausstattungspaket für rund 50.000 Euro, 19-Zoll-Felgen – und Pneus eines Herstellers, den viele bislang nicht kannten: Linglong. Das ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Denn seit 2024 sind einige Ausführungen von Modellen des Tiguan oder des Taigo serienmäßig mit Reifen des chinesischen Herstellers ausgestattet. Bei einem Verkaufspreis jenseits der 50.000-Euro-Marke stößt das nicht nur bei Kunden, sondern auch in der Händlerschaft auf Unverständnis.

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Bereits im Sommer 2024 hatte der Reifenhersteller Shandong Linglong verkündet, man zähle jetzt offiziell zu den Erstausrüstern des Volkswagen-Konzerns in Europa. Auf der Messe "Tire Cologne" 2024 präsentierte Linglong auf seinem Messestand selbstbewusst einen Tiguan mit dem firmeneigenen "Grip Master".

Statt ausschließlich auf etablierte Anbieter wie Continental, Michelin oder Hankook zu setzen, rollen neue VW-Modelle seither mit dem "Grip Master C/S G1" oder dem "Sport Master" aus Linglong-Produktion vom Band. Eigentlich sollten diese Reifen aus dem neuen Werk in Serbien stammen, doch laut Medienberichten werden weiterhin auch Produkte aus chinesischer Fertigung verbaut.

Händler kritisieren VW öffentlich

Nicht jeder in der VW-Welt begrüßt diese Entwicklung. Ende Juli machte ein Teiledienstleiter auf der Plattform LinkedIn seinem Ärger Luft. Sein Autohaus berate täglich Kundinnen und Kunden bei der Fahrzeugwahl – dazu gehört auch die Auswahl der passenden Reifen. Dass ausgerechnet am einzigen Kontaktpunkt zwischen Auto und Straße gespart werde, sei schwer zu vermitteln.

Er kritisiert weiter: "Für jeden Reifenverkäufer ist das ein herber Schlag ins Gesicht, wenn man Reifen ab Werk aus einem Land montiert, gegen dessen Fahrzeugmodelle die deutschen Hersteller sich mit aller Kraft behaupten wollen." Ironisch ergänzt er: "Warum nicht einen Billigreifen auf unser neues Premiummodell montieren?"

Reaktionen auch im Netz

Auch in den sozialen Medien wird das Thema inzwischen heiß diskutiert. Ein Nutzer auf Reddit schildert etwa, wie er bei der Abholung seines neuen VW Taigo stutzte: "Dachte erstmal, das ist ein Witz, aber der Händler sicherte mir zu, das sei ein VW-Partner."

ADAC-Test findet klare Schwächen

Kritik kommt auch von offizieller Stelle. Der ADAC testete 2024 den Linglong "Sport Master" im Format 215/55 R17 – und bewertete ihn mit der Gesamtnote 3,3. Damit landete er von 16 getesteten Modellen auf dem letzten Platz. Besonders schwach schnitt der Reifen in der Disziplin Fahrsicherheit ab – mit der Note 3,5.

Die Tester bemängelten die schlechte Rückmeldung am Lenkrad, unpräzises Verhalten im Grenzbereich und Übersteuern bei Ausweichmanövern. Auch der Bremsweg überzeugte nicht. Auf nasser Fahrbahn erreichte der Reifen nur eine mittlere Bewertung, bei Aquaplaning und Handling lediglich eine befriedigende.

In der Umweltwertung schnitt der Linglong zwar beim Abrieb gut ab, fiel aber bei Nachhaltigkeit und Laufleistung zurück. Fazit der ADAC-Prüfer: "Gerade noch befriedigend."

Werk in Serbien unter Beobachtung

Der Reifenhersteller betreibt seit 2022 ein Werk in Serbien, das Anfang 2023 offiziell eröffnet wurde. Doch bereits im Vorfeld berichtete der "Deutschlandfunk" über mögliche Umweltverstöße und mangelhafte Arbeitsbedingungen auf der Baustelle. Weitere Medien griffen das Thema auf und veröffentlichten Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Menschenhandel.

VW reagierte nach eigenen Angaben mit internen Prüfungen. Der Konzern erklärte dem "Manager Magazin", man habe "Schritte zur Sachverhaltsklärung" unternommen. Der zum Konzern gehörende Nutzfahrzeughersteller MAN zog unterdessen Konsequenzen und beendete Ende 2024 alle Lieferabrufe bei Linglong.

VW verweist auf geringe Stückzahlen

Gegenüber "Focus Online" bestätigte VW, dass Linglong Serienlieferant eines 19-Zoll-Reifens ist – eingesetzt beim Tiguan und Cupra Terramar. In diesem Bericht ist nicht vom Taigo die Rede, was die Verwendung jedoch nicht ausschließt. Im Jahr 2024 seien insgesamt 10.000 Reifen bestellt worden. Gemessen am Gesamtvolumen sei das ein kleiner Anteil.

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