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Airbnb-Wohnungen wandern wegen Corona-Krise zu anderen Portalen


Corona-Krise
Ferienwohnungen bei Airbnb – "bis mindestens August tot"

  • Lars Wienand
  • Sandra Groeneveld
Von Lars Wienand, Sandra Groeneveld

25.03.2020Lesedauer: 4 Min.
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Auf Wiedersehen? Niemand bucht aktuell noch über Airbnb. Einzelne Vermieter bieten ihre Wohnungen jetzt auch auf anderen Immobolienplattformen an.Vergrößern des Bildes
Auf Wiedersehen? Niemand bucht aktuell noch über Airbnb. Einzelne Vermieter bieten ihre Wohnungen jetzt auch auf anderen Immobolienplattformen an. (Quelle: Jens Kalaene/dpa-bilder)

Weil der Tourismus völlig zum Erliegen gekommen ist, bucht auch niemand mehr Airbnb-Wohnungen. Welche Folgen hat das für den Wohnungsmarkt? Und können Vermieter Staatshilfen in Anspruch nehmen?

Die Corona-Krise führt dazu, dass Vermieter von Airbnb-Wohnungen jetzt gezwungen sind, diese günstiger auf Portalen wie Immobilienscout24 oder Immowelt aber auch bei Ebay-Kleinanzeigen anzubieten. t-online.de hat dort etliche neue Angebote für Wohnungen gefunden, die bisher über Airbnb vermietet wurden. In manchen Vierteln könnte es Effekte auf dem angespannten Wohnungsmarkt geben.

"Airbnb ist bis mindestens August tot", sagt ein Vermieter von vier Wohnungen in Berlin zu t-online.de. In seinen Wohnungsanzeigen, die er nun auf Immobilienscout24 geschaltet hat, macht er keinen Hehl daraus, dass es ihm ums Überbrücken geht, bis wieder Urlauber kommen. "Wegen der Corona-Situation haben alle unsere internationalen Gäste storniert. Die Wohnungen stehen daher für die kommenden drei Monate und wahrscheinlich auch noch weitere Monate zur Verfügung."

Monatsmiete jetzt VB statt 3.438 Euro

In anderen Anzeigen wird das versteckt: "Vorübergehend unbewohnt", heißt es auf Ebay-Kleinanzeigen in einem Angebot "TOP exklusive und zentrale Whg in Berlin Mitte". t-online.de hat die gleiche Wohnung auf Airbnb gefunden, wo sie für einen Monat 3.438 Euro kosten sollte. Preis nun: VB (Verhandlungsbasis). "Die Wohnung steht ab sofort zur Verfügung, 1 Monat evtl. länger". Ein "Wunderschöner Altbau im Herzen Berlins" von Airbnb ist ab sofort über Immowelt für 2.750 Euro und Ebay Kleinanzeigen ("Gewünschter Zeitraum 2-3 Monate") für 1.950 Euro zu haben.

Es sind in Berlin mindestens einige Dutzend Airbnb-Wohnungen, die t-online.de neu auf anderen Portalen finden konnte. Ein Sprecher von Anbieter Immowelt will daraus aber noch keinen Trend ableiten: "Die Corona-Krise ist noch zu frisch, als dass sich bereits jetzt statistisch signifikante Verschiebungen im Angebot zeigen. Und wir können nicht feststellen, ob ein Objekt vorher ausschließlich via Airbnb angeboten wurde." Zum Teil treten auch nicht die Airbnb-Vermieter selbst als Ansprechpartner in den Anzeigen auf, sondern Anbieter von Wohnen auf Zeit wie das Berliner Start-up Wunderflats.

Bei Airbnb 10.722 Wohnungen und Häuser in Berlin

Die neu eingestellten Wohnungen auf Immobilienscout & Co. machen auch nur einen Bruchteil des Airbnb-Angebots aus: Eine Animation des irischen Architekten Rob Cross, die Sie oben im Video sehen können, demonstriert das eindrucksvoll. Auf einer Google-Earth-Ansicht zeigt er die Wohneinheiten, die über Airbnb angeboten werden und nun für Monate keine Urlauber als Mieter finden werden. In Berlin waren das mit Datum vom 17. März 10.722 Wohnungen und Häuser. Im Video ist seine Animation zu sehen.

Allerdings werde ein großer Teil Wohnungen nur so genutzt, wie Airbnb gedacht gewesen sei, sagt Tobias Just, Wissenschaftlicher Leiter der IREBS Immobilienakademie und Professor für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg zu t-online.de. Das bedeutet: Bewohner überlassen ihre Wohnung für einen kurzen Zeitraum Urlaubern, wenn sie selbst nicht zu Hause sind.

Nach Zahlen des Portals Inside Airbnb werden zwei Drittel der Berliner Airbnb-Wohnungen nur für einen kleinen Teil des Jahres angeboten. Im Umkehrschluss heißt das: Das andere Drittel wird offenbar nur zur Vermietung genutzt, das sind mehr als 3.000 Wohnungen. Ein Anbieter auf Airbnb kommt allein auf 45 Wohnungen.

1,8 Millionen Wohneinheiten insgesamt in Berlin

Zwei Doktoranden von Just haben in einer Studie festgestellt, dass das Aufkommen von Airbnb berlinweit nicht zu einer nennenswerten Verknappung geführt hat. In besonders gefragten Szenevierteln, wo sich Airbnb-Quartiere konzentrieren, gebe es aber Anzeichen. "In manchen Straßen wird ja auch von 'Airbnb-Häusern' gesprochen. Dort könnte es nun auch Effekte und eine Neubewertung geben." Zweckentfremdet gewerblich vermietete Wohnungen seien bei 1,8 Millionen Wohneinheiten in Berlin aber insgesamt eher ein Randphänomen, so Just.

Peter Guthmann, Geschäftsführer der Guthmann Estate GmbH und Autor des Berliner Immobilienblogs, erwartet, dass Auswirkungen der Corona-Krise auf den Markt in ein bis zwei Wochen zu sehen sein könnten. "Und abhängig davon, wie lange die Situation anhält, wird sich der ein oder andere Eigentümer auch noch überlegen, länger zu vermieten. Aber auch wenn dadurch mehr Wohnungen auf den Markt kommen, denke ich nicht, dass aus diesem Grund die Mieten sinken." Generell habe es auf dem Berliner Markt zuletzt eine Seitwärtsbewegung gegeben: Die Mieten sind stabil.

Airbnb-Vermieter: "Können jetzt nicht von 600 Euro leben"

Der Vermieter der vier Airbnb-Wohnungen rechnete t-online.de vor, dass er vierstellige Einbußen monatlich erwartet. Eine Wohnung hat er zwar bereits vermieten können, damit nimmt er aber nur 150 Euro ein. Gelinge ihm das auch bei allen vier Wohnungen, "dann erziele ich 600 Euro, von denen meine Frau und ich leben sollen". Mit seinen Airbnb-Vermietungen als Gewerbe bestreitet er den Lebensunterhalt und sagt: "Wir brauchen jetzt staatliche Hilfe." Er hat Gewerbeflächen, überwiegend ehemalige Ladenlokale oder angeschlossene Räume, angemietet, und als Wohnungen hochwertig renoviert.

Und er ist nicht der Einzige, der nun andere Wege sucht: Per Ebay-Kleinanzeige bietet eine Frau, die mit ihrem Vater ein kleines Berliner Hotel betreibt, diese Zimmer nun monatsweise an: "Durch das Ausbleiben der Hotelgäste bedingt durch das Coronavirus stehen unsere Zimmer weitläufig leer, und nun müssen wir andere Wege finden."

Wie sich die Corona-Krise auf das Angebot von Wohneinheiten in Berlin auswirkt, sehen Sie oben im Video oder, wenn Sie hier klicken.

Verwendete Quellen
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