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Elektroauto: Das Tarif-Chaos an der Ladesäule – und die Folgen


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Hunderte Anbieter und Tarife
Das Chaos an der E-Auto-Ladesäule


Aktualisiert am 11.07.2020Lesedauer: 3 Min.
Tarif-Wirrwarr an der Ladesäule: Beschwerden der Kunden rufen nun das Bundeskartellamt auf den Plan.Vergrößern des Bildes
Tarif-Wirrwarr an der Ladesäule: Beschwerden der Kunden rufen nun das Bundeskartellamt auf den Plan. (Quelle: kaisersosa67/getty-images-bilder)

Jeder Fahrer eines Elektroautos nutzt im Schnitt fünf Ladekarten und sechs Apps, um den Akku seines Wagens laden zu können. Gemessen an der Zahl der Tarife ist das noch gar nichts. Dieses Chaos hat Folgen.

Es geht voran: Schon etwa 13.500 gemeldete Ladesäulen für Elektroautos zählte die Bundesnetzagentur im Mai in Deutschland. Anfang des Jahres waren bei uns genau 136.617 Elektroautos registriert. Das bedeutet allerdings auch: Derzeit teilen sich zehn E-Autos eine öffentliche Ladesäule.

Dem stehen etwa 14.500 Sprit-Tankstellen gegenüber. Für rund 57 Millionen Fahrzeuge, die in Deutschland mit einem Verbrennungsmotor unterwegs sind. Aber: Erstens hat eine Tankstelle deutlich mehr Zapfsäulen als die Ladepunkte an einer Ladesäule. Und zweitens dauert es nur Minuten, bis ein Benziner oder Diesel betankt ist. Deshalb ist der Durchlauf hier um ein Vielfaches höher. Außerdem sind die Ladesäulen in Deutschland ziemlich ungleich verteilt.

Immerhin eines ist Vergangenheit: die Sorge um den passenden Stecker. Denn davon gibt es reichlich Auswahl: Typ 2 bei den Europäern, Typ 1 bei Autos aus Asien. Dann gibt es noch den Combo-Stecker, den sogenannten CHAdeMO-Stecker (eine Lösung aus Japan) und den Supercharger von Tesla. Das ist aber kein Problem mehr – der Typ 2 hat sich in Europa zum Standard entwickelt. Und Import-Autos werden mit entsprechendem Adapter ausgeliefert.

288 Tarife an der Ladesäule

Wer nicht zu Hause oder in der Firma frischen Strom tanken kann, dürfte trotzdem mitunter Schwierigkeiten bekommen – selbst, wenn gerade eine öffentliche Ladesäule verfügbar ist. Das zeigt eine Untersuchung von EuPD Research. Das Marktforschungsunternehmen zählte zusammen: Für die Ladesäulen in Deutschland gibt es insgesamt 194 Stromanbieter mit 288 Tarifen.

Welcher von ihnen am günstigsten oder am teuersten ist, kann kaum jemand überblicken – nicht einmal Vergleichsportale wie Verivox. Vor der unübersichtlichen Situation und den ständig geänderten Preisen hätten selbst die professionellen Marktbeobachter kapituliert, meldet das Onlinemagazin gruenderszene.de. Die Folge: Jeder Fahrer eines Elektroautos besitzt dem Bericht nach durchschnittlich fünf Ladekarten und sechs Apps, um seinen Akku laden zu können. Nicht mitgezählt wurden dabei Kreditkarten, Paypal und andere Bezahlmöglichkeiten.

Ohne Vertrag wird es teuer

Die Fülle an Ladekarten und Verträgen wäre nicht notwendig – dann aber wird das Tanken deutlich teurer. Aus günstigen 30 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Strom werden ohne den passenden Vertrag bis zu 1,25 Euro je kWh – also gut das Vierfache. In Regionen, in denen ein teurer Anbieter das Sagen hat, sieht sich deshalb mancher Autofahrer zu einem Vertrag genötigt.

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Über diese Praxis gehen immer mehr Beschwerden beim Bundeskartellamt ein. Die Wettbewerbsbehörde kündigt deshalb eine Untersuchung an, um strukturelle Wettbewerbsprobleme aufzudecken. "Für die Entscheidung von Verbrauchern, auf Elektromobilität umzusteigen, sind die Bedingungen und Preise für das Laden im öffentlichen Raum von zentraler Bedeutung", begründet Kartellamtspräsident Andreas Mundt. Das derzeitige Tarif-Chaos erschwert also die Verkehrswende.

Dennoch: "Der angekündigte konsequente Umstieg auf Elektroantriebe und das steigende Umweltbewusstsein der Kunden zeigen jetzt erste Wirkung", sagt Tüv-Geschäftsführer Joachim Bühler. Das zeigen auch die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes. Demnach lag die Zahl der Neuzulassungen im Juni zwar ein Drittel unter dem Vorjahres-Niveau. Autos mit alternativen Antrieben konnten ihren Anteil aber teilweise deutlich steigern:

  • 60,8 Prozent mehr Neuzulassungen mit Hybridantrieb gegenüber dem Juni 2019 bedeuten einen Marktanteil von 13,7 Prozent.
  • Die Zahl der neu zugelassenen Plug-in-Hybride stieg um 274,4 Prozent, ihr Anteil auf 4,9 Prozent.
  • Auch bei den Elektroautos gab es ein deutliches Plus, und zwar von 41 Prozent (Marktanteil: 3,7 Prozent).

Die neue Kaufprämie fürs E-Auto soll die Nachfrage weiter ankurbeln. Durch die Prämie wird mancher Neuwagen günstiger als Gebrauchte. Eine Liste finden Sie hier.

Jeder Zweite will erstmal kein E-Auto

Tüv-Mann Bühler ergänzt allerdings auch: "Der Umstieg auf die Elektromobilität ist noch längst kein Selbstläufer." Das bestätigt eine neue Umfrage. Darin sagt mehr als jeder Zweite, ein E-Auto sei für ihn in den kommenden fünf Jahren kein Thema.

Die schier unendlich vielen Stromtarife dürften ein Grund für die Ablehnung sein.

Verwendete Quellen
  • Marktforschungsunternehmen EuPD Research
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Bundesnetzagentur
  • Kraftfahrt-Bundesamt
  • gruenderszene.de
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