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Anschlag in Straßburg: So brachte sich eine Frau im Kaufhaus in Sicherheit


Sechs Stunden im Kaufhaus
So brachte sich eine Touristin vor den Schüssen in Sicherheit

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 13.12.2018Lesedauer: 3 Min.
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Eingeschlossen, um sicher zu sein: Dem Terror entronnene Menschen warteten etwa in der Galeries Lafayettes in Straßburg (Foto) sechs Stunden darauf, dass sie sicher den Heimweg antreten konnten.Vergrößern des Bildes
Eingeschlossen, um sicher zu sein: Dem Terror entronnene Menschen warteten etwa in der Galeries Lafayettes in Straßburg (Foto) sechs Stunden darauf, dass sie sicher den Heimweg antreten konnten. (Quelle: Elizabeth Osterwisch)

Sie ist Gag-Schreiberin, aber am Dienstagabend war ihr nicht nach Lachen zumute: Die Amerikanerin Elizabeth Osterwisch hat t-online.de erzählt, wie sie vor den Schüssen von Straßburg geflohen ist.

Als Elizabeth Osterwisch am Dienstagabend Menschen eilig laufen sah, dachte sie noch an Busse. "Es schrie niemand, die Menschen liefen einfach schnell. Ich dachte, die wollen einen Bus bekommen." Aber dann knallten die Schüsse. Der Mann, der jetzt als Cherif C. bekannt ist, hatte die Waffe auf Menschen unweit des Weihnachtsmarkts gerichtet und abgedrückt.


Elizabeth Osterwisch wusste, dass es nicht darum geht, öffentliche Verkehrsmittel zu erwischen. Dort, wo sie Momente vorher noch entlang geschlendert war, hatte der Attentäter Schrecken und Tod gebracht.

Sechs Stunden hinter Metallrollläden

Es gibt Videos, auf denen Schreie zu hören sind. Elizabeth Osterwisch kann sich daran nicht erinnern. Mit den anderen Menschen eilt sie in die Galeries Lafayette, vor der sie gerade noch stand. Es sind rund 150 Meter bis zur Straße, aus der die Schüsse zu hören waren, der Rue des Grandes Arcades. Die nächsten sechs Stunden verbringt die Amerikanerin mit ihrem Mann hinter den sicheren metallenen Rollläden.

"Es ging ziemlich schnell, dass die Eingänge dicht gemacht wurden", erzählt sie. "Wir waren 200 Menschen in dem Kaufhaus." Sehr viele Touristen sind darunter, auch Deutsche, zum Weihnachtsmarkt kommen jeden Tag Tausende Tagestouristen über die Grenze.

"Es wurde sehr wenig gesprochen"

"Es war sehr ruhig, es wurde wenig gesprochen", erinnert sich Osterwisch an die Stunden im Kaufhaus. Keiner erzählte davon, was er erlebt hatte. Es ist keine Rede davon, ob der Täter "Allahu akbar" gerufen hat, wie es am Mittwoch von Augenzeugen heißen wird. Aber sie glaubt zu wissen, warum sie rennende Menschen gesehen, aber noch keine Schreie gehört hat: "Die hatten erkannt, dass er eine Waffe hat."

In der Galerie Lafayette zieht die Gruppe mehrfach um, zunächst in die fensterlosen Räume. Zuletzt finden die Menschen Unterkunft im Mitarbeiterbereich. Es werden Liegegelegenheiten für Kinder und Kranke geschaffen, es gibt etwas zu trinken, etwas zu essen. Elizabeth Osterwisch hatte gerade nach einem netten Restaurant gesucht, als sich das Leben in Straßburg schlagartig änderte.

Auf den Straßen sind schwer bewaffnete Polizisten unterwegs. Die Menschen im Kaufhaus aber sind dem Geschehen in der Stadt so nah und so fern wie der Rest der Welt: "Alle haben auf ihren Smartphones nach Nachrichten gesucht." Dort lesen sie, dass es Tote gegeben hat, die Zahlen sind widersprüchlich.

Von Polizisten zur Unterkunft eskortiert

Wann sie gehen dürfen, kann ihnen im Kaufhaus lange niemand sagen. Das Personal ist im Austausch mit der Polizei. Das Geläut am nahen Münster hat schon lange mit einem Schlag die Stundenzahl angezeigt, als die beiden Amerikaner das Kaufhaus verlassen können. In Zehnergruppen werden die Menschen in die Nacht entlassen.

Die 33-jährige Amerikanerin muss erst zum Bahnhof, wo das Gepäck noch steht, dann zurück, zu ihrer Unterkunft an der Rue des Grandes Arcades. An einer Brücke geht es nicht weiter, ein Checkpoint der Polizei. "Wir wurden dann von Bewaffneten zu unserer Unterkunft eskortiert. Da wurde uns richtig bewusst, dass sie ihn noch nicht haben."

Auf den Weihnachtsmarkt will sie noch mal

Völlig selbstverständlich ist für Osterwisch, dass sie den Weihnachtsmarkt in der Stadt noch einmal erleben will. "Es ist so schön hier." Weil der Markt aber am Freitag geschlossen bleibt, verlängert sie den Aufenthalt am Samstag, bevor es weiter nach Paris geht.

Doch die französische Bahn spielt nicht mit. "Nachdem du vor Schüssen geflohen bist und sechs Stunden in einem Kaufhaus in Ungewissheit gefangen warst, tauschen sie dir nicht einmal deine Fahrkarte gegen eine spätere", ärgert sich Osterwisch. Der Terror hat Menschen das Leben gekostet, aber Osterwisch möchte nicht, dass er ihr Leben weiter beeinträchtigt.


Als Amerikanerin hat sie ohnehin ein fast fatalistisches Verhältnis zu Schießereien. "Es ist ja offensichtlich, dass wir in den USA ein großes Waffenproblem haben. Da ist es ein naheliegender Gedanke, dass es an jedem Ort passieren kann, an dem ich in den USA bin. Ich hatte nur nicht erwartet, dass ich so was hier im Urlaub erlebe."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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