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Karnevalszug in Volkmarsen – Polizist war Augenzeuge: "Die Fahrt war gewollt"


"Die Fahrt in Volkmarsen war bewusst und gewollt"

Christian Bültemann, law

Aktualisiert am 25.02.2020Lesedauer: 3 Min.
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Polizisten in Volkmarsen nach der Fahrt eines 29-Jährigen mitten hinein in den Karnevalsumzug. Ein Kollege, der hobbymäßig einen Bliog betreibt, hatte den Zug gefilmt – und nahm dabei auch das schlimme geschehen auf.Vergrößern des Bildes
Polizisten in Volkmarsen nach der Fahrt eines 29-Jährigen mitten hinein in den Karnevalsumzug. Ein Kollege, der hobbymäßig einen Bliog betreibt, hatte den Zug gefilmt – und nahm dabei auch das schlimme Geschehen auf. (Quelle: Uwe Zucchi/dpa-bilder)

Ein Polizist hat das schreckliche Geschehen von Volkmarsen gefilmt – weil er auch eine regionale Website betreibt. Den Film hat er Ermittlern gegeben, aber seine Eindrücke hat er aufgeschrieben.

Christian Bültemann hätte schnelles Geld verdienen können: Boulevardmedien klingelten ihn an, weil er an seinem freien Tag gefilmt hat, wie in Volkmarsen binnen Sekunden ausgelassen-fröhlicher Karnevalsspaß zu Schrecken und Schmerz wurde. Bültemann ist Polizist, er hat den Polizeiführer unterrichtet und den Boulevardmedien abgesagt: Unfallbilder gibt es grundsätzlich auch auf der Seite "nordhessen-journal.de" nicht, die er nebenbei hobbymäßig betreibt.

Doch geschrieben hat Bültemann, wie er die quietschenden Reifen hörte, und wie das Auto mit einem 29-Jährigen am Steuer an ihm vorbei schoss. Bültemann beschreibt, wie ihn das Geschehen fassungslos machte und wie ihm der örtliche Apotheker als schneller Helfer in der Not aufgefallen ist.

Es ist schon komisch. Da knallt ein Wahnsinniger nur 150 Zentimeter an mir vorbei, weil ich auf einer Verkehrsinsel stehe, und die will er ja nicht treffen, sondern möglichst viele Menschen. Also weicht er dieser aus. Sonst wäre ich dran gewesen an diesem Rosenmontag – komisches Gefühl sowas. Ich stand in Volkmarsen auf dem Steinweg, Ecke Arolser Straße und machte Bilder von einem fröhlichen Karnevalsumzug.

"Schurri, Schurri" höre ich überall, den örtlichen Ruf der Narren. Lustige ausgelassene Menschen, die sich toll kostümiert haben. Bereits seit gut acht Minuten rollt der Festzug auf mich zu und an mir vorbei. Ich mache Fotos und ein Video des fröhlichen Umzuges und auch davon, was dann passiert.

Sieht der denn gar nicht die Leute?

Plötzlich höre ich hinter mir durchdrehende Reifen und drehe mich um. Tausende Gedanken schießen durch meinen Kopf. Was soll denn das? Wo kommt der denn her? Sieht der denn gar nicht die Leute?

Die Polizei hatte veranlasst, dass mehrere Fahrzeuge auf der direkten beschleunigungsfähigen Spur diese blockiert haben. Mehrere Lieferwagen standen dort, wie schon seit Jahren übrigens. Auch die Polizei stand mit zwei Einsatzwagen auf der Arolser Straße. Da knallt dieser "Mann" mehr oder minder durch die Absperrung und direkt auf mich zu.

Wegen Traktor nach links ausgewichen

Das Fahrzeug hat zu diesem Zeitpunkt einiges Tempo drauf und beschleunigt noch. Dann passiert mich das Fahrzeug und rast auf einen großen Traktor zu, weicht aber nach links aus. Es zieht direkt in den Festzug rein. Männer, Frauen und Kinder fliegen durch die Luft.

Dann korrigiert das Fahrzeug noch mal die Richtung und zieht mehr nach rechts, bevor es endgültig vor dem Rewe zum Stehen kommt. Überall liegen Verletzte herum, man hört Menschen schreien. Viele Menschen laufen in die Richtung, um zu helfen, und flüchten nicht in Panik.

Polizisten zerren Fahrer aus dem Auto

Der Apotheker dort geht geistesgegenwärtig sofort in seinen Laden und holt Verbandsmaterial und verteilt dieses. Alles lange, bevor die Rettungskräfte vor Ort sind. Die Polizisten ziehen Schutzkleidung an: Sie wussten zunächst auch nicht recht, was nun vorliegt. Der Fahrer ist noch in dem Fahrzeug, sie zerren ihn raus.

Die ersten Rettungskräfte treffen jetzt ein und kümmern sich um die Leute. Natürlich kenne ich einige der Menschen, die verletzt wurden, und hoffe ganz inständig, dass sie und die anderen vielen verletzten Menschen wieder glücklich und gesund werden können.

Ich selbst bin noch ganz fassungslos, wie man so etwas machen kann. Denn für mich ist eines sicher: Das war kein Versehen. Das war bewusst und gewollt.

Verwendete Quellen
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