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Mangel an Corona-Impfstoff? Jens Spahn und Hausärzte widersprechen sich


Spahn kontra Hausärzte
Und jetzt ist wieder Impfstoffmangel?

Von dpa, lr

03.12.2021Lesedauer: 3 Min.
Jens Spahn in einem Hamburger Impfzentrum (Archivbild): Erneut klagen Ärzte über Impfstoffmangel.Vergrößern des BildesJens Spahn in einem Hamburger Impfzentrum (Archivbild): Erneut klagen Ärzte über Impfstoffmangel. (Quelle: photothek/imago-images-bilder)
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Während Ärzte aus mehreren Regionen Deutschlands immer lauter klagen, versichert Gesundheitsminister Spahn: Es ist genügend Impfstoff da. Wie passt das zusammen?

Schnelles Impfen ist der Weg aus der Corona-Notlage – da sind sich alle Experten einig. Umso irritierender klingen die aktuellen Berichte aus der Praxis. In Mecklenburg-Vorpommern droht zum Beispiel die geplante Impfaktionswoche zu scheitern: "Es hakt mal wieder am Impfstoff", beklagte der Landesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Stefan Zutz. Viele seiner Kollegen hätten nur einen Bruchteil des bestellten Impfstoffes erhalten. Statt der jeder Praxis zugesagten 48 Impfdosen seien mitunter nur 12 geliefert worden. "Dafür lohnt es kaum, die Praxis am Wochenende extra zu öffnen", erklärte Zutz.

Die Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen steigt unterdessen. Bund und Länder versprachen, gezählt ab Mitte November, 30 Millionen Impfungen bis zum Jahresende. Geht das überhaupt – oder leidet Deutschland auch in der vierten Corona-Welle erneut unter Impfstoffmangel?

Spahn: "Ziele scheitern nicht am Impfstoff"

Der scheidende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht ausreichend Impfstoff vorhanden, auch für 30 Millionen Impfungen in kurzer Zeit. "Das Erreichen der gesteckten Ziele scheitert nicht am Impfstoff", versprach er. Schon kommende Woche werde genügend ausgeliefert sein.

Wenn die Dosen auch verimpft würden, wäre das "ein großer Erfolg". Spahn rechnete vor: Zehn Millionen Impfungen seien bereits erfolgt, die Dosen für zehn weitere seien zudem schon ausgeliefert. Die letzten zehn Millionen sollen in Kürze folgen.

Insgesamt sollen in den kommenden Wochen "durch eine gemeinsame Kraftanstrengung" 18 Millionen Dosen Biontech und 25 Millionen Booster-Dosen Moderna ausgeliefert werden. Die Impfkampagne habe wieder "enorm an Fahrt" gewonnen, betonte der Noch-Gesundheitsminister. So hätten allein in den vergangenen beiden Tagen zwei Prozent der Deutschen eine Auffrischungsimpfung erhalten.

Weiterhin ungleiche Nachfrage zwischen Biontech und Moderna

So weit die Statistik – bei vielen Verantwortlichen vor Ort wächst jedoch die Wut. "Eine Impfstelle ohne Impfstoff ist natürlich etwas, was nur Frust erzeugt", berichtete der Vorsitzende des Brandenburger Landkreistages, Wolfgang Blasig (SPD), dem "RBB". Er sei ratlos, wie es so weit kommen konnte. Die Verteilung laufe über Großlager, die seien so gut wie leer. Das liege wahrscheinlich auch an falscher Logistik, kritisierte er in Richtung Bund.

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Genau lässt sich kaum beurteilen, was die Gründe dafür sind. Die Diskrepanz zwischen den Impfstoffdosen, die verfügbar sein müssten, und dem Eindruck in der Praxis ist jedoch auffällig groß.

Der Eindruck, dass es an Impfstoff mangelt, könnte durch mehrere Gründe entstehen. So sind bislang nach Angaben verschiedener Kassenärztlicher Vereinigungen weitaus mehr Menschen mit dem Vakzin von Biontech geimpft worden, obwohl Moderna nachweislich ähnlich wirksam ist und vergleichbar seltene Nebenwirkungen hat. Dementsprechend haben die Arztpraxen deutlich mehr Biontech als Moderna bestellt. Es besteht also ein Ungleichgewicht in der Nachfrage.

Ministerium verweist auf falsche Bestellungen

Der Vorrat eines Mittels allein reicht aber nicht aus, um die hohe Nachfrage zu bedienen. Auch aus diesem Grund hatte das Gesundheitsministerium die Auslieferung von Biontech Anfang November rationiert – da hatten viele Impfärzte aber schon Termine vergeben und mit dem Impfstoff geplant. Ärzte monieren zudem, dass nicht einmal die dabei versprochenen Bestellmengen jetzt eingehalten würden.

Doch auch beim Mittel von Moderna gab es zuletzt vereinzelt Lieferschwierigkeiten – auch hier konnte die gestiegene Nachfrage nicht immer bedient werden.

Denkbar sind also auch logistische Probleme. Die Nachfrage nach Booster-Impfungen ist in den vergangenen Tagen sprunghaft angestiegen, auch ist die Anzahl an Impfstellen wieder deutlich gewachsen. Der Impfstoff wird aber nicht kontinuierlich geliefert, sondern meistens in der Größenordnung von mehreren Millionen Dosen an den Bund. Von dort gehen die Vakzine an den Großhandel, der in deutlich kleineren Liefermengen an die Impfstellen weiterverteilt. Wird plötzlich wieder deutlich schneller verimpft als erwartet, entsteht ein vorübergehender Mangel.

Das Gesundheitsministerium sieht zudem einen Teil der Schuld auch bei den Impfstellen selbst. "In den meisten Beschwerdefällen hat sich gezeigt, dass Bestellungen zu spät oder nicht korrekt aufgegeben wurden", sagte ein Ministeriumssprecher dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Wut vor Ort dürfte das kaum verringern.

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