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"Bärendienst für den Journalismus" | Blog erfindet Terroranschlag und erntet Shitstorm


"Bärendienst für den Journalismus"
Blog erfindet Terroranschlag und erntet Shitstorm

Von dpa, job

26.03.2018Lesedauer: 2 Min.
Die Polizei widerspricht per Twitter der Falschmeldung des Rheinneckarblogs: Man habe mit dem erfundenen Terroranschlag eine Debatte auslösen wollen, heißt es vom Betreiber des Blogs.Vergrößern des BildesDie Polizei widerspricht per Twitter der Falschmeldung des Rheinneckarblogs: Man habe mit dem erfundenen Terroranschlag eine Debatte auslösen wollen, heißt es vom Betreiber des Blogs. (Quelle: Sina Schuldt/dpa-bilder)
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Ein Regionalblog hat einen Artikel über einen angeblichen Terroranschlag in Deutschland mit vielen Toten veröffentlicht. Der Text ist frei erfunden – und ruft nun den Staatsanwalt auf den Plan.

Vom angeblich "größten Terroranschlag in Westeuropa" war die Rede, von 50 Angreifern, die in Mannheim mit Macheten und Messern über 130 Menschen getötet und viele verletzt haben sollen. Das behauptete zumindest der Rheinneckarblog am Sonntag, ein Regionalblog, der laut eigener Darstellung "Nachrichten und Informationen aus und über die Region Rhein-Neckar" bietet.

Der "Terroranschlag" allerdings war frei erfunden. Die Falschmeldung löste im Internet eine Welle der Empörung aus. Und auch die Staatsanwaltschaft Mannheim beschäftigt sich inzwischen damit. Sie prüft, ob ein Anfangsverdacht für eine Straftat besteht, wie eine Sprecherin sagte. Details nannte sie nicht.

Artikel habe Debatte befördern sollen

Der Redaktionsleiter des Rheinneckarblogs, Hardy Prothmann, schrieb in einem erklärenden Text am Montag: "Wir haben Fake News veröffentlicht, die morgen schon Realnews sein könnten." Die "Story" sei vollständig erfunden. "Wir wollten definitiv keine Massenpanik erzeugen, wohl aber Aufmerksamkeit – für mögliche Bedrohungslagen, aber auch für Fake News." Man habe provozieren und eine Debatte befördern wollen.

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Artikel löst massive Beschwerden aus

Der Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes, Frank Überall, sagte dem Deutschlandfunk: "Der Rhein-Neckar-Blog hat dem Journalismus einen Bärendienst erwiesen. Der Text wurde ohne klare Kennzeichnung als Satire veröffentlicht. Es wurde sogar eine fiktive Nachrichtensperre erwähnt, so dass man den Eindruck gewinnen sollte, Klarstellungen von Polizei und Behörden seien nicht ernst zu nehmen. Das hat mit Journalismus nichts zu tun."

Der Deutsche Presserat teilte mit, es seien vier Beschwerden gegen den Bericht eingegangen. Die Kritik am Rheinneckarblog laute, er habe eine massive Unwahrheit verbreitet und die Bevölkerung mit Absicht verunsichert. Außerdem kritisierten die Beschwerdeführer, dass die Aufklärung der Sachlage hinter einer Bezahlschranke verborgen bleibe. Der Presserat prüfe, ob er ein Verfahren gegen den Blog einleite.

Behörden hatten von Veröffentlichung abgeraten

Prothmann gibt an, die Behörden im Dezember über seine Pläne informiert zu haben. Die seien "nicht amüsiert" gewesen und hätten darum gebeten, ihn nicht zu veröffentlichen. Das bestätigt eine Stadt-Sprecherin: "Oberbürgermeister Peter Kurz wurde im Dezember von Herrn Hardy Prothmann über seine Absicht informiert, einen fiktionalen Text zu veröffentlichen. Er hat Herrn Prothmann darauf hingewiesen, dass der Text hoch problematisch sei, und bat Herrn Prothmann, diesen nicht zu veröffentlichen."

Der Bitte sei Prothmann zunächst nachgekommen. Deshalb sei die Veröffentlichung für die Stadt nun auch überraschend gewesen. Da die Staatsanwaltschaft Mannheim derzeit prüfe, ob das Blog mit der konkreten Form der Veröffentlichung gegen Rechtsnormen verstoßen habe werde sich die Stadt darüber hinaus nicht weiter zu dem Fall äußern.

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