Schlangeninsel im Schwarzen Meer Ukrainischer Kriegsgefangener: "Wurden ständig dafür geschlagen"

Wladislaw Zadorin war jahrelang in russischer Kriegsgefangenschaft. Er erlebte Folter, Misshandlungen und Hunger, wie er jetzt in einem Interview berichtet.
Die Szene zu Beginn des russischen Überfalls im Februar 2022 schrieb weltweit Geschichte. Die russische Marine forderte die ukrainischen Soldaten auf der kleinen Schlangeninsel im Schwarzen Meer zur Kapitulation auf. Die entgegneten ihnen: "Russisches Kriegsschiff, fick dich!"
Kurz darauf mussten sich die Ukrainer dennoch ergeben. Einer der ukrainischen Soldaten war Wladislaw Zadorin. Er kam aus der russischen Kriegsgefangenschaft frei und berichtete über Folter und Demütigung durch die russischen Soldaten. "Wir wurden ständig dafür geschlagen", sagte Zadorin jetzt im Interview mit dem Sender Radio Swoboda.
Der entlassene Kriegsgefangene berichtete über unmenschliche Zustände: Zadorin wog ursprünglich 120 Kilo und verlor in der Gefangenschaft die Hälfte seines Gewichts. Er und Mitgefangene hätten "drei Scheiben Schwarzbrot pro Tag, vermischt mit Sägemehl oder Sand" bekommen, sagte Zadorin. Das Schlimmste sei der Hunger gewesen, sagte Zadorin. "Wir aßen Mäuse, Toilettenpapier, Waschmittel, Schnecken, Würmer – alles, was wir essen konnten."
"Vergewaltigungen und Kastrationen"
Im April 2022 versenkten die ukrainische Marine das russische Kriegsschiff "Moskwa". Danach seien die ukrainischen Gefangenen durch russische Soldaten so geprügelt worden, dass sie wie "Kissen" durch die Flure geflogen seien. Eine weitere Methode: Schläge in den Bauchraum. Zadorin berichtete: "Wenn sie uns mit einem Gummistock schlugen, kamen sie zu uns und stellten Fragen: 'Magst du Foie gras? Hast du schon mal Foie gras gegessen?' Und wenn man das bejahte, schlugen sie einem in die Leber."
Laut Zadorin gab es auch "viele Vergewaltigungen und Kastrationen". Er selbst erlitt nach eigenen Angaben Wirbelschäden, eine Kopfverletzung und bekam Blasen- und Augenprobleme. Auch hat er inzwischen gelegentlich Probleme mit dem Sehen.
Die Rechte von Kriegsgefangenen sind in der Genfer Konvention verankert, zuletzt ergänzt 1977. Demnach gilt: "Kriegsgefangene dürfen nicht dafür belangt werden, dass sie sich direkt an den Feindseligkeiten beteiligt haben. Ihre Inhaftierung ist keine Form der Bestrafung. Der Zweck derselben ist vielmehr, ihre weitere Beteiligung am Konflikt zu verhindern."