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Konflikt mit Aserbaidschan | Menschen fliehen in Scharen aus Bergkarabach


Straßen voller Busse und Autos
Menschen fliehen in Scharen aus Bergkarabach

Von t-online, reuters, dpa
Aktualisiert am 27.09.2023Lesedauer: 2 Min.
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Autos stauen sich auf dem Weg aus Bergkarabach nach Armenien: Knapp ein Drittel der Bevölkerung hat das Gebiet bereits verlassen. (Quelle: Sergei Savostyanov/TASS/imago-images-bilder)
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Aserbaidschan hat mit seinem Angriff auf Bergkarabach Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben. Fast ein Drittel der Bevölkerung hat bereits in Armenien Schutz gesucht.

Zehntausende Menschen haben Bergkarabach verlassen und Zuflucht in Armenien gefunden. Bislang sind dort nach Angaben der armenischen Behörden 42.500 Armenierinnen und Armenier angekommen – das entspricht in etwa einem Drittel der Bevölkerung in der Region. In Armenien selbst leben nur 2,8 Millionen Menschen.

Seit dem aserbaidschanischen Militäreinsatz in Bergkarabach versuchen Tausende Menschen die Enklave zu verlassen. Die Straßen, die sich in Serpentinen von dort nach Armenien schlängeln, sind voller Menschen. Viele verbringen die Nächte in ihren Autos und in Bussen.

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"Ich habe alles zurückgelassen"

Andere suchen am Straßenrand Holz, um ein Feuer zu machen und sich aufzuwärmen. "Ich habe alles zurückgelassen. Ich weiß nicht, was auf mich zukommt. Ich habe nichts", sagte Vera Petrosjan, eine 70-jährige pensionierte Lehrerin. Aserbaidschan hatte am Sonntag nach Monaten die einzige Straße aus Bergkarabach nach Armenien wieder geöffnet.

Der Konflikt um Bergkarabach

Der Konflikt ist einer der ältesten der Neuzeit. Die Führung der Sowjetunion sprach das überwiegend armenisch bewohnte Gebiet 1921 Aserbaidschan zu. Dagegen gab es in Bergkarabach immer wieder Proteste, bis Ende der 1980er-Jahre ein blutiger Konflikt ausbrach, in den schließlich auch Armenien einstieg und gemeinsam mit der Armee Bergkarabachs die Region unter ihre Kontrolle brachte. 2020 startete Aserbaidschan eine Offensive, um die Region zurückzuerobern. Bergkarabach selbst bezeichnet sich als unabhängig, in einer UN-Resolution wurde das Gebiet bis zu einer endgültigen Lösung des Konflikts Aserbaidschan zugesprochen.

Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber überwiegend von ethnischen Armeniern bewohnt. Diese hatten die Region mithilfe der armenischen Regierung drei Jahrzehnte lang weitgehend kontrolliert. Sie sah sich selbst als unabhängig, die sogenannte Republik Arzach war international aber nicht anerkannt. Am Dienstag vergangener Woche hatte Aserbaidschans Militär das Gebiet angegriffen. Einen Tag später stimmten die ethnischen Armenier in Bergkarabach notgedrungen einer Feuerpause zu.

Bei dem von Aserbaidschan geführten Militäreinsatz in Bergkarabach wurden nach Angaben des aserbaidschanischen Gesundheitsministeriums 192 eigene Soldaten getötet. Mehr als 500 weitere aserbaidschanische Soldaten seien zudem verletzt worden, erklärte das Gesundheitsministerium am Mittwoch. Die pro-armenische Seite hatte 213 Tote der Kämpfe vermeldet. Somit wurden bei der Militäroffensive insgesamt mehr als 400 Menschen getötet.

Früherer Regierungschef festgenommen

Nach offiziellen Angaben ließ Aserbaidschan auch den früheren Regierungschef der Republik Arzach, Ruben Wardanjan, an der Grenze zu Armenien festnehmen. Wardanjan sei in die Hauptstadt Baku gebracht worden, wo die Behörden über das weitere Vorgehen entschieden, teilte Aserbaidschans Grenzschutz der staatlichen Nachrichtenagentur Azertac zufolge am Mittwoch mit.

Baerbock für internationale Beobachter in Bergkarabach

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) rief am Mittwoch die Regierung in Aserbaidschan auf, internationale Beobachter in Bergkarabach zuzulassen. Zudem brauchten die Menschen in der Enklave nach langer Blockade Lebensmittel und Arznei. "Es wäre ein Vertrauensbeweis, dass es Aserbaidschan mit seinen Zusagen für die Sicherheit und das Wohl der Menschen in Bergkarabach ernst meint, wenn es internationale Beobachter zuließe", sagte Baerbock.

Nach der monatelangen Blockade fehle es den Menschen noch immer an Lebensmitteln, Medikamenten und Sanitärprodukten. "Hilfe darf die Menschen nicht nur scheibchenweise, sondern muss sie zuverlässig und zu jeder Zeit erreichen." Deutschland werde seine humanitäre Hilfe noch einmal aufstocken und die zusätzlichen Mittel für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes von zwei auf fünf Millionen Euro erhöhen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
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