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Nicht zum ersten Mal: Ethnische Säuberungen im Sudan gegen Masalit-Volk


Ethnische Säuberungen im Sudan
"Ich habe mich mit dem toten Körper und seinem Blut bedeckt"

Von t-online, lec

Aktualisiert am 23.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Kämpfer des sudanesischen Militärs (Archivbild): Im krisengeplagten Land kommt es derzeit zu ethnischen Säuberungen.Vergrößern des BildesKämpfer des sudanesischen Militärs (Archivbild): Im krisengeplagten Land kommt es derzeit zu ethnischen Säuberungen. (Quelle: -/Getty Images)
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Erneut überfällt die arabische Miliz RSF Wohnorte des Masalit-Volkes im Sudan. Im Laufe dieses Jahres sollen bereits Tausende Mitglieder des Stammes getötet worden sein.

Kämpfer der arabischen paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) haben große Teile der sudanesischen, ethnischen Gruppe der Masalit getötet und Frauen der Gemeinschaft vergewaltigt. Das berichteten mehrere Überlebende des Vorfalls der Nachrichtenagentur Reuters.

Besonders stark betroffen von den Tötungen und Vergewaltigungen ist die sudanesische Stadt El Geneina, Hauptstadt des Bundesstaates West-Darfur. Die arabischen RSF-Kämpfer überwältigten zuvor einen Stützpunkt der sudanesischen Armee in Ardama – einem Außenbezirk von El Geneina. Unter anderem sollen die Soldaten mit Drohnen angegriffen worden sein, berichteten Überlebende Reuters. Nach ihrem Überfall verstärkten die RSF und verbündete arabische Milizen ihre Angriffe auf Zivilisten – betroffen sind mehr als 1.000 Menschen; die meisten von ihnen sind Teil des dunkelhäutigen Stammes der Masalit.

Äxte und Macheten

Laut Überlebenden seien Männer des Masalit-Stammes zusammengetrieben und erschossen worden. Andere berichten Reuters, wie Menschen mit Äxten und Macheten umgebracht wurden. Laut Augenzeugen seien die Straßen des Außenbezirks Ardamata noch tagelang von Leichen übersät gewesen. Auch Häuser wurden laut Augenzeugen geplündert.

Mohammed Ahmed Goma, ein Lebensmittelhändler, der fliehen konnte, erinnert sich im Gespräch mit Reuters an den Überfall der RSF: "Jeder rannte um sein Leben. Wenn jemand verletzt wurde, hatte man keine Zeit, um ihm zu helfen."

Auch der sudanesische Soldat Gamareldin Mohammend erinnert sich an den Angriff der RSF und sagte Reuters, wie er sich vor den arabischen Milizen versteckt habe. "Ich habe mich mit dem toten Körper [meines Kameraden] und seinem Blut bedeckt."

 
 
 
 
 
 
 

Es ist nicht das erste Mal, dass arabische Milizen ethnische Säuberungen gegen die Masalit-Gemeinschaft durchführen. Im Laufe des Jahres sollen durch die RSF und andere arabische paramilitärische Gruppen Hunderttausende Angehörige der damaligen Masalit-Mehrheit aus El Geneina vertrieben worden sein. Zudem sollen zu Beginn des Jahres mehrere Hundert Einwohner der Stadt von arabischen Milizen getötet worden sein; ein Großteil von ihnen Masalit.

Heute ist unklar, wie viele Angehörige der Masalit noch in El Geneina leben. Laut Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, hatte die Stadt 2022 eine Bevölkerung von etwa 540.000 Menschen. Nach den Kämpfen dieses Jahres flohen aus dem Sudan insgesamt etwa eine halbe Million Menschen nach Tschad – Ardamata galt als einer der letzten Hochburgen des Masalit-Volkes in El Geneina.

Borell spricht von "ethnischer Säuberungskampagne"

Die EU schätzt, dass mehr als 1.000 Masalit in Ardamata getötet wurden. EU-Chefdiplomat Josep Borell beschrieb die "jüngsten Gräueltaten" in Ardamata als Teil einer "weiteren ethnischen Säuberungskampagne". Ziel der RSF sei es Borell zufolge, die nicht-arabische Masalit-Gemeinschaft im Westen Darfurs auszulöschen.

Weder die sudanesische Armee noch die RSF oder andere arabische Milizen in der Region antworteten auf Anfragen Reuters. Jedoch gab ein Sprecher der RSF am 13. November in einer Erklärung bekannt, dass allein die sudanesische Armee Schuld an den Kämpfen habe.

Gleichwohl kündigte der Kommandeur der RSF-Gruppe, General Mohamed Hamdan Dagalo, eine Untersuchung der Ereignisse in Ardamata an. Zudem erklärte er, dass es "keinen Schutz für Einzelpersonen geben werde, die mitschuldig an Verbrechen gegen die Rechte unschuldiger Zivilisten sind". Jedoch kann an den Aussagen Dagalos gezweifelt werden – denn bereits nach früheren Gewalttaten in El Geneina kündigte er Untersuchungen der RSF an.

Verwendete Quellen
  • reuters.com: "Sudan refugees detail second wave of bloody ethnic purge by Arab forces" (englisch)
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