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Corona-Eklat bei Tönnies: Behörden verschickten Adressliste von Mitarbeitern


Nach Corona-Ausbruch
Behörden verschickten Adressliste von Tönnies-Mitarbeitern

  • Jonas Mueller-Töwe
Von Jonas Mueller-Töwe

Aktualisiert am 24.06.2020Lesedauer: 2 Min.
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Tönnies-Geschäftsführer Clemens Tönnies: Adressen seiner Beschäftigten wurden von der Stadt Dortmund an zahlreiche Empfänger weitergeleitet. Grund für den Datenskandal ist der Ausbruch im Schlachthof Rheda-Wiedenbrück.Vergrößern des Bildes
Tönnies-Geschäftsführer Clemens Tönnies: Adressen seiner Beschäftigten wurden von der Stadt Dortmund an zahlreiche Empfänger weitergeleitet. Grund für den Datenskandal ist der Ausbruch im Schlachthof Rheda-Wiedenbrück. (Quelle: imago-images-bilder)

Nach dem Corona-Ausbruch im Schlachthof Tönnies kursiert eine Liste mit Anschriften der Beschäftigten des Standorts. Offenbar wurde sie von Behörden an zahlreiche Empfänger verschickt.

Behörden in Nordrhein-Westfalen haben eine Liste mit Adressen von Tönnies-Mitarbeitern des Standorts Rheda-Wiedenbrück an zahlreiche Pflegeeinrichtungen per E-Mail verschickt. Allein in Dortmund waren es 164 Empfänger. Die Excel-Datei mit dem Dateinamen "MA-Daten Tönnies WTG Abfrage" enthält 2.030 Wohnanschriften von über 7.400 Beschäftigten. Namen werden in dem Dokument nicht genannt, aus den Adressen sind aber Rückschlüsse auf Mitarbeiter möglich.

"Nicht nur Stadt Dortmund betroffen"

Der Datenschutzbeauftragte des Landes NRW ist informiert und prüft den Fall. "Aus aktuellen Beratungsanfragen ist uns bekannt, dass nicht nur die Stadt Dortmund betroffen ist", sagte ein Sprecher der Datenschutzbehörde t-online.de. Eine abschließende rechtliche Bewertung werde aber eine umfassende Sachverhaltsermittlung erfordern.

Bei der Adressliste handelt es sich grundlegend nach Auskunft der Bezirksregierung Detmold gegenüber t-online.de um diejenige, die als Handlungsgrundlage für den Infektionsschutz im Unternehmen abgeholt wurde. Tönnies hatte hinsichtlich der Adressen seiner Beschäftigten lange nicht vollständig kooperiert. Dafür hatte das Unternehmen auch datenschutzrechtliche Gründe genannt.

Die Bezirksregierung Detmold übermittelte anschließend die Liste unter anderem an seine Landkreise sowie an die Regierungsbezirke Arnsberg und Münster. Von dort aus wurden sie wiederum den jeweiligen Kreisen und kreisfreien Städten zur Verfügung gestellt. Dabei habe es sich "sozusagen um Amtshilfe" gehandelt, sagte Ursula Kissel t-online.de, Sprecherin des Regierungsbezirks Arnsbergs. Die Liste solle Gesundheitsbehörden helfen, Kontakte zu verfolgen und so potenzielle Infektionsketten zu unterbrechen. Eine Anweisung sei damit nicht verbunden gewesen.

E-Mail an zahlreiche Pflegeeinrichtungen

Das sieht die Stadt Dortmund anders. In einer Stellungnahme teilte eine Sprecherin t-online.de mit: "Zusammen mit den Adressen erreichte die Stadt eine Anweisung der Bezirksregierung Arnsberg/des Landes NRW, die Liste der Wohnadressen unverzüglich an Einrichtungen nach dem Wohn- und Teilhabegesetz weiterzuleiten – also u.a. Alten- und Pflegeheime sowie Einrichtungen der Eingliederungshilfe." Bewohner der Einrichtungen seien durch das Virus besonders gefährdet. "Die Träger dieser Einrichtungen haben daher sicherzustellen, dass ein ausreichender Schutz vor Infektionen gewährleistet ist."

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Die Heimaufsicht der Stadt Dortmund hatte das Dokument per E-Mail an zahlreiche Pflegeeinrichtungen weitergereicht – mit der Bitte abzuklären, ob sich daraus Kontakte zu Mitarbeitern, Dienstleistern oder Auszubildenden ergeben könnten. Überschneidungen seien unverzüglich zu melden. Die Bezirksregierung Arnsberg habe nur eine sehr kurze Frist für die Rückmeldungen eingeräumt.

Für andere Kreise im Regierungsbezirk ein nicht nachvollziehbarer Vorgang: "Die Kontaktverfolgung ist zentrale Aufgabe unseres Gesundheitsamts", sagte beispielsweise der stellvertretende Sprecher des Kreises Unna, Max Rolke. Auch weitere Kreise gaben auf Anfrage an, selbstverständlich nicht die Adressliste an Empfänger außerhalb von Behörden weitergeleitet zu haben. "Der Kreis Soest klebt an den Buchstaben der Datenschutzgrundverordnung", sagte Wilhelm Müschenborn als Sprecher des Kreises. Welche anderen Kreise oder kreisfreien Städte betroffen sind, ist noch unklar.

Update, 29.6.2020: Weitere Recherchen von t-online.de haben ergeben, dass das Landesgesundheitsministerium die Verteilung der Adressliste anordnete. Lesen Sie alles dazu HIER.

Verwendete Quellen
  • eigene Recherchen
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