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Spelle im Emsland: Steingarten-Hasser schwärzt 100 Nachbarn an


Schotter-Ärger in deutscher Kleinstadt
Wirbel um Steingärten – 100 Nachbarn angeschwärzt

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 30.09.2024Lesedauer: 2 Min.
Schottergarten (Symbolbild): Biologisch gesehen sind viele dieser Gärten tot, denn sie bieten dem Naturschutzbund Nabu zufolge den meisten Tieren und Pflanzen weder Nahrung noch Lebensraum.Vergrößern des BildesSchottergarten (Symbolbild): Biologisch gesehen sind viele dieser Gärten tot, denn sie bieten dem Naturschutzbund Nabu zufolge den meisten Tieren und Pflanzen weder Nahrung noch Lebensraum. (Quelle: Wilfried Wirth/imago-images-bilder)

Aufregung in einer 15.000-Einwohner-Gemeinde im Emsland: In Spelle sorgt ein Briefschreiber für Ärger. Der Bürgermeister ist sauer.

In der Samtgemeinde Spelle im niedersächsischen Landkreis Emsland hat ein anonymer Briefschreiber rund 100 Besitzer von Schottergärten angeschwärzt. Zuerst berichtete die "Neue Osnabrücker Zeitung", auch der NDR griff das Thema auf.

Demnach gingen beim Landkreis und bei der Gemeinde Schreiben ein, in denen die Behörden dazu aufgefordert werden, bis Jahresende dafür zu sorgen, dass alle Vorgärten in Spelle der niedersächsischen Bauordnung entsprechen – beigefügt war eine Liste mit Adressen von Menschen, die in Spelle Schottergärten haben.

Bürgermeister sauer, Landkreis kündigt Prüfung an

Spelles Bürgermeister zeigte sich den Berichten zufolge empört: Er sei zwar kein Freund von Schottergärten, aber Denunziantentum möge er auch nicht, sagte Matthias Sils von der CDU. Die Gemeinde werde die geforderte Prüfung der Gärten nicht vornehmen. Der Briefschreiber möge sich bitte offen an die Verwaltung richten, dann werde man vielleicht weitersehen.

Allerdings ist die Gemeinde wohl auch gar nicht zuständig. Die verantwortliche Bauaufsichtsbehörde ist nämlich beim Landkreis angesiedelt – und der hat bereits angekündigt, die Beschwerde zu prüfen. Dies könne angesichts der Vielzahl der Adressen allerdings dauern, teilte die Behörde laut NDR mit. Außerdem behandle man das anonyme Schreiben nicht mit höchster Priorität.

Das Recht ist eindeutig – die Argumente auch

Sollte die Prüfung tatsächlich irgendwann kommen, wird den Gartenbesitzern wohl nichts anderes übrig bleiben, als eine Umgestaltung zu planen. Denn die niedersächsische Bauordnung ist in der Schotter-Frage eindeutig: So bequem manche Menschen Steinwüsten statt Pflanzenwuchs auch finden mögen, erlaubt sind sie nicht. Das niedersächsische Oberverwaltungsgericht hielt das 2023 auch bereits in einem Urteil fest: Steinelemente seien nur zulässig, sofern sie sich den Pflanzen "dienend zu- und unterordnen".

Auch außerhalb der reinen Rechtslage gibt es gute Argumente gegen Schottergärten. Der Naturschutzbund Nabu fasst knackig zusammen: "Schottergärten sind nicht nur lebensfeindlich für Insekten, Vögel, Igel und Co., sondern auch schlecht für das lokale Klima und den Wasserhaushalt, weil sie sich stark aufheizen und Regenwasser nicht speichern können."

Gemeinde will Bürgern helfen, Nabu gibt Tipps

Die Gemeinde Spelle will den Bürgern daher jetzt helfen. Der Bürgermeister sagte, ihm schwebe eine kostenlose Beratung vor, wie sich Schottergärten in pflegeleichte grüne Gärten umwandeln lassen.

Laut Nabu ist das gar nicht einmal besonders schwierig: Falls Folie unter den Steinen liegt – weg mit ihr. Anschließend wird der Schotter mit Sand und etwas Grünschnittkompost aufgefüllt, gemischt, eine blütenreiche Wildblumenwiese gesät – und schließlich kann man dabei zuschauen, wie die Natur sich selbst um den Vorgarten kümmert und ihn erblühen lässt, bis die Nachbarn neidisch werden.

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